Herz an Herz mit dem Boss?
schwamm, ging sie in London nur selten ins Bad, da sie vor lauter Arbeit kaum Zeit dafür fand. Wie ein Fisch tauchte sie unter und nahm sich vor, den ganzen Pool zu durchqueren, ohne an die Oberfläche zu kommen, um Luft zu holen.
Während sie schwamm, den Rand erreichte, kurz auftauchte, Luft holte und wieder zurücktauchte, machten sich unangenehme Gedanken in ihrem Kopf breit.
Der Arbeit wegen hatte sie aufgehört, schwimmen zu gehen. Der Arbeit wegen ging sie nicht mehr ins Fitnessstudio. Oft hatte sie Verabredungen mit Freunden in letzter Minute abgesagt, weil Ryan sie gebeten hatte, Überstunden zu machen. Und sie hatte sich nichts dabei gedacht.
Sie hatte sich für einen erfolgshungrigen, ehrgeizigen Menschen gehalten. Nie war ihr der Gedanke gekommen, dass sie sich womöglich nur deshalb so sehr ins Zeug gelegt hatte, weil sie gern in Ryans Nähe war. War sie vielleicht nur deshalb eine so dienstbeflissene Sekretärin gewesen, weil sie eine heimliche Sehnsucht nach ihm hegte, ohne es je bemerkt zu haben? Hatte sie geglaubt, aus ihrer Erfahrung mit Greg gelernt zu haben, nur um ihren Fehler zu wiederholen?
Dieser Gedanke war so beunruhigend, dass sie gar nicht bemerkte, wie nah sie dem Beckenrand gekommen war. Sie stieß sich den Kopf und tauchte vor Schreck prustend auf.
Als sie die Augen öffnete, sah sie Ryan, der sich über den Beckenrand beugte. Er kam ihr vor wie ein Hirngespinst.
Er hatte Badehosen an, locker sitzende, kakifarbene Shorts mit einer Schnur im Bündchen, und trug sein kurzärmeliges Hemd offen.
Jamie sah sich mit seinem muskulösen, braun gebrannten Oberkörper konfrontiert, was ihr mehr Schwindel verursachte als der Zusammenstoß mit der Poolwand.
„Was machst du denn hier?“, keuchte sie in der schwachen Hoffnung, dass ihr surrender Kopf ihr nur einen Streich spielte.
„Ich rette dich schon wieder. Ich wusste nicht, dass du so sehr zu Unfällen neigst.“ Er reichte ihr die Hände, um ihr hinauszuhelfen, doch Jamie nahm sie nicht. Stattdessen schwamm sie zu den Stufen am flachen Ende des Pools und setzte sich dort hin.
„Was hast du dir dabei gedacht, wie ein geölter Blitz durch das Becken zu sausen, ohne dich darum zu kümmern, wie weit der Rand noch entfernt ist?“ Ryan streifte sein Hemd ab und setzte sich neben sie ins Wasser. „Lass mich mal deine Beule ansehen.“
„Bitte, nicht das schon wieder“, stöhnte Jamie, fasste an die Stelle, an der sie sich gestoßen hatte, und zuckte zusammen. „Mit meinem Kopf ist alles in Ordnung.“
„Mit Beulen am Kopf ist nicht zu spaßen. Sag mir, wie viele Finger ich hochhalte.“
„Ich dachte, du wolltest arbeiten“, antwortete sie in vorwurfsvollem Ton und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Ryan sich an die Stufe lehnte und sich mit den Unterarmen abstützte. Er hatte die Augen geschlossen und wandte das Gesicht der Sonne zu, und Jamie ertappte sich dabei, dass sie seine kraftvolle, männliche Schönheit in sich aufsog wie eine Süchtige. Als er die Augen plötzlich öffnete und sie ansah, errötete sie und schaute weg.
„Ich habe gearbeitet, aber ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, herzukommen und ins Wasser zu gehen. Ich wusste gar nicht, dass du so eine gute Schwimmerin bist.“
„Du hast mich beobachtet ?“
„Ich bekenne mich schuldig.“ Doch er verriet ihr nicht, wie lange er sie schon beobachtet hatte. Und auch nicht, dass er gar nicht anders gekonnt hatte, als ihr zum Pool zu folgen. Ausnahmsweise war er einmal nicht in der Lage gewesen, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Ihr beim Schwimmen zuzusehen hatte ihn verzaubert. Auf den ersten Blick war ihr schwarzer Bikini unauffällig und alles andere als sexy, doch an ihr war er ein wahres erotisches Kunstwerk. Er warf einen verstohlenen Blick auf ihr Dekolleté und ihre vollen Brüste.
Sie einfach nur anzusehen, während er ein solches sexuelles Verlangen verspürte, bedeutete schon, mit dem Feuer zu spielen. Er war dem Punkt gefährlich nahe, an dem es ihm egal war, ob sie seine perfekte Sekretärin war oder nicht und ob es verrückt war, mit ihr ins Bett zu gehen oder nicht.
„Hast du mit deiner Schwester gesprochen?“
„Hast du vergessen, dass du mein Telefon kaputt gemacht hast?“
„Sobald du wieder in England bist, kannst du dir auf Firmenkosten das beste Telefon aussuchen, das auf dem Markt ist. Ohne Einschränkung.“
„Das ist sehr großzügig von dir.“
„Nun, es war ja meine Schuld, dass du dein Handy hast fallen
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