Herrscherin des Lichts
lassen, nicht einer Sturmbö am Boden zu trotzen. Der Kopf der Kreatur schlug seitlich gegen den Stein, dann sackte sie in sich zusammen.
Irgendwo ging ein Alarm los. Malachi ließ sich aus der offenen Tür fallen und landete mit beiden Füßen auf dem Boden, aber der reißende Schmerz, der ihn auf einmal durchfuhr, sagte ihm, dass etwas nicht stimmte. Er konnte nicht stehen. Die Flügel öffnend flatterte er unbeholfen ein Stück nach oben.
Ayla stand im Eingang, die Arme um den Oberkörper geschlungen und ansonsten in nichts als ihre schimmernden Haare gehüllt. Ihre weiße Haut schien die Luft um sie herum zu erhellen, als würde sie vom Mondschein angestrahlt.
„Komm mit mir“, sagte Malachi, die Worte irgendwie durch seinen vor Angst wie zugeschnürten Hals zwängend. „Bitte.“
Sie blickte über die Schulter ins Innere ihrer Behausung, wo ihr verletzter Elfenmann lag. „Ich kann nicht. Geh!“ Als er sich nicht rührte, schrie sie es ihm so laut entgegen, dass die Panik geradewegs aus ihrem Herzen in ihre Stimme gesprungen zu sein schien. „Geh!“
Als er davonflog, schaute er sich noch einmal um. Sie tat dasselbe. Tränen rollten ihre Wangen hinunter, tropften auf ihre nackte Haut, und das Licht, das sie zuvor umgeben hatte, erlosch.
„Wie konnte er uns finden?“
Ayla hockte wie versteinert auf dem Fußboden und starrte ins Leere. Sie hatte ihre hübschen blauen Gewänder übergeworfen, die jetzt wie ein Zelt über ihre angezogenen Beine fielen, ein tiefblaues Meer, das die lebendige kleine Insel darin vor dem draußen tobenden Unwetter aus Garrets kalter Wut abschirmte.
„Wie konnte er uns finden?“, wiederholte er. Nicht „Wie konnte er dich finden?“ sondern „uns“. Diese Wortwahl sollte die ganze Tragweite, die Unverzeihlichkeit ihres Betruges untermauern.
Als sie noch immer nicht reagierte, schlug er sie hart ins Gesicht. Wäre es irgendein anderer gewesen, der die Hand gegensie erhob, sie hätte zurückgeschlagen, aber wie könnte sie mit ihrem Mentor kämpfen, dem einzigen Wesen auf der Welt, das an sie geglaubt, ihr so viel beigebracht und sie geliebt hatte, vom ersten Tag ihrer Ankunft in der Lightworld an? Sie verdiente den Hieb, der auf ihrer Wange ein brennendes Mal hinterließ, als hätte man ihr mit einem glühenden Eisen ein Brandzeichen hineingesengt. Es würde niemals vollständig verblassen, sondern für immer eine Erinnerung an ihr treuloses Verhalten bleiben, die jeder sehen konnte.
„Am gleichen Tag, an dem ich dir nur wenige Stunden vorher mein Herz zu Füßen gelegt habe, an dem ich mit dir einen ewigen Bund eingegangen bin, komme ich zurück in unser gemeinsames Heim und finde dich vor in den Armen eines … eines Monsters! Einem unserer schlimmsten Feinde!“ Er machte eine Pause, holte tief Luft und ließ sie langsam wieder entweichen. „Du schuldest mir eine Antwort. Wie konnte er uns finden?“
Ayla sprach leise und bedächtig, sodass sie jedes ihrer Worte genau hören konnte, während sie redete. Sie durfte keinerlei Raum für Missverständnisse lassen oder sich gestatten, auch nur den kleinsten Fehler zu begehen. „Ich weiß nicht, wie er uns finden konnte.“
Ein zweiter Schlag.
„Es ist keine Lüge. Ich versuche nicht, dir etwas zu verheimlichen, um dir wehzutun. Als ich von meinem Auftrag zurückgekommen bin, wusste ich noch nicht, dass ich von nun an hier leben würde, mit dir. Ich kann es ihm also überhaupt nicht verraten haben.“ Sie wartete auf den nächsten Fausthieb, aber er kam nicht.
Mit einem schweren Seufzen pflichtete Garret ihr bei. „Ja. Das ist wahr. Ich habe deine Sachen in dieses Apartment bringen lassen, ohne dir vorher Bescheid zu geben.“ Einen Moment später war der eisige Unterton in seiner Stimme wieder da. „Kennst du ihn? Gibt es irgendeinen Grund, warum er dich bis hierher verfolgt hat?“
„Ich kenne ihn“, flüsterte sie. Sie war nicht vorbereitet auf die Ohrfeige, die er ihr verpasste, und der Schock, zusammen mit dem unerwarteten Schmerz, ließen sie ungewollt keuchen. Sie schluckte, dann fuhr sie mit ihrer Beichte fort: „Ich habe die Gäis gebrochen, indem ich sein Leben verschont habe, und ein weiteres Mal, als ich ihn gestern geheilt habe.“
Er schlug wie wild auf sie ein, wieder und wieder, und sie ließ es zu, ohne sich zur Wehr zu setzen. Sie hatte ihn betrogen, sein Vertrauen missbraucht, daran gab es nichts zu leugnen. Davon abgesehen war das Leid in ihrem Herzen um so vieles größer als jeder
Weitere Kostenlose Bücher