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Herrscherin des Lichts

Herrscherin des Lichts

Titel: Herrscherin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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Zigarette. „War denn irgendeiner von euch schon mal dort?“
    „Nein.“ Ein zweites Warum, über das er sich noch vor Kurzem niemals Gedanken gemacht hätte, drängte sich ihm auf.
    „Meinst du nicht, das ist irgendwie …“ Keller gestikulierte mit seiner Metallhand, „… unfair?“
    Malachi schüttelte den Kopf, und wie schon beim ersten Mal, als er dies in Kellers Werkstatt getan hatte, fühlte sich die Bewegung seltsam vertraut an. „Es ist nicht an mir, zu beurteilen, ob etwas fair oder unfair ist. Ich habe lediglich den Willen Gottes ausgeführt.“
    „Ach, es ist also sein Wille, die armen Hunde da oben einfach sich selbst zu überlassen?“ Der Bio-Mech zog abermals an seinem Glimmstängel. „Dann hab ich ja Glück, hier unten gelandet zu sein.“
    „Das ist nicht, was ich damit sagen wollte. Du hast den Sinn meiner Worte verdreht.“ Malachis Hände ballten sich an seinen Seiten zu Fäusten, Hände, die nie zuvor dazu gebraucht worden wären, einen Akt sinnloser Gewalt zu verüben. Doch dieser Sterbliche und seine verwirrenden Fragen säten in ihm den Keim des Zweifels. Seine Unsterblichkeit mochte ihm genommen worden sein, doch er würde dieser Perversion eines einst von Gott geschaffenen Wesens nicht gestatten, ihm auch noch den letzten Rest seiner Überzeugungen zu stehlen.
    „Kann sein, aber es klingt trotzdem logisch, oder? Ich meine, wenn ihr Typen euch nicht dort hochbemüht und euren Job macht, wer tut es denn dann? Hat Gott etwa noch eine extra Großputzkolonne dafür?“
    „Nein, nur Todesengel sammeln Seelen.“ Richtig, also warum ging keiner von ihnen in die Oberwelt, wo sich der Großteil der Sterblichen aufhielt? Was geschah mit deren Seelen nach ihrem Tod?
    Keller sah aus, als sei er sehr zufrieden mit sich. Zufrieden, weil er es geschafft hatte, ihn zornig zu machen? „Siehst du, genau das meine ich.“
    Malachi watete forsch an ihm vorbei, sein innerer Zwiespalt und die dadurch geschürte Wut verliehen seinen müden Beinen neue Kraft.
    „Hey, das kannst du nicht machen“, rief Keller ihm hinterher.
    Malachi sah sich nicht um. „Doch, kann ich.“
    „Nein, kannst du nicht. Wenn du nämlich da langgehst …“
    „Werde ich mich ohne dich verlaufen? Und irgendeiner Kreatur zum Opfer fallen, die im Dunkeln lauert?“ Er kämpfte sich weiter durch das tiefe Wasser voran, das seine Schritte bremste wie ein fest um seine Oberschenkel geschlungenes Seil.
    „So was in der Art“, bestätigte Keller, seine Stimme klang beunruhigend unbeteiligt. „Aber meinetwegen, nur zu, beweis mir, dass ich unrecht habe.“Malachi machte zwei weitere Schritte vorwärts, wenn auch zögerliche. Menschen hatten diese merkwürdige Angewohnheit, Worte zu gebrauchen, die etwas völlig anderes bedeuteten als das, was sie eigentlich damit ausdrücken wollten. Nach noch ein paar Schritten mehr kehrte seine Zuversicht zurück. Nichts lauerte im Dunkeln, nichts strich unter der Wasseroberfläche um seine Beine. Es war keinesfalls so gefährlich, wie der Mensch ihn hatte glauben machen wollen.
    Und dann rutschte plötzlich der Boden unter seinen Füßen weg, und der Kanal verschluckte Malachi wie ein hungriges Ungetüm. Er fand sich in völliger Dunkelheit wieder, denn die Augen hatte er im Reflex zugekniffen. Der Schlick, der überall umhertrieb, verstopfte seine Nase, und Wasser strömte in seine Ohren. Weder konnte er atmen noch über das Geräusch seines eigenen wilden Strampelns hinweg irgendetwas hören. Er zwang sich, die Augen zu öffnen, und sah, wie um ihn herum silbrig grüne Bläschen zur Oberfläche aufstiegen, die unvorstellbar weit entfernt zu sein schien. Sein entweichender Atem, vom Wasser aus ihm herausgedrückt und fortgetragen.
    Ich werde sterben . Panik ergriff ihn, es fühlte sich an, als würde sein Brustkorb von einer riesigen Klaue zusammengequetscht. Seine Lungen schrien förmlich nach Sauerstoff, er musste Luft holen, ob es hier unten welche gab oder nicht, das Brennen war einfach nicht länger zu ertragen. Er öffnete den Mund und japste überrascht, als etwas zunächst den viel zu engen Kragen seines Hemdes packte und dann seinen Hals. Kaum, dass sein Kopf die Oberfläche durchbrochen hatte, fing er an zu würgen und hustete in hohem Bogen eine ganze Fontäne schmutzigen Wassers aus.
    „Ganz ruhig. Ruhig.“ Keller hielt ihn mit seinem künstlichen Arm, mit dem anderen zog er sie beide durch die dreckige Brühe, in der sie schwammen, bis sie wieder Grund unter den Füßen

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