Herz aus Eis
Urlaubsaffäre nicht verkraftet hast?“
„Es war mehr als das.“
Kristian versteifte sich. „Wie viel mehr?“
„Ich habe ihn geheiratet.“
Er schwieg lange, bevor er wild ausstieß: „Das war’s dann also! Wir haben zwei Wochen zusammen verbracht, jeden Tag, morgens, mittags und abends. Aber du hast weder genügend Respekt noch Vertrauen, um mir zu sagen, dass du verheiratet warst. Du hast mich glauben lassen, es wäre nur ein Flirt gewesen, der ungut geendet hat. Warum?“
„Weil … ich wollte nie mehr darüber reden“, stammelte sie. Tränen schossen ihr in die Augen. „Ich bin schrecklich verletzt worden. Es hat mir Angst gemacht.“
„So wie Schwimmen im tiefen Ende des Pools?“
Sie kaute an ihrer Lippe. Er hörte sich angewidert und verärgert an. Maßlos enttäuscht.
„Du vertraust mir nicht“, sagte er kalt. „Und wenn du glaubst, ich würde mit dir schlafen, während ich mit einer anderen Frau zusammen bin, kennst du mich auch nicht. Für was für einen Mann hältst du mich?“, er hatte sich in Rage geredet. Elizabeths Mut sank mehr und mehr. „Wie unmoralisch und verabscheuungswürdig kann ich denn sein?“
„Du bist nicht …“
„Du dachtest, ich sei mit Cosima zusammen.“
„Kristian, bitte, verurteile mich nicht.“
„Wieso nicht? Das hast du doch auch mit mir getan!“
Die Tränen flossen über. „Ich liebe dich“, flüsterte sie.
Er zuckte brüsk mit den Schultern. „Du weißt überhaupt nicht, was Liebe bedeutet. Du gehst mit einem Mann ins Bett, von dem du denkst, er sei mit einer anderen Frau verlobt!“
Elizabeth stockte das Herz. Das durfte einfach nicht wahr sein! Wie hatte sich alles nur von einem Moment auf den anderen so umkehren können? Ein solches Chaos durften sie nicht anrichten! „Kristian, ich finde nicht die richtigen Worte, um es zu erklären, aber du musst doch wissen, wie ich fühle. Du musst doch wissen, warum ich hier bin, warum ich so lange geblieben bin.“
„Weil du dafür bezahlt wirst?“, schlug er beißend vor.
„Nein! Es hat überhaupt nichts mit Geld zu tun. Ich nehme kein Geld von Cosima.“
„Das sagt sich jetzt leicht.“
Er wusste es nicht. Er erkannte nicht, dass die Liebe in ihren Augen stand. Vielleicht, weil er nicht sehen konnte. Sie glaubte an ihn, sie würde alles für ihn tun. Ihm helfen. Ihn lieben. Ihn glücklich machen. „Bitte“, flehte sie und versuchte zu ihm durchzudringen.
Doch nichts und niemand konnte ihn jetzt erreichen, nicht, wenn er diese undurchdringliche Mauer um sich gezogen hatte, die ihn vom Rest der Welt abschottete. Ohne ein Wort drehte er sich um und ging den langen Korridor entlang zu der Treppe.
Seine Zurückweisung schnitt ihr tief ins Herz. Elizabeth konnte nur erstarrt dastehen und ihm nachsehen, wie er davonging. Doch dann kam Bewegung in sie. Wegen einer solchen Nichtigkeit durfte sie ihn nicht aufgeben.
Ein dummes Missverständnis.
Stolz.
Ego.
Nichts davon war wichtig genug, um sie beide zu trennen. Sie liebte ihn aus ganzem Herzen, und so, wie er sie in seinen Armen gehalten hatte, wie er sie geliebt hatte, war sie sicher, dass auch er starke Gefühle für sie hatte. Herr im Himmel, sie waren beide keine Teenager mehr, beide hatten sie genugim Leben durchgemacht, um zu wissen, was wirklich zählte.
Die Liebe zählte. Zu lieben und geliebt zu werden. Jemanden an seiner Seite zu wissen, auf den man sich immer verlassen konnte.
Und so ließ Elizabeth den Schutz von Stolz und Ego zurück und folgte Kristian zur Treppe. Mit dem Handrücken wischte sie sich die Tränen fort, die unablässig über ihre Wangen strömten. Doch sie würde sich nicht von ihm verstoßen lassen, ohne es nicht wenigstens versucht zu haben.
Sie eilte die Stufen hinab, folgte Kristian zum nächsten Treppenabsatz. In diesem Moment wurde in der Halle eine Tür geöffnet, Schritte ertönten.
„Kristian“, hörte sie einen Mann sagen, dessen Stimme ihr erschreckend vertraut vorkam. „Man hat uns gerade gesagt, dass du angekommen bist. Was für eine Überraschung. Willkommen zu Hause!“
Nico!
Elizabeth erstarrte zu Eis. Selbst ihr Herz setzte aus.
„Was tust du hier?“, Kristians Stimme klang angespannt.
„Meine Freundin und ich wohnen hier von Zeit zu Zeit. Wusstest du nicht, dass wir eine Suite mieten? Ich dachte, man hätte es dir gesagt. Pano weiß es auf jeden Fall, mit ihm habe ich nämlich letztens noch telefoniert.“
„Ich war beschäftigt“, murmelte Kristian zerstreut.
Ihre Beine
Weitere Kostenlose Bücher