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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Grund zu fragen. Sag mal, Lee, schießt du bei deinen nächtlichen Ausflügen auch zurück? Bist du nur Wild oder auch Jäger? Bringst du nachts so viele Leute um wie du am Tag reparierst?«
    Lee hielt den Kopf gesenkt, aß langsam und bedächtig weiter. »Blair, ich habe dir alles gesagt, was ich dir sagen kann. Du wirst mir vertrauen müssen.«
    Sie wandte sich einen Moment von ihm ab und schluckte ihre Tränen hinunter. »Wie es sich für eine kleine, brave Frau gehört, nicht wahr? Die zu Hause zu bleiben, auf ihren Mann zu warten und keine Fragen zu stellen hat. Aber ich bin nun mal kein kleines, braves Mädchen! Ich habe schon immer zu der aufsässigen Sorte gehört! Ich bin stets Teilnehmer gewesen und niemals Zuschauer. Und jetzt will ich wissen, an was für einer Sache ich beteiligt bin.«
    »Verdammt, Blair«, polterte Lee los und schloß dann die Augen, weil seine Wunde sich für diesen Kraftaufwand rächte. »Vielleicht solltest du dich einmal mit der Rolle des Zuschauers begnügen. Ich habe dir alles gesagt, was ich sagen kann. Ich möchte nicht, daß du noch tiefer in die Sache verwickelt wirst, als du bereits bist.«
    »Ich soll unschuldig bleiben, meinst du? Damit ich dann bei deiner Gerichtsverhandlung reinen Gewissens sagen kann, daß ich nichts weiß und mir auch nichts dabei gedacht habe, als mein Mann mit zwei Schußverletzungen nach Hause kam, richtig?«
    »So ungefähr, ja«, murmelte Lee, legte dann seine Gabel weg und sah sie an. »Du sagtest, daß du mich liebst, vielleicht schon seit etlichen Jahren geliebt hast. Nun, das kannst du jetzt beweisen. Wenn du mich wirklich liebst, mußt du mir auch vertrauen und einmal in deinem Leben deine Aufsässigkeit verleugnen und auf deine Teilhaberrolle verzichten können. Ich brauche dich jetzt nicht als Kollegin oder gleichberechtigte Partnerin, sondern als Ehefrau.«
    Blair stand vor ihm und blickte ihn lange an. »Ich glaube, du hast recht, Lee«, sagte sie leise. »Ich denke, ich habe bis zu diesem Moment nie so richtig begriffen, was man sich unter einer Ehefrau vorzustellen hat.« Ihre Stimme wurde noch sanfter. »Aber ich werde mich bemühen, etwas dazuzulernen. Ich werde dir vertrauen, und ich werde dich nie mehr fragen, wo du gewesen bist. Aber wenn du mir es sagen willst, werde ich dasein und dir zuhören.«
    Da verlor sich allmählich seine schmerzbetonte Leidensmiene, als er sich mit der linken Hand auf den Tisch stützte und von seinem Stuhl erhob. Blair ging zu ihm und half ihm beim Aufstehen.
    »Lee«, sagte sie. »Warum gehst du heute nicht in die Klinik? Dort brauchst du nicht zu operieren, kannst dir von Mrs. Krebbs helfen lassen und mußt dich nicht abstrampeln. Außerdem würde ein Pinkerton-Agent unter all den Frauen sofort auffallen.«
    »Das ist eine gute Idee«, sagte er und küßte sie auf die Stirn. »Solche Reden lasse ich mir gefallen.«
    »Ich versuche nur, eine gute Ehefrau zu sein. Komm, ich helfe dir beim Anziehen.«
    »Und was ist mit dir? Wird es nicht Zeit, daß du dich ebenfalls ankleidest?«
    »Wenn ich ehrlich sein soll — ich fühle mich ein bißchen zu müde dafür. Nachdem ich so viel Schreckliches habe durchmachen müssen gestern vormittag, heute nacht und heute früh, habe ich eine kleine Erholung verdient. Ich möchte gern zu Hause bleiben und mich ein bißchen verwöhnen.«
    »Ja, natürlich, weshalb nicht?« sagte Lee. Das klang ganz vernünftig, obwohl er solche Töne von Blair bisher noch nie gehört hatte. »Du bleibst zu Hause und ruhst dich aus. Ich werde mich um die Klinik kümmern.«
    Sie lächelte durch halb gesenkte Wimpern zu ihm hinauf. »Was habe ich doch für einen guten Ehemann!«
    Lee war noch keine fünf Minuten aus dem Haus, als Blair ihre Schwester anrief und fragte: »Houston, wo kann ich eine Schachtel mit zwanzig Pfund Badesalz kaufen? Und wo kann ich mir eine Maniküre ins Haus bestellen? Und wer liefert mir täglich ein umfangreiches Sortiment von Süßigkeiten? Und wo bekomme ich diverse Seidengarne zum Sticken? Lach nicht — ich möchte mich bis spätestens heute abend in das Musterbeispiel einer perfekten Ehefrau verwandeln. Ich werde meinem teuren Gatten den Wunsch erfüllen, das zu sein, was er angeblich haben möchte. Also - kannst du wenigstens so lange mit dem Kichern aufhören, bis du meine Fragen beantwortet hast?«

Kapitel 32
    Als Leander um sechs Uhr nach Hause kam, lag Blair im Salon auf der Couch, neben sich eine Schachtel Konfekt und einen Stapel verschiedenster

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