Herz auf Umwegen
geht wirklich nicht«, sagte sie kauend. »Ich hab´s Janny versprochen.«
Grit holte einmal tief Luft, atmete wieder aus. »Scheinbar habe ich was verpasst, nämlich den Moment, da ihr dicke Freundinnen wurdet«, meinte sie bissig. »Aber gut. Dann wird es dich ja freuen, dass ich Janny zu unserer Fahrradtour morgen eingeladen habe.«
Katja schluckte, und es war nicht nur der Pizzateig, an dem sie würgte. Eine ordentliche Portion Enttäuschung musste auch hinunter. Sie würde Gritt also nicht für sich haben, sondern mit Janny teilen müssen. Nach den Erfahrungen der letzten Tage hieß das, Grit würde ihren üblichen Eiertanz um Janny aufführen und sie, Katja, durfte dabei zusehen.
»Was ist denn? Du sagst ja gar nichts«, meldete Grit sich in ihre Gedanken.
Katja schaute auf. Was auch? Dass ich es toll finde, dass Janny neuerdings ständig dabei ist? Sie griff nach ihrem Bier und spülte ihren Ärger hinunter.
»Ja, ist okay. Warum nicht?«, gab sie sich gleichgültig.
Grit lächelte. »Wirklich? Ich hatte schon befürchtet, du würdest protestieren.«
»Wieso?«, brummte Katja. Was würde es auch nützen, dachte sie dabei.
Ha! Wenn Grit wüsste, was Janny so in ihrer Freizeit trieb …
Für einen Moment überkam Katja Schadenfreude. Sollte Grit ruhig auf die Nase fallen. Doch unmittelbar darauf meldete sich Katjas schlechtes Gewissen. Das konnte sie nicht bringen. Sie musste Grit sagen, was sie wusste! Allerdings war sie sich nicht sicher, wie Grits Reaktion ausfallen würde. Was, wenn die ihr gar nicht zuhörte oder ihr vorwarf, Janny nur schlechtmachen zu wollen. Die gute Absicht konnte schnell nach hinten losgehen und sie stand wieder als eifersüchtige Furie da.
Andererseits unterlag Katja auch einer gewissen Versuchung, denn wenn Grit ihr glaubte, bestand eine gute Chance, dass sie Janny in den Wind schoss. Wog Katja das gegen den Ärger ab, den sie sich einfing, wenn Janny im Gegenzug ihr, Katjas, kleines Geheimnis preisgab – dann war es das doch wert! Also los Katja, vergiss dein Versprechen. Im Krieg und in der Liebe sind alle Mittel erlaubt. Aber Katja hasste es, ein Versprechen zu brechen. Sie hasste es schon, zehn Minuten zu spät zu einer Verabredung zu kommen.
»Na komm, du kannst ruhig zugeben, dass du eifersüchtig bist«, meinte Grit jetzt. Katja hob die Augenlider und schaute Grit leicht frustriert an. Wenn Grit davon ausging, warum lud sie Janny dann ein? War es ihr egal, wenn sie zusah und litt, wie Janny den Platz angeboten bekam, den sie sich wünschte. Den Platz an Grits Seite.
6. Kapitel
»Sorry Katja, mir geht´s nicht gut. Wahrscheinlich habe ich was Falsches gegessen oder so. Die Fahrradtour muss ausfallen.«
Das waren Grits Worte gewesen, als sie Katja Samstagmorgen anrief. Heute, am Montag, schien es ihr wieder gut zu gehen. Und es sah auch nicht so aus, als hätte das Unwohlsein lange angehalten. Grit hatte im Vergleich zu Freitag ordentlich Farbe bekommen. Was auf einen längeren Aufenthalt in der Sonne schließen ließ.
»Alles wieder okay mit … wie hieß er gleich … Charlie?«
»Was?« Katja löste, irritiert blinzelnd, den Blick von Grit und sah in Jannys fragende Augen.
»Grit meinte ja, ich soll dich nicht danach fragen, weil dir das unangenehm ist, aber ich finde, es ist nichts dabei, eine Verabredung abzusagen und bei der kranken Katze zu Hause zu bleiben. Besonders, wenn man sie zur Pflege hat.«
»Was für ´ne Katze?«
»Die deiner Bekannten. Das Ferienkind.« Janny lächelte.
In Katjas Kopf setzte sich in Sekundenbruchteilen so einiges zusammen:
Grit hatte ihr den sterbenden Schwan nur vorgespielt.
Grit hatte die Fahrradtour allein mit Janny gemacht.
Grit hatte versucht, die Sache vor ihr zu verheimlichen.
Aber Janny hielt es offensichtlich für sinnvoll, sie darüber zu informieren, dass die Fahrradtour stattgefunden hatte. Reine Information oder Schadenfreude? Wie schon Freitagmorgen, als sie beide im Auto saßen, wusste Katja nicht, ob sie Janny leidtat oder ob sie sie wütend auf Grit machen wollte. Vielleicht ja beides. Und jetzt, in diesem Moment? Kostete Janny den Triumph aus, ihr Grit ausgespannt zu haben, oder wollte sie nur offen sein?
So oder so, Katja hatte alle Mühe, den aufkeimenden Ärger zu unterdrücken. »Ach, die Katze«, presste Katja hervor. »Ja, alles in Ordnung. Und? Hattet ihr
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