Herz auf Umwegen
sagte sie verzagt.
»Ja, vielleicht.« Jannys Stimme war die Enttäuschung immer noch anzumerken. »Vielleicht gehört dieser Abend aber rückblickend auch mal in die Rubrik ‘verpasste Gelegenheiten‘.« Sie schenkte nach.
»Verpasste Gelegenheiten?«, wiederholte Katja bedrückt und sah ziemlich unglücklich aus, als sie sich jetzt wieder setzte.
Janny stellte die Weinflasche ab und sah Katja ernst an. »Man muss in den Zug einsteigen, wenn man mit ihm fahren will, sonst fährt er ab und du kannst nur noch hinterhersehen.« Auch Janny setzte sich.
»Soll das heißen, du willst nicht länger warten?« Katjas Herz schlug ihr bis zum Hals. Schlagartig wurde ihr klar, dass ein Ja von Janny eine Katastrophe für sie bedeuten würde.
»Das soll heißen, dass ich nicht auf den Schienen verrosten will.«
Katja atmete erleichtert auf. Warum sich auf ihren Armen eine Gänsehaut bildete und sie zu zittern begann, konnte sie sich nur damit erklären, dass die innere Anspannung der letzten Minuten verspätet ihre Symptome zeigte.
»Ist dir kalt?«, erkundigte Janny sich.
»Ja, ein wenig.«
»Sollen wir reingehen?«
»Ich fahre besser nach Hause. Es ist schon nach zehn und wir müssen ja morgen arbeiten. Kannst du mir ein Taxi rufen?«
Janny nickte stumm. Sie stand auf. Steif ging sie ins Wohnzimmer. Katja folgte ihr nach kurzem Zögern. Janny hatte bereits ihr Handy in der Hand und wählte eine Nummer. Katja trat neben sie, legte ihre Hand auf Jannys, sodass sie aufsah.
»Hast du ein Gästezimmer?«, fragte Katja leise. Jannys zusammengepresste Lippen, als sie aufgestanden war, um zum Telefon zu gehen, hatten Katja klargemacht: sie konnte nicht gehen. Nicht, ohne Janny ein weiteres Mal zu enttäuschen. Und das hatte Janny wirklich nicht verdient. Sie hatte am heutigen Abend schon genug Ablehnung einstecken müssen. »Das Bett dort ist bestimmt schneller bezogen, als ein Taxi hier ist.« Katja lächelte unbeholfen.
Janny legte das Handy zurück auf den Tisch. »Ja, sicher. Wenn du das willst.«
»Ja, das will ich.« Katja nickte nachdrücklich. »Und ich will, dass du das als feste Reservierung für meine Zugfahrt betrachtest«, fügte sie bestimmt hinzu.
Um Jannys Mund legte sich ein Lächeln. »Wenn das so ist. Möchtest du noch duschen? Ich bring dir gleich ein Handtuch.«
»Danke.«
»Komm mit. Ich zeige dir das Bad.«
***
Durch das leise Rauschen des Wassers hindurch hörte Katja, wie sich die Tür des Badezimmers öffnete und wieder schloss.
»Ich habe dein Handtuch hier«, sagte Janny.
Katja drehte das Wasser ab, öffnete die Kabinentür einen Spalt und streckte die Hand aus. Da sie nichts in der Hand fühlte, begann sie in der Luft herumzutasten. Jedoch ohne Erfolg. Sie öffnete die Tür etwas weiter, lugte hinaus - und sah Janny. In einem weißen Badehandtuch eingewickelt. Es verdeckte Jannys Körper. Zumindest den Teil zwischen ihren nackten Oberschenkeln und Schultern.
»Willst du es nicht nehmen?«, fragte Janny.
Katja schluckte. »Ich … also wenn ich …, dann …« Sie brach ab.
»Dann lege ich es einfach hier über die Kabinentür.« Janny löste den Knoten des Handtuchs. Es glitt an ihr hinab. Bis auf das Ende, welches sie in der Hand hielt. Ein kurzer, gezielter Schwung, und das weiße Frottee landete wie angekündigt. Ohne ein weiteres Wort stieg Janny zu Katja in die Duschkabine. Wie selbstverständlich drehte Janny das Wasser auf, nahm die Shampooflasche, drückte etwas von der weißen Flüssigkeit auf ihre Hand und begann, sich die Haare zu waschen.
Katja verharrte bewegungslos. Natürlich konnte sie aus der Dusche treten, nach dem Handtuch greifen und ihre Blöße bedecken. Doch ihre Füße verweigerten irgendwie den Dienst. Obendrein hingen ihre Augen fasziniert an Jannys nacktem Körper, verfolgten ihre Bewegungen. Janny schien es nichts auszumachen, derart beäugt zu werden. Sie bewegte sich völlig entspannt. Jetzt traf ihr Blick Katjas. Janny lächelte. Und nun glitten ihre Augen einmal den Körper ihres Gegenübers hinab und wieder hinauf. Sie zwinkerte Katja zu. »Mir gefällt auch, was ich sehe.«
Verwirrt senkte Katja den Blick. Er landete genau auf Jannys wohlgeformten Brüsten, über die feiner Schaum rann. Es war Katja nicht möglich, sich von diesem Anblick zu lösen. Erst als sich die Brüste ihr näherten,
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