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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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vor der Nationalbank von Chandler gesehen. Der Bankdirektor, der nur halb so groß war wie Taggert, hatte vor ihm gestanden, zu ihm hinaufgeschaut und so rasch geredet, wie er nur konnte. Taggert hatte gelangweilt über den Kopf des Direktors hinweg irgend etwas am Ende der Straße beobachtet, dann seine goldene Taschenuhr aus der Weste gezogen, einen kurzen Blick darauf geworfen und schließlich den Bankdirektor ins Auge gefaßt. »Nein!« hatte Blair ihn sagen hören, ehe er sich umdrehte und die Straße hinunterging. Er hatte sich nicht einmal mehr umgedreht, als der Direktor ihm nachlief und ihn mit Bitten bestürmte, doch noch einmal stehenzubleiben und ihn anzuhören.
    Unerbittlich — das war für sie der Begriff, unter dem sie sich ihren Schwager vorstellte. Wie konnte Houston nur so einen Mann wie ihn lieben?
    Als Blair zu ihrer Schwester hochsah, gab Houston ihren Blick lächelnd zurück. »Ich liebe ihn von Tag zu Tag mehr. Aber wie steht es mit dir und Lee? Bei der Hochzeit sagtest du, du hättest Zweifel, daß er dich liebt.«
    Blair dachte daran, wie sie heute morgen in der Hitze des Gefechtes aus dem Bett gefallen waren und mit welchem Gesicht Mrs. Shainess später das Frühstück auf den Tisch geknallt hatte. Als die Frau ihnen wieder den Rücken zudrehte, hatte Lee so schrecklich die Augen verdreht, daß Blair kichern mußte. »Lee ist in Ordnung«, sagte sie schließlich, worauf Houston laut auflachte.
    Dann zog sie sich die Handschuhe wieder an. »Ich bin froh, daß sich alles so entwickelt hat, wie es heute ist. Doch nun sollte ich lieber wieder gehen. Kane und der Rest der Familie werden mich brauchen.« Sie hielt einen Moment inne und fügte dann hinzu: »Was für ein herrliches Wort. Ich habe zwar keinen akademischen Grad; aber ich werde gebraucht .«
    »Ich brauche dich ebenfalls«, sagte Blair. »Warst du es oder Mama, die mir heute meine >Patienten< besorgt haben?«
    Houston blickte ihre Schwester groß an. »Ich habe keine Ahnung, was du damit meinst. Ich bin lediglich hierhergekommen, weil ich hoffte, ich sei in anderen Umständen. Ich habe vor, diese Besuche mindestens einmal im Monat zu wiederholen — oder jedesmal, wenn ich mich nicht besonders gut fühle.«
    »Ich denke, du solltest öfter deinen Mann besuchen statt mich, wenn du dir ein Baby wünschst.«
    »So wie du Lee jede Nacht und jeden Morgen besuchst, daß er nicht mehr fähig ist, ans Telefon zu gehen?«
    »Oh?« machte Blair, ehe ihr wieder einfiel, was sie damals zur Vermittlung gesagt hatte, als Lee am Apparat verlangt wurde. Natürlich wußte das inzwischen die ganze Stadt.
    »Ach, was ich dich noch fragen wollte — wie macht sich denn Mrs. Shainess als Haushälterin?«
    »Furchtbar. Sie kann mich nicht ausstehen.«
    »Das ist Unsinn. Sie gibt nämlich vor allen Leuten mit ihrer Doktor-Lady an.« Houston küßte ihre Schwester auf die Wange. »Ich muß jetzt gehen. Morgen rufe ich dich an.«

Kapitel 29
    Als Blair sich am nächsten Morgen gerade in der Praxis hinter ihrem Schreibtisch niedergelassen hatte und hochblickte, sah sie Nina Westfield, nun Mrs. Hunter, im Türrahmen stehen.
    »Hallo«, sagte Nina leise, und in ihren Augen lag eine stumme Bitte. »Warte«, fuhr sie hastig fort, als Blair sich hinter dem Schreibtisch erheben wollte, »bevor du etwas sagst, möchte ich eine Erklärung abgeben. Ich kam direkt vom Bahnhof hierher. Ich habe bisher weder mit meinem Vater noch mit Lee gesprochen; aber wenn du zu mir sagst, daß du meinen Anblick nicht ertragen kannst, werde ich mit dem nächsten Zug wieder die Stadt verlassen und dich nie mehr mit meiner Gegenwart behelligen.«
    »Und auf den Dank verzichten, den ich dir jeden Tag bis zum Ende meines Lebens aussprechen möchte?« fragte Blair mit blitzenden Augen.
    »Den Dank . . .?« sagte Nina verwirrt, bis sie begriff, was Blair damit meinte. Und im nächsten Moment stand sie neben dem Schreibtisch, zog ihre Schwägerin aus dem Stuhl, umarmte sie stürmisch und weinte an ihrem Hals. »Oh, Blair, ich habe mir solche Sorgen gemacht, daß ich mich gar nicht richtig über das freuen konnte, was ich gemacht habe. Alan hat mir immer wieder versichert, daß du Lee lieben würdest; das aber noch nicht wahrhaben wolltest. Er sagte, Lee und du paßtet viel besser zusammen als du und er. Aber ich war mir dessen nicht sicher. Für mich ist Lee ein Bruder. Ich könnte mir nicht vorstellen, daß ich ihn vorgezogen hätte bei einer Wahl zwischen ihm und Alan.« Sie löste sich von

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