Herz aus Feuer
Ich war Houston, und sie liebt ihn. Weiß der Himmel, warum; denn ich kann diesen Mann nicht ausstehen. Er ist ein bigotter Egoist und meint, eine Frau könnte niemals seine Partnerin in der Klinik sein, die er eröffnen will. Ich möchte jetzt nichts anderes als mit dir nach Hause fahren, im St.-Joseph-Spital arbeiten und dich heiraten, Alan. Du mußt mir glauben.«
Alan betrachtete mit gefurchter Stirn seine Kuchengabel. »Du mußt aber etwas für ihn empfinden, oder du würdest dich niemals ihm . . .«
»Ich sagte dir doch«, unterbrach ihn Blair rasch mit bangem Gesicht, »daß ich nicht ich war, sondern Houston. Glaub mir doch bitte, Alan. Ich werde sofort mit dir nach Pennsylvania zurückreisen . . .«
»Nur über meine Leiche«, fiel ihr Lee ins Wort.
»Ah! Endlich ein brauchbarer Vorschlag«, sagte sie und lächelte ihn aus schmalen Augen an.
Alan unterbrach das stumme Geplänkel, indem er an Lee die Frage richtete: »Haben Sie vor, Blair an den Haaren zum Traualtar zu zerren?«
»Mir bleiben ja noch fast zwei Wochen. Am Hochzeitstag wird sie mich anflehen, sie zu heiraten.«
»Sind Sie sich dessen so sicher?« fragte Alan.
»Absolut.«
»Soll ich Sie beim Wort nehmen? Am Zwanzigsten wird sie entweder mit mir nach Hause fahren oder Sie heiraten.«
»Einverstanden.«
»Einverstanden?« Blair erhob sich vom Tisch. »Ich glaube, daß ich keinen von euch beiden haben will. Ich lasse mich nicht verschachern wie ein Stück Vieh.«
»Setz dich.« Lee legte ihr die Hand auf die Schulter und drückte sie wieder auf ihren Stuhl nieder. »Du behauptest, ihn zu lieben, kannst mir jedoch nicht widerstehen - was verlangst du noch mehr?«
»Ich will nicht zwischen euch wählen, sondern Alan heiraten.«
»Das sagst du heute; aber mich hast du ja gerade erst kennengelernt«, sagte Lee selbstgefällig. »Zwar war es eine eindrucksvolle erste Begegnung; aber . . . Nun setz dich doch endlich!« Er blickte Alan wieder an. »Wir beide sollten uns über ein paar Regeln verständigen. Erstens - sie muß sich verpflichten, bis zum Zwanzigsten in Chandler zu bleiben. Sie darf nicht daran denken, die Stadt zu verlassen. Und zweitens muß sie meine Einladungen annehmen. Sie kann sich nicht in Gates’ Haus verkriechen oder nur mit Ihnen ausgehen. Alles andere unterliegt keinen Beschränkungen.«
»Das scheint mir ein fairer Vorschlag zu sein. Was meinst du dazu, Blair?«
Ihr erster Gedanke war, aufzubrechen und die beiden in der Teestube zurückzulassen; doch zuerst wollte sie die
Konsequenzen ihrer Handlung erfahren. »Was ist, wenn ich nicht einverstanden bin?«
»Wenn du nicht einverstanden bist, bedeutet das für mich, daß du vorhast, die Stadt umgehend zu verlassen«, sagte Lee. »In diesem Fall schicke ich dir Gates nach Pennsylvania nach, und wenn er dort seine Geschichte erzählt hat, ist es aus mit deiner medizinischen Karriere. Wenn du dich jedoch am Zwanzigsten wider Erwarten für Alan entscheiden solltest, werde ich dir die Rückreise bezahlen und Gates schon irgendwie zur Räson bringen.«
Sie überlegte kurz und blickte dann Lee an. »Also gut. Ich füge mich; aber ich will dich jetzt schon warnen. Ich will dich nicht heiraten, und du wirst dich nur erleichtert fühlen, wenn ich am Zwanzigsten mit Alan diese bigotte kleine Stadt wieder verlasse, weil ich dir von jetzt an das Leben zur Hölle machen werde.«
Lee drehte sich Alan zu. »Ich liebe eine Frau mit Feuer in den Adern. Mag der Bessere sie gewinnen.« Er streckte Alan die Hand hin, der einschlug und den Handel besiegelte.
Kapitel 9
Am Tage nach Alans Ankunft lag Blair auf einer Steppdecke im Gras unter einem Baum im Fenton Park. Alan las ihr einen Artikel über die neuesten therapeutischen Erkenntnisse bei der Behandlung von Diphtherie vor, während sie die Wolken betrachtete, die über ihr dahinsegelten, dem Summen der Bienen lauschte und dem Lachen der Leute, die wie sie den herrlichen Tag zu einem Sonnenbad im Park nützten.
»Blair, was hältst du davon?«
»Wovon?« fragte sie verträumt und drehte sich auf den Bauch.
»Von Dr. Andersons Forschungsbericht, den ich dir eben vorgelesen habe.«
»Oh!« sagte sie erschrocken. »Ich fürchte, ich habe nicht zugehört. Ich dachte über meine Schwester nach und das, was gestern geschehen ist.«
Alan schlug das Buch zu. »Dürfte ich teilhaben an deinen Gedanken?«
»Dieser Taggert schickte Houston gestern eine Kutsche samt Pferd und nebenbei auch noch den größten Diamanten der Welt.
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