Herz aus Eis
nicht einmal den Verdacht, ich könnte in New York aufgewachsen sein?“
„Nein, nicht den Schatten eines Verdachts.“ Er liebkoste ihren Hals und knabberte an ihrem Ohr. „Dort bist du also zu Hause?“
„War ich. Jetzt lebe ich schon seit Jahren in London. Ich fühle mich dort wohl. Nun, nicht direkt in London, sondern in Windsor. Bis zu meinem Büro in Richmond fahre ich jeden Tag eine Stunde mit dem Zug. Die Zeit nutze ich fürs Zeitunglesen, oder manchmal nehme ich mir auch Arbeit auf den Weg mit.“
Er streichelte abwesend ihr Haar. Als sie nichts mehr sagte, küsste er sie auf die Nasenspitze. „Mein Augenspezialist sitzt in London.“
Sie wünschte, sie könnte jetzt sein Gesicht sehen. „Überlegst du dir, ob du einen Termin für die Operation ausmachen sollst?“
„Nun, ich spiele mit dem Gedanken, ja. Meinst du, ich sollte es versuchen?“
Sie dachte an Panos Worte – dass bei einem Misserfolg auch alle Hoffnung dahin wäre – und wählte ihre Antwort mit Bedacht. „Du bist derjenige, der mit den Konsequenzen leben muss.“
„Vielleicht ist es besser, endlich Klarheit zu haben“, er seufzte, als läge ihm die Last der Welt auf den Schultern. „Vielleicht sollte ich es endlich hinter mich bringen.“
„Die Chancen …“, sie legte ihm die Hand auf die Brust,„sind nicht sehr hoch.“
„Fünf Prozent“, ergänzte er tonlos.
Nicht sehr viel. Sie schluckte. „Du hast so große Fortschritte gemacht. Wenn die Operation nicht das gewünschte Ergebnis bringt, würdest du damit fertig werden?“
Er antwortete nicht sofort. „Ich weiß es nicht“, sagte er schließlich. „Ich kann nicht sagen, wie ich reagieren würde. Ich weiß nur, dass es mich halb verrückt macht, nicht sehen zu können. Und ich würde gerne diesen Blindenstock loswerden. Die ganze Welt sieht sofort, dass ich blind bin. Ich muss fürchterlich linkisch und dumm mit diesem Stock wirken.“
„Wie kannst du nur so etwas Unsinniges annehmen!“ Sie setzte sich auf, schlug die Beine der Länge nach übereinander. „Zum einen wirkst du alles andere als linkisch, und zum anderen geht es im Leben nicht nur um das Äußere, sondern um Liebe, Güte, Mut und Stärke.“ Sie holte zitternd Luft. „Diese Eigenschaften besitzt du im Überfluss.“
Sie hatte kaum die Worte ausgesprochen, als das Licht plötzlich wieder zu flackern begann. Der Strom war zurück. Elizabeth sah auf sie beide herunter, wie sie nackt zusammen auf dem Bett lagen. Eigentlich hätte sie verlegen sein müssen, doch stattdessen war sie nur fasziniert. Sie fühlte sich wohl und entspannt mit Kristian.
„Wir haben wieder Strom“, sagte sie und sog Kristians erotischen Anblick in sich auf – sein dunkles Haar, die klassischen Züge, die langen Wimpern und den sinnlichen Mund. „Das Licht ist wieder an.“
„Entgeht mir jetzt etwas?“, neckte er sie träge und zog sie auf sich.
Sie setzte sich rittlings auf ihn und reckte sich dann seinen Händen entgegen, die auf eine sinnliche Erkundungstour gingen. Seine Berührungen sandten elektrisierende Schauer durch ihren ganzen Körper. Das Verlangen meldete sich erneut, nicht nur in ihr, sondern auch in ihm, wie sie sofort fühlen konnte. Sie wollte, dass er sie in Besitz nahm, bis sie ihre Lust hinausschrie.
Kristian musste Ähnliches gedacht haben, denn er hob sie an den Hüften leicht an und drang ungestüm in sie ein. Elizabeth stöhnte auf und erschauerte, ihre Haut prickelte und brannte. Sie liebten sich leidenschaftlich, bis sie beide schwer atmend und erschöpft eng umschlungen dalagen.
Elizabeths Herz raste, ihre Haut war überzogen von feinen Perlen. Sie fand kaum die Kraft zum Atmen. „Es wird mit jedem Mal besser“, flüsterte sie.
Träge streichelte er über ihren Rücken. „Ich denke, ich habe endlich jemanden getroffen, der mir ebenbürtig ist.“
Sie stützte sich auf einen Ellbogen auf, um sein Gesicht sehen zu können. „Was meinst du damit?“
Er umfasste mit beiden Händen ihre Brüste und reizte die festen Knospen. „Du hast ebenso viel Spaß am Sex wie ich.“
„Nur mit dir. Du bist unglaublich.“
„Man braucht immer zwei, um es unglaublich zu machen.“ Er zog ihren Kopf zu sich und küsste sie erregend. Mitten in diesem stürmischen Kuss begann ihr Magen, sich laut bemerkbar zu machen. An Kristians Lippen kicherte Elizabeth entschuldigend.
„Entschuldige, aber ich habe schrecklichen Hunger.“
„Dann lass uns unser Dinner suchen gehen. Ich komme auch halb um
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