Herz aus Feuer
Knopf los, den sie gerade zumachen wollte. »Mrs. Krebbs? Weißt du eigentlich, was für eine Person sie ist? Eines Tages kam ein kleiner Junge in das Krankenhaus, dem ein Hühnerknochen im Hals steckengeblieben war, und deine teure Mrs. Krebbs schlug vor, daß ich auf einen echten Arzt warten sollte.«
»Und die Arme ist heute noch am Leben?« fragte er mit großen, runden Augen.
Sie blinzelte zu ihm hinauf. »Willst du mich schon wieder auf den Arm nehmen?«
»Ich?« Er blickte hinunter in ihr Hemd, an dem sie erst die drei untersten Knöpfe geschlossen hatte. »So etwas nehme ich doch nur in die Arme«, sagte er, und ehe sie etwas erwidern konnte, ergriff er ihre Hand. »Komm — wenn wir schon über Geschäftliches reden müssen, wollen wir das zu einem Spaziergang ausnützen.«
Kapitel 26
Sich bei den Händen haltend, rannten Leander und Blair den Hügel zur Blockhütte hinauf. Hin und wieder hielten sie an, um sich einen Kuß zu geben, und Lee begann, an ihrem Hemd zu zupfen, und Blair an dem seinen, bis sie beide mit bis zum Nabel offenstehenden Knöpfen vor der Hütte anlangten.
Doch der Spaß hörte sogleich auf, als sie dort auf der Veranda Reed Westfield stehen sahen.
Leanders Gesicht wurde sofort nüchtern, während er sich zwischen seinen Vater und Blair schob und anfing, ihr Hemd wieder zuzuknöpfen. »Hör mir zu«, sagte er behutsam. »Ich glaube, ich muß wieder fortgehen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß mein Vater hierherkommen würde, wenn es sich nicht um einen Notfall handelte.«
»Einen Notfall? Ich kann . . .«
Etwas in seinen Augen brachte sie zum Verstummen, und sie schob das Kinn vor. »Ist es wieder einmal so ein Notfall? Einer, von dem ich ausgeschlossen werde? Wo man mir nicht vertrauen kann? Ein Notfall, den nur Männer behandeln können?«
Er legte ihr die Hände auf die Schultern. »Blair, du mußt Vertrauen zu mir haben. Ich würde es dir sagen, wenn ich könnte, doch zu deinem eigenen Schutz . . .«
»Zu meinem eigenen Schutz soll ich unwissend bleiben. Ich habe verstanden.«
»Du hast überhaupt nichts verstanden!« rief Lee, während sich seine Finger in ihre Schulterblätter gruben. »Du mußt mir einfach vertrauen. Wenn ich es dir sagen könnte, würde ich es tun.«
Sie machte sich mit einem Ruck von ihm frei. »Ich verstehe vollkommen. Du bist ein zweiter Mr. Gates. Du hast ebenso starre Vorstellungen davon, was eine Frau kann und was sie nicht kann; und ich bin dir nicht vertrauenswürdig genug, daß du mir sagen würdest, was du in der Zeit deines geheimnisvollen Verschwindens treibst. Verrate mir jetzt mal, welche Tätigkeiten du mir, nachdem wir nun verheiratet sind, gestatten möchtest? Außer daß ich deine Socken stopfen und in dein Bett hüpfen darf, meine ich? Habe ich deine Erlaubnis, auch weiterhin Medizin zu praktizieren, oder bin ich dir auch dafür nicht kompetent genug?«
Lee richtete seine Augen himmelwärts, als erhoffe er sich von dort Unterstützung. »Schön, wenn das deine Meinung von mir ist, will ich sie dir nicht nehmen. Du scheinst zu denken, daß ich ein Monster bin; also werde ich auch eines sein. Mein Vater ist aus einem wichtigen Grund hierhergekommen, und ich muß dich jetzt verlassen. Ich kann dir nicht sagen, wohin ich gehe oder gehen werde. Was ich gern von dir möchte, ist, daß du mit meinem Vater nach Chandler zurückkehrst, und ich werde so rasch wie möglich nach Hause kommen.«
Blair sagte kein Wort mehr, sondern ging an ihm vorbei in die Hütte. Es fiel ihr sogar schwer, Reed eines Blickes zu würdigen. Er konnte sie schon als Kind nicht leiden, weil er sie dabei ertappte, daß sie seinem kostbaren Sohn einen Streich spielte. Als Lee ihm damals erklärte, daß er Blair heiraten wolle, war Reed bei dem schrecklichen Verhör, dem Gates sie unterworfen hatte, dabei gewesen. Und später hatte Reed sie unverschämt und wider besseres Wissen belogen, indem er ihr weismachen wollte, Lee hätte etwas mit dieser Französin gehabt.
Und deshalb konnte sie nun, während sie an ihm vorbei in die Hütte ging, weder ein warmes und schon gar kein herzliches Wort für ihn finden. Sie grüßte ihn kalt und schloß die Tür.
Selbst als sie allein war, wollte sich ihr Grimm nicht legen. Aber was hatte sie denn anderes erwartet? Lee behauptete, sie zu lieben; aber welcher Mann würde eine Frau lieben, die eine begeisterte Bettpartnerin war wie sie? Und Lees Ehrgefühl hatte ihm gar keine andere Wahl gelassen, als sie zu heiraten, da sie in
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