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Herrscherin des Lichts

Herrscherin des Lichts

Titel: Herrscherin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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ausmachen. „Warum nicht diesen Weg? Du hast diese Vorrichtung, die dich vor der Feuchtigkeit schützt. Ich habe nichts und würde es vorziehen, den trockeneren Pfad zu wählen.“
    „Erstens ist das keine ‚Vorrichtung‘. Man nennt es Anglerstiefel. Und die sehen deshalb so komisch an mir aus, weil ich sie von einem Bergtroll gewonnen habe, der nicht sonderlich gut im Kartenspielen ist. Zweitens sieht der rechte Weg leichter aus, aber glaub mir, er ist es nicht.“ Keller kratzte an der Metallplatte hinter seinem Ohr. Die kleinen Fünkchen, die dabei entstanden, fielen zu Boden und erloschen, noch bevor sie die Wasseroberfläche berührten. „‚Leichter‘ ist in der Darkworld gleichbedeutend mit ‚gefährlicher‘. Zunächst mal müssten wir eine Gebühr bezahlen.“
    „Eine Gebühr?“ Malachi war auf seinen Streifzügen durch diese Tunnel für die Bewohner der Darkworld üblicherweise unsichtbar unterwegs gewesen. Niemals hatte man ihn dazu aufgefordert, eine Gebühr zu entrichten. Allerdings wäre es durchaus möglich, dass die wenigen Geschöpfe, die ihn hatten sehen können, es einfach nicht wagten, etwas von ihm zu verlangen.
    „Ja, genau. Für den Luxus, den bequemeren Weg nehmen zu dürfen. Teufel, sogar einige der nicht ganz so bequemen Strecken sind in der Hand von diesen selbst ernannten Zöllnern. Wenn es ein Sterblicher ist, wollen sie meistens Geld oderFluppen. Bio-Mechs so wie ich haben es auf Metallreste oder wiederverwertbare Körperteile abgesehen.“ Keller hielt seinen mechanischen Arm hoch. „Aber Gott steh dir bei, wenn es ein Nachtalb oder ein Succubus ist. Worauf die aus sind …“ Er erschauderte demonstrativ.
    „Nachtalb?“ Malachi hatte den Spezies der Darkworld, deren Seelen er nicht einsammeln musste, nie allzu große Beachtung geschenkt. „Davon weiß ich nichts.“
    „Von den anderen ausgestoßene Elfen. Die standen schon lange, bevor es sie nach hier unten verschlagen hat, auf der Seite der finsteren Mächte. Unappetitliche blaue Haut und gelbe Augen.“ Keller zog eine Grimasse. „Hassen alles und jeden. Vertragen sich oft nicht mal mit ihresgleichen.“
    „Diese Welt ist …“ Malachi suchte nach dem passenden Wort in der menschlichen Sprache. Die Gabe, jede Art der Kommunikation mit anderen Geschöpfen zu beherrschen, schwand unaufhaltsam. „Sonderbar.“
    „Du findest sie sonderbar? Stell dir vor, du hättest mal da oben gelebt, wo ich ursprünglich herkomme.“ Keller nickte mit dem Kopf zur Tunneldecke hinauf. „Ich meine, es ist ja nicht so, als hättest du nicht schon eine ganz schön lange Zeit hier verbracht.“
    „Zu lang.“ Wann war Zeit relevant für ihn geworden? Sie wateten weiter, das Wasser stieg immer höher, fast bis zum Rand des Feuchtigkeitsschutzes, den der Bio-Mech über den zerschlissenen Stoffhosen trug. Der Kanal veränderte seine Form, wurde breiter, und sie folgten ihm, bis Malachi eine ebene Erhebung aus Beton neben ihren Köpfen aufragen sah, die trocken zu sein schien. „Was ist das?“
    „Eine U-Bahn-Station?“ Keller zuckte mit den Schultern, lehnte sich an die Kanalwand und suchte in der Tasche seiner Anglerhose nach dem Päckchen Papierrollen, die für ihn offenbar lebenswichtiger waren als Essen oder Trinken. „Ich glaube, früher sind hier unten Züge gefahren, bevor sie ihre Verkehrsmittelkomplett in die Oberwelt verlegt haben. Damals war ich noch nicht mal geboren. Bist du jetzt unter die Geschichtsforscher gegangen, oder was? Wieso interessiert es dich so, was die Menschen in der Vergangenheit gemacht haben?“
    „Du bist ein Mensch“, entgegnete Malachi gleichermaßen schnippisch. „Und ich versuche nur, mich an diese Form der Existenz zu gewöhnen.“
    „Einspruch, mein Freund. Ich war ein Mensch. Heute kann ich mich da oben nicht mehr blicken lassen.“ Ein bläulicher Rauchschwaden stieg von der Zigarette des Bio-Mechs zu einem Belüftungsschlitz auf, durch den ein schmaler Lichtstrahl fiel, und Kellers Blick folgte ihm. „Ich könnte einen großen Schlapphut tragen. Handschuhe. Zur Hölle, die würden mich trotzdem erwischen.“ Er lachte leise. Ein bitteres Lachen. „Musstest du jemals da raufgehen?“
    „Nein.“ Erst jetzt kam Malachi auf die Idee, dass dieser Umstand eigenartig war, wenn man bedachte, welche Aufgabe die Engel hatten. „Vermutlich hätten wir das tun sollen.“
    „Hm, tja. Da gibt’s jedenfalls ein paar mehr Sterbliche als hier.“ Keller nahm einen weiteren tiefen Zug von seiner

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