Herz auf Umwegen
Zehn Minuten später kam Janny zu Katja auf die Terrasse. Sie brachte zwei neue Gläser und eine Flasche Rotwein mit.
»Na? Wie geht´s?« Janny goss die Gläser voll und stellte sie auf den Tisch.
Katja, die ein paar Schritte auf dem Rasen gegangen war, kam zurück. »Vielleicht ist die Frau, die dich mal bekommt, doch nicht so zu beneiden.« Sie nahm die zwei Stufen hoch zur Terrasse. »Die Arme wird in Rekordgeschwindigkeit zunehmen.«
»Wenn sie sich so vollstopft wie du eben, bestimmt«, witzelte Janny, nahm die Rotweingläser vom Tisch und reichte eines an Katja. »Keine Übertreibung im Leben bleibt ungestraft.«
»Ja, ja. Aber nun lenk mal nicht weiter ab. Was wolltest du mir so Bedeutendes sagen, dass es bis jetzt warten musste?«
Jannys Miene wurde ernst. »Wollen wir uns setzen?«
Katja nahm das Glas entgegen. »Ist es etwas so Ernstes?«
»Nun ja, um bei unserem Gespräch von vorhin zu bleiben, könnte man sagen, es fällt in die Kategorie vertrauensbildende Maßnahme.«
»Soll das heißen«, Katja kniff die Augen zusammen, »du willst mir eines deiner Geheimnisse anvertrauen?«
»Ja.«
Auf diese Mitteilung musste Katja sich tatsächlich setzen. Zumal das Fehlen jeglichen Lächelns bei Janny ahnen ließ, dass es für sie keine einfache Entscheidung gewesen war, sich dazu durchzuringen.
»Du hast Angst davor, wie ich reagieren werde?« Es war eine Frage, doch Katja kannte die Antwort bereits. Sie stand in Jannys Gesicht geschrieben.
»Ja.«
»Also ist es etwas Unangenehmes.«
Janny nickte düster. »Ziemlich. Und ich will mich auch nicht groß rausreden. Ich weiß, ich hätte das nicht tun dürfen.«
»Was denn?«
Janny seufzte. »Es ist schwer, einen Anfang zu finden, also fange ich am besten beim Ende an: Ich werde AKTIV SPORTS verlassen.«
Katja spürte, wie der Schreck sie lähmte. »Was?«, entfuhr es ihr, »wieso denn?«
»Im Grunde gehörte ich nie dazu. Mein Job dort war nur ein Auftrag.«
»Ein Auftrag«, wiederholte Katja verständnislos. Sie versuchte, sich zu beruhigen und klar zu denken. »Was für ein Auftrag? Bist du von der Steuerfahndung? Undercover?«
»Undercover, ja das trifft es.« Janny lächelte schwach. »Steuerfahndung, nein.« Sie seufzte erneut. »Und ich bin auch nicht die Königin der Diebe und Volker und Jens sind nicht meine Komplizen. Die beiden sind meine Brüder. Als du bei mir reingeplatzt bist, saßen wir gerade über den Umbauplänen unserer Zuschneiderei«, sprudelte es nun förmlich aus ihr heraus. »Um mein Inkognito weiter aufrechtzuerhalten, sind wir auf deine Interpretation der Situation eingegangen.«
Katja hatte zugehört. Doch Jannys Worte ergaben für sie keinen Sinn. »Ich verstehe kein Wort.«
»TAMAs, das sind wir. Unsere Firma. Wir werden in Zukunft mit AKTIV SPORTS und FORCE ein Joint Venture bilden.«
Katjas Augenbrauen rückten näher aneinander, über ihrer Nase bildeten sich Fältchen. Blick und Gesichtsausdruck zeugten von angestrengtem Nachdenken. Die Sekunden verstrichen. Schließlich ein resigniertes Schulterzucken: »Ich kapier´s immer noch nicht.«
»Den Job bei euch habe ich angenommen, um mir ein Bild von unserem zukünftigen Geschäftspartner zu machen.«
Endlich fiel bei Katja der Groschen. »Du wolltest uns ausspionieren?«
Janny schloss für einen kurzen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnete, sah sie Katja direkt an. »Ja. Natürlich nicht dich und die anderen persönlich. Ich wollte einfach nur so viel über AKTIV SPORTS in Erfahrung bringen wie möglich. Genaugenommen wollte ich es nicht, sondern es war Volkers Idee. Die Stellenausschreibung eurer Firma fiel aber nun mal in mein Fachgebiet.«
»Deshalb hast du dich an Grit gehängt. Du dachtest, als Teamleiterin sei sie eine gute Informationsquelle.« Langsam ergab das Ganze einen Sinn.
»Richtig«, bestätigte Janny.
Katja rümpfte die Nase. »Und es war dir egal, ob du mir den Urlaub mit Grit vermasselst.«
»Nein … ja … Katja! Ich dachte, das hättest du endlich begriffen. Da gab es nichts zu vermasseln.«
»Ja, ich weiß.«
»Und eigentlich habe ich gehofft, du hättest mittlerweile gemerkt, dass es noch einen anderen Grund gab.« Janny griff nach ihrem Weinglas und trank einen Schluck. Sie stellte das Glas an seinen Platz zurück. Ein Lächeln stahl sich
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