Herrscherin des Lichts
dieses Mal zu mitleiderregend, als dass Malachi es ihm abgekauft hätte. Aus welchem Grund irgendjemand versuchen sollte, absichtlich so erbärmlich zu wirken, wollte Malachi nicht recht aufgehen.
„Weil ich parteiisch bin. Ich reiße mich nicht drum, hier unten zu hausen. Also hab ich zwei Möglichkeiten. Entweder ich tue, was von einem loyalen Menschenwesen erwartet wird, und halte mich raus – was das Zahlen einer lächerlich hohen Wuchermiete einschließt, um auf dem Streifen wohnen zu können –, oder ich entscheide mich für eine der beiden Seite, die den ganzen Zirkus ein für alle Mal beenden wollen. Da fällt die Wahl nicht schwer. Die Darkworld hat immerhin nicht vor, die menschliche Rasse auszurotten …“
„Aber die Lightworld schon.“ Das wusste Malachi nur zu gut, schließlich hatte er, für die Anwesenden unsichtbar, zahlreiche Konferenzen der Darkworld-Assassine mit angehört.
„Genau. Und die Miete ist günstiger hier.“
Was auch immer diese „Miete“ war, für Sterbliche schien sie von großer Wichtigkeit zu sein, überlegte Malachi.
Der Bio-Mech grinste und fügte hinzu: „Na ja, um ehrlich zu sein, liegt sie eher so bei null.“
„Und dieser Streifen, ich werde dort also nicht angegriffen werden?“, fragte Malachi und sah zu, wie Keller sich bückte und seine Anglerhosen in einen Hohlraum hinter eine der losen Fliesen stopfte.
Er lachte, stand auf und rieb die Hände aneinander, als könne er dadurch den Schmutz und Schimmel von ihnen abwischen. „Ich hab nie behauptet, dass dir nichts passieren kann. Aber immerhin wird auf dem Streifen niemand nur deshalb eine Hetzjagd auf dich veranstalten, weil du ein Darkworlder bist.“
Im Untergrund gab es nichts als Tod und Gewalt. Das wusste Malachi gut. Doch als er unsterblich und überdies unsichtbar für beinahe alle anderen Kreaturen gewesen war, hatte er sich um Gefahren nie viele Gedanken gemacht. Er glaubte nicht, dass er ein potenziell gefährliches Wesen überhaupt als solches erkennen könnte. Ihn hatten nur die Sterblichen interessiert, und die waren, unabhängig davon, welcher Rasse sie angehörten, niemals eine Bedrohung für ihn gewesen.
Würde es dann ab jetzt immer so sein? Bei jedem Schritt befürchten zu müssen, er brächte einen dem Tod ein Stück näher? Sich in irgendeiner dunklen Höhle verschanzen, Selbstgespräche führen und dabei jenen süchtig machenden Qualm inhalieren, und das nur, um ganz einfach nicht verrückt zu werden?
„Hey, kommst du?“ Kellers Stimme hallte von den gefliesten Wänden wider, und Malachi schreckte zusammen. Er hatte nicht aufgepasst, und der Bio-Mech war ohne ihn weitergegangen.
Er folgte ihm, denn er war nicht erpicht darauf, allein in der Darkworld zurückzubleiben, die ihm plötzlich viel furchteinflößender vorkam, als sie es jemals getan hatte.
8. KAPITEL
Z ur vereinbarten Stunde verließ Ayla das Refugium und machte sich auf den Weg zu Garrets Unterkunft außerhalb der Palastmauern. Als einziger Ort, an dem es echte, lebende Bäume gab, war das Refugium die größte Kostbarkeit der Lightworld. So kostbar, dass es rund um die Uhr bewacht wurde, nicht, dass noch irgendein unwürdiger Darkworlder diesen heiligen Boden betrat und ihn entweihte. Umgeben von den kristallklaren Wassern der Quellen konnte Ayla ihr Elfenblut so intensiv spüren, dass es sich beinahe anfühlte, als sei es das Einzige, das durch ihre Adern floss. Als würde nicht etwas so Perfides wie Menschlichkeit ihre Reinheit beflecken.
Dieser Effekt hielt leider nicht lange an, nachdem sie den Hort der Ruhe und Klarheit verlassen hatte. Ihr Herz war genauso bleischwer wie das Schwert, das sie auf dem Rücken trug. Normalerweise hätte sie es nicht mitgenommen, aber ihr war in letzter Zeit mehrfach aufgefallen, wie Sar, ein Kobold, der am Ende ihrer Pritschenreihe schlief, es ein bisschen zu interessiert in Augenschein nahm, und Gelegenheit machte bekanntlich Diebe. Außerdem würde Garret ihr wahrscheinlich den Auftrag erteilen, den er für sie angenommen hatte, und dann brauchte sie ihre Waffe ohnehin. Es wäre eine willkommene Möglichkeit, seinen bohrenden Fragen zu entgehen und abzuwarten, bis diese Sache mit dem Darkworlder in Vergessenheit geraten war. Wenn sie ihm die Wahrheit beichtete, würde er ihrem menschlichen Blut die Schuld geben und sie damit beschämen.
Diese Selbstzweifel sind Garrets Werk, flüsterte eine innere Stimme ihr zu, doch sie schob sie beiseite. Garret machte keinen Hehl aus
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