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Herz auf Umwegen

Herz auf Umwegen

Titel: Herz auf Umwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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der verschwundenen Bluse … Jannys dummes Gesicht war einfach köstlich gewesen. Katjas Mundwinkel zuckten spöttisch nach oben. Dieser Punkt ging eindeutig an sie. Auch wenn Grit einsprang und das Vergnügen am Sieg etwas schmälerte.
       Katja blieb noch einige Minuten an Deck. Als sie zurück in die Bar ging, fühlte sie sich gelöst und ruhig. Ihre Augen suchten Grit. Der Tisch lag verwaist, lediglich zwei neue Drinks standen auf ihm. Katjas Augen wanderten weiter durch die Bar. Auf der kleinen Tanzfläche bewegten sich drei Paare zum Takt leichter Rumba-Rhythmen. Katjas Augen verengten sich zu zwei schmalen Schlitzen, als sie Grit und Janny unter ihnen erkannte. Gerade landete Janny nach einem Seitenstepp mit leichtem Schwung zurück in Grits Armen. Grits Gesicht war nur wenige Zentimeter von Jannys entfernt. Katja schluckte. Grit hatte nur Augen für Janny. Jetzt drehten sich die beiden Frauen um ihre Achse und Katja fing Jannys Blick auf. Ein deutliches Erschrecken lag darin. Da hatte wohl jemand gedacht, den Rest des Abends freie Bahn zu haben.
        Von wegen, alles ging nur von Grit aus. Und wie nennst du das, was du da gerade tust, Janny Talmann? Abstand halten?
       Katja sandte einen vernichtenden Blick in Jannys Richtung, kehrte der Szenerie brüsk den Rücken zu und verließ die Bar wieder.
       Ihren Frust bekam dann die Kabinentür ab. Sie flog mit lautem Knall hinter Katja zu. »Falsche Schlange«, schimpfte sie inbrünstig vor sich hin. Unter ständigem Murmeln von Flüchen und Verwünschungen gegen Janny putzte sie sich die Zähne und ging ins Bett. Grit und Janny kamen eine halbe Stunde später. Katja tat, als schliefe sie bereits. Da die beiden jedoch das Licht anschalteten, ließ sich diese Täuschung nicht glaubhaft aufrechterhalten. Katja blinzelte die beiden »verschlafen« an.
       »Sorry Katja«, flüsterte Grit. »Wir beeilen uns. Schlaf weiter.«
       Während Grit im Bad rumorte, saß Janny auf dem herabgelassenen Klappbett, Katja gegenüber. Katja, die die Augen wieder geschlossen hatte, spürte ihren Blick auf sich.
       »Schläfst du?«, fragte Janny.
       Katja schwieg.
       »Katja?«
       Keine Reaktion.
       »Du hättest nicht gehen sollen. Grit wollte plötzlich unbedingt tanzen«, sagte Janny leise.
        Ja, ja. Und wieder einmal war es dir unmöglich, Nein zu sagen. Das kenn ich schon.
       »Na, wie auch immer, zu deiner Information, es ist nichts passiert.« Janny seufzte. »Katja? Hörst du mich?«
       Die Badezimmertür quietschte leise. »Bad ist frei«, flüsterte Grit.
       »Danke«, erwiderte Janny.
       Kurz darauf hörte Katja Janny hinter der Badezimmertür fluchen. Katja grinste in ihr Kissen. 
       »Was war denn?«, fragte Grit, als Janny rauskam. »Da krabbelt doch nicht etwa Ungeziefer?«
       »Nein. Ich … hatte eine weitere Begegnung mit dem Schiffskobold.«
       Katja wusste nun, Janny hatte eins und eins zusammengezählt und erraten, wie die kleinen Unfälle des Tages zusammenhingen.
        Gut so. Gewöhn dich schon mal dran. Das ist nur der Anfang.
     
     

8. Kapitel
     
     
     
    Die Fahrt von Oslo zur Westküste dauerte vier Stunden. Am frühen Nachmittag kamen sie endlich am Ferienhaus an.
       »Wirklich sehr abgelegen.« Katja schaltete den Motor aus. Die letzten drei Kilometer waren sie im Schneckentempo auf einem löchrigen Waldweg gefahren, davor eine knappe Viertelstunde auf einsamer Landstraße. Letzte Anzeichen von Zivilisation waren ihnen in Vang begegnet, einer kleinen Ortschaft im Tal des Sees Vangsmjøsa. So hatte Grit es aus der Wegbeschreibung vorgelesen. Im dortigen »Touristikbüro«, einem kleinen Tresen beim einzigen ansässigen Kaufmann, hatten sie den Schlüssel zum Haus abgeholt.
       Sie stiegen aus dem Wagen. Grit streckte sich und sog tief die frische Luft ein. »Wunderbar«, rief sie. Katja sah sich um. Das Ferienhaus im Blockhauslook stand auf einer kleinen Lichtung, die von hohen, dickstämmigen Nadelbäumen eingeschlossen wurde.
       Katja vertrat sich zunächst einmal die Beine und ging um das Haus herum. An dessen Rückseite grenzte eine Steinterrasse mit Grillplatz an. Von hier aus hatte man eine Bilderbuchaussicht auf den See. Bis zum Wasser waren es etwa dreißig Meter. Katja konnte einen Badesteg am Ufer ausmachen. Ein wirklich idyllischer Ort, auf den die Sonne herabstrahlte, wie um das Ganze perfekt zu machen.
       Katja stand eine Minute regungslos und genoss den schönen Moment.

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