Herz auf Umwegen
hervor und räusperte sich. »Ein Fake? Wieso? FORCE hatte doch bereits Interesse signalisiert.«
»Um eine bessere Verhandlungsposition zu erlangen?«
»Und warum bereitet dir das Sorgen?«, wollte Grit wissen.
»Wenn die Sache vor Vertragsabschluss auffliegt …«
»Da ist keine Sache.«
»… verliert die Firma am Markt. Was Sparmaßnahmen zur Folge haben wird. Und wen treffen die gewöhnlich zuerst?« Janny sah fatalistisch in die Runde. »Ich bin noch relativ neu im Qualitätsmanagement, wenn ihr versteht, was ich meine.«
»Also das klingt alles ziemlich weit hergeholt.« Grits Gesicht signalisierte leichten Überdruss. »Wie kommst du nur auf so was? Außerdem, ich glaube nicht, dass die Doktorin bei so einer Verschwörung mitmachen würde«, beruhigte sie Janny. »Stimmt´s Katja?«
Stummes Nicken.
»Und jetzt Schluss mit dem Unsinn.« Grit machte eine rigorose Handbewegung. »Lasst uns lieber Pläne für die nächsten Tage machen. Bergwandern, Schwimmen, Kanufahrt. Womit fangen wir an?«
»Mit einem Einkauf im Supermarkt«, meinte Janny trocken. »Alles, was du eben aufgezählt hast, würde ich nur ungern mit dem Wissen in Angriff nehmen, einen leeren Kühlschrank vorzufinden, wenn wir ins Haus zurückkommen.«
Grit lachte. »Sehr gut. Janny, damit hast du Überblick bewiesen und dir den Posten als Verpflegungschefin gesichert.«
»Überblick?«, wiederholte Katja spöttisch. »Hörte sich für mich eher nach Verfressenheit an. Da machen wir ja den Bock zum Gärtner.«
Janny zeigte keinerlei Verärgerung über Katjas offenkundigen Seitenhieb, sondern lächelte sogar. »Kein Problem. Dann übernimmst du den Job.«
»Ich?«
»Ja. Oder hast du Angst vor Beschwerden, wenn die Frühstückseier nicht reichen?«
Grit stöhnte. »Ich hoffe, das geht nicht so weiter mit euch beiden. Ihr stänkert ja miteinander wie ein altes Ehepaar.«
Zwei Köpfe wandten sich Grit zu. »Was?«
»Ja, ihr müsstet euch mal zuhören.«
Katja und Janny sahen einander an. »Ich will die Scheidung«, verlangte Katja.
Janny hingegen grinste. »Ach Schatz, lass es uns doch erst mal mit einem Paartherapeuten versuchen.«
Gegen ihren Willen musste Katja zurückgrinsen. Welch absurde Vorstellung. »Das wäre was«, gluckste sie. »Besonders, wo ich allergisch auf so Psychologengesäusel bin.«
»Ach ja?«
»Ich lasse mir doch nicht von einer fremden Person sagen, was ich denken und fühlen soll«, stellte Katja im Brustton der Überzeugung fest.
»Aber eine neutrale Person hat einen anderen Blickwinkel«, gab Janny zu bedenken. »Das kann doch recht hilfreich sein, wenn man in einer Krise steckt und einen Ausweg sucht.«
»Ich finde meinen Ausweg lieber selbst«, stellte Katja klar.
Jannys Augenbrauen zuckten kurz in die Höhe. »Du bist ganz schön eigensinnig, kann das sein?«
»Ich weiß was ich will und was nicht. Ist das ein Fehler?«
»Nein. Solange man einsieht, dass man nicht alles bekommen kann, was man will.«
Katja brauchte nur eine Sekunde, um zu erfassen, worauf Janny anspielte. Sofort verkrampfte sie sich wieder und schaltete auf Abwehr. »Ach, meinst du?« Ihre Lippen pressten sich zu einer dünnen Linie zusammen. »Ich denke, mit der nötigen Ausdauer kann man so einiges erreichen.«
»Mädels!«, rief Grit mahnend.
Katja hielt inne, saß mit pikiertem Gesicht da. Janny hob als Zeichen ihrer Friedfertigkeit die Handflächen nach oben. An mir soll es nicht liegen, bedeutete sie damit.
»Ich glaub, ich geh mal ein paar Schritte.« Katja erhob sich.
Grit nickte. »Ja, tu das.«
Katja sah sie leicht gequält an. Tu das. Das war alles, was Grit dazu einfiel? Bekam Grit eigentlich mit, was hier ablief? Dass es um sie ging? Natürlich! Genoss Grit es am Ende? Und war es ihr völlig egal, wie es ihr, Katja, dabei ging?
An Deck wehte ein lauer Wind. Katja stellte sich an die Reling, atmete tief durch. Für den Moment befreite die frische Abendluft sie von dem Druck in ihrem Kopf. Lass dich nicht von Janny provozieren, Katja.
Sie schlenderte ein paar Schritte, betrachtete den klarer werdenden Sternenhimmel, seufzte. Sie musste sich unbedingt besser beherrschen. Sie würde Grit nicht gewinnen, indem sie sich mit Janny einen Zickenkrieg lieferte. Im Gegenteil. Damit stellte sie sich selber ins Aus. Wohingegen so eine Sache wie mit
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