Herz auf Umwegen
einen netten Tag?«
»Ja.«
»Wie schön für euch. Da scheint sich ja eine wunderbare Freundschaft zu entwickeln.« Katjas Groll stieg gegen ihren Willen unaufhaltsam hoch. »Was macht es schon, dass eine andere Freundschaft dadurch in die Brüche geht? Das muss dich nicht kratzen.« Nur gut, dass Alexa heute einen freien Tag hatte und von dem Ganzen nichts mitbekam.
Katjas Telefon klingelte und verhinderte, dass sie sich weiter in Rage redete. Sie griff zum Hörer, lauschte. Ihr Blick lag dabei kühl auf Janny. Die wiederum runzelte die Stirn.
»Okay, Lydia«, sagte Katja in den Apparat. »Ich komme gleich mal in dein Kabuff. Dann kannst du mir zeigen, wo genau das Problem liegt.« Sie legte auf. Ohne sich weiter um Janny zu kümmern, machte sie sich auf den Weg in Lydias Labor.
Natürlich hatte es nach dem Artikel in der Zeitschrift die Runde in der Firma gemacht, welcher Erfolg Lydia gelungen war. Grit war ja überzeugt, jemand von der Geschäftsleitung habe die Presse selbst informiert, um jetzt, da FORCE Kaufabsichten signalisierte, den Preis der Firma in die Höhe zu treiben. Eine simple PR-Aktion. Man wollte es nur nicht zugeben. Katja war geneigt, ihr zuzustimmen, besonders weil Herforth diese Präsentation vor der Presse inszenieren wollte, womit er Lydia offenbar sehr nervös machte. Denn die »Doktorin« zeigte sich niemandem mehr und ließ auch keinen in ihr Labor. Es musste schon etwas Wichtiges sein, dass sie jetzt anrief und um Hilfe bat.
»Mist, Mist, Mist.« Lydia lief wie ein Raubtier im Käfig im Labor auf und ab.
Katja blieb für einen Moment irritiert in der Tür stehen. Dann schloss sie die Tür und fragte: »Was ist denn los?«
Lydia hielt in ihrem Lauf inne und sah Katja an. »Ich bin geliefert. Aber so was von«, rief sie mit vor Panik überkippender Stimme.
»Na hör mal. Du bist für alle das Genie der Firma. Selbst wenn du den Strom im gesamten Gebäude lahmlegst, wird man dir das nachsehen.«
»Ph«, machte Lydia und fuchtelte sinnlos mit den Händen in der Luft herum. »Das wäre auch nur ein harmloser Streich im Vergleich zu dem, was ich mir geleistet habe.«
Katja hob die Augenbrauen an. »Was hast du denn angestellt?«, erkundigte sie sich vorsichtig.
»Es ist alles Herforths Schuld. Ständig stand er hier auf der Matte und hat mich gedrängt. Und ich war ja auch kurz davor, diese verdammten Moleküle zu bändigen. So kurz, dass ich im Eifer des Gefechtes vergessen habe, die Parameter für die Plasmaeigenschaften zu protokollieren.«
Katja stöhnte. »Ach Lydia!«
»Na ja, du kennst mich. Ich dachte, das mache ich später. Hab ja alles im Kopf. Und dann gelang es. In meiner Euphorie habe ich Herforth angerufen. Woher sollte ich wissen, dass er gleich zur Presse rennt?«
Also hatte Grit recht gehabt. Es war eine PR-Aktion!
»Jetzt versuche ich seit Tagen vergeblich, das entscheidende Experiment zu wiederholen.«
»Wie lange schreibst du denn schon keine Protokolle mehr?«
»Drei Wochen.«
»Was?« Das war selbst für eine Chaotin wie Lydia eine Leistung!
»Vielleicht etwas länger.«
Katja fasste sich an die Stirn.
»Und ausgerechnet jetzt geht die Kammer kaputt«, rief Lydia leicht hysterisch. »Beim Zünden des Plasmas macht es einfach nur urks, und nichts passiert. Ich hab schon alles durchgemessen, kann den Fehler aber nicht finden. Du musst mir helfen. Bitte! Und natürlich darf niemand erfahren, was ich dir erzählt habe!«
»Bist du verrückt?« Katja schaute Lydia entsetzt an. »Das kann ich doch nicht verheimlichen. Wenn das rauskommt! Und was ist mit dem Pressetermin? Spätestens da fliegt doch alles auf.«
»Bis dahin habe ich das Problem gelöst. Versprochen!«
»Wie weit bist du denn mit der Rekonstruktion?«
Lydia biss sich auf die Unterlippe. »Na ja«, druckste sie. »Im Moment schwirrt es in meinem Kopf etwas durcheinander. Aber das wird schon.«
»Ist dir eigentlich klar, in welch bescheidene Lage du mich bringst?«
»Natürlich. Aber ich brauche deine Hilfe. Lass mich bitte nicht hängen.«
Katja seufzte. »Mensch Lydia.«
»Bitte«, flehte die.
»Na, lass mich erst mal nachsehen, ob ich den Fehler finde. Dann sehen wir weiter.« Katja stand auf und machte sich daran, die kleine Plasmaanlage zu untersuchen. Nach einer Viertelstunde hatte sie das Problem auf den Hochfrequenzgenerator
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