Herz aus Eis
auf und verließ das Zimmer. Houston saß mit steifem Rücken auf ihrem Stuhl und gab dem Hellseher mit der Hand ein Zeichen, daß er mit seiner spiritistischen Sitzung fortfahren sollte.
Später, nachdem die Gäste heimgegangen waren, fand Houston ihren Gatten am Ende des Gartens wieder. Sie folgte gewundenen Pfaden, die in einer flachen, grasigen Mulde endeten. Der steile Hügel mit dem Haus darauf lag in ihrem Rücken, während sich vor ihr ein geheimer, verwunschener Platz ausdehnte, der von hohen Bäumen und Hecken umsäumt war. Nur das Geräusch der Vögel, die dort nisteten, war zu hören.
»Mir hat dieser Mann nicht gefallen, Houston«, sagte Kane, ohne sich umzudrehen. Er stand, eine Zigarre rauchend, an einen Baum gelehnt. »Zauberei und Magie gibt es nicht, und ich konnte nicht einfach sitzenbleiben und so tun, als gäbe es das doch.«
Sie legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen, und schlang ihm dann die Arme um den Hals. Er beugte sich zu ihr hinunter, um sie zu küssen, und bog ihren Körper nach hinten, damit er sich dem seinen anschmiegte.
»Wie konnte eine Lady wie du nur so einen Stallburschen wie mich heiraten?«
»Ein glücklicher Zufall wollte es so«, antwortete sie, ehe sie ihn wieder küßte.
Zu den Dingen, die Houston an Kane besonders schätzte, gehörte seine Naivität, was Anstandsregeln betraf. Da konnten jetzt Leute in ihrer Nähe sein — Dienstboten des Hauses, die vielleicht noch einen Abendspaziergang machten, oder Gärtner, die nach einem vergessenen Gartengerät suchten —, doch das störte Kane nicht im geringsten.
»Du hast verdammt zu viel an«, sagte er, als er ihr Kleid aufzuknöpfen begann und es ihr dann von den Schultern zog.
Als sie in ihrer Unterwäsche vor ihm stand, das Kleid als ein Häufchen Stoff zu ihren Füßen, schob er einen Arm unter ihre Knie und trug sie quer über den Rasen und durch rankende Blumen zu einem Pavillon aus Marmor, der eine Statue von Diana, der Göttin der Jagd, beherbergte.
Er legte sie ins Gras, der Göttin zu Füßen, und entfernte Stück für Stück den Rest ihrer Kleidung, wobei er jeden Körperteil küßte, den er entblößte.
Houston war überzeugt, daß sie sich noch nie so wohl gefühlt hatte in ihrem Leben, und ihre Leidenschaft baute sich nur sehr langsam auf, da sie diesen Moment des Zusammenseins bis in die Ewigkeit auszudehnen suchte.
Er streichelte und liebkoste ihren Körper, bis es ihr schwindelig wurde. Die Welt schien sich um sie herum zu drehen, und in ihren Fingerspitzen summte es.
Als er endlich seinen Körper über den ihren schob, lächelte er, als könnte er wieder ihre Gedanken lesen. Sie klammerte sich an ihn, zog ihn noch fester an sich, bis sie eins wurden.
Er bewegte sich fast träge wie bisher, verlängerte ihre Ekstase, brachte sie langsam zu einem bisher noch nie erreichten Höhepunkt.
»Kane«, flüsterte sie immer wieder, »Kane.«
Als er sich endlich in ihr entlud, erschauerte sie, bebte ihr ganzer Körper unter der Gewalt ihres eigenen Orgasmus.
Er lag auf ihr, bronzefarbene Haut im Mondlicht, schweißbedeckt, sie fest an sich pressend. »Was hast du nur mit mir gemacht, Frau?« glaubte sie ihn flüstern zu hören.
Langsam schob er sich von ihr weg. »Warm genug? Willst du ins Haus zurückgehen?«
»Nie mehr«, sagte sie, sich an ihn schmiegend, die Bergluft kühl auf ihrer feuchten Haut. Sie blickte zu der Statue hinauf, die über ihnen zu schweben schien. »Sicherlich weißt du, daß Diana auch die Göttin der Jungfräulichkeit ist. Meinst du, sie ist uns jetzt böse?«
»Vermutlich ist sie eifersüchtig«, brummelte Kane und fuhr mit der Hand über die glatte Haut ihrer Hüften und Schenkel.
»Warum hat Jacob Fenton Sherwin den vollen Lohn für die Arbeit in der Grube bezahlt, wenn jeder sehen kann, daß er zu schwach ist, sich diesen Lohn zu verdienen?«
Das Stöhnen, das Kane hören ließ, als er sich von ihr wegrollte, schien aus dem Grund seiner Seele zu kommen. »Wie ich höre, sind unsere Flitterwochen endgültig vorüber. Vielleicht nicht für dich, da du mich ja schon in der Hochzeitsnacht mit solchen Fragen bedrängt hast. Ich schätze, anziehen kannst du dich selbst. Ich habe noch ein paar geschäftliche Dinge zu erledigen vor dem Schlafengehen.« Damit ließ er sie allein vor dem Pavillon zurück.
Houston hätte am liebsten losgeheult und war dennoch froh, daß sie Kane gefragt hatte, was sie schon seit langem beschäftigte. Da war eine
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