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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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seinen hippokratischen Eid sehr ernst nahm, konnte sich dem Begehren nach Hilfe nicht verschließen, legte sofort das Paddel beiseite und beugte sich zum anderen Boot hinüber, um Lee Beistand zu leisten. Doch kaum hing er mit dem Oberkörper über dem Wasser, als Lee mit dem angeblich eingeklemmten Bein dem Kanu einen Stoß gab, so daß Alan, nach einigen vergeblichen Verrenkungen, um das Gleichgewicht zu bewahren, in den See fiel. Blair beugte sich sofort über die Bordwand, um Alan zu helfen; doch Lee faßte sie mit beiden Händen um die Taille und zog sie in sein Boot.
    Gelächter brandete ringsum auf, während Alan im Wasser herumplanschte in dem Bemühen, das gekenterte Kanu wieder einzufangen, und Blair mit den Fäusten gegen Leanders Brust trommelte, damit er sie loslassen sollte. Irgendwie gelang es ihm, nur mit einem Ruder das wenige Meter entfernte Ufer zu erreichen, während er sich mit der anderen Hand Blair vom Leibe hielt, damit sie nicht einen seiner edleren Körperteile verletzte.
    Als sie wieder Land unter den Füßen hatten, stand er vor ihr und grinste wie ein kleiner Junge, der soeben eine großartige Heldentat vollbracht hatte.
    »Mein Hut«, fauchte Blair durch die zusammengepreßten Zähne, und Lee ging mit immer noch grinsendem Gesicht zu dem kleinen Ruderboot, um das Verlangte zu holen.
    Doch kaum hatte er Blair den Rücken zugedreht, als sie sich rasch nach einem Paddel bückte, das am Ufer lag, und es ihm mit aller Macht in die Kehrseite rammte. Zu ihrer großen Freude fiel er bäuchlings in den Schlamm, der das Ufer säumte.
    Doch Blair hatte keine Zeit, ihren Erfolg auszukosten; denn Alan kämpfte noch immer im Wasser mit dem gekenterten Kanu. Sie dankte dem Himmel für ihr jahrelanges Training im Ruderteam der Frauen, während sie mit Lees Boot Alan zu Hilfe kam.
    »Ich kann leider nicht schwimmen«, sagte er, als sie sich zu ihm hinunterbeugte, »ich habe nur Wassertreten gelernt.«
    Mit vereinten Kräften gelang es, ihn ins Boot zu befördern, wo er sich hustend, erschöpft und mit triefend nassen Kleidern auf die Ruderbank fallen ließ, um sich von einem für ihn lebensbedrohlichen Ereignis zu erholen. Blair blickte zum Ufer hinüber, wo sie Lee stehen sah — von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt, wie sie mit einiger Befriedigung feststellte.
    Mit einem geschickten Wendemanöver drehte sie den Bug dem anderen Seeufer zu und ruderte zu dem Haus, wo die Boote vermietet wurden.
    Sie bezahlte die Miete für das Kanu, während Alan niesend dabeistand, und besorgte dann eine Droschke, die sie zum Imperial-Hotel zurückbringen sollte, wo Alan Quartier genommen hatte.
    Sie war so wütend, daß sie auf der Fahrt durch die Stadt zum Hotel Alan nicht ein einziges Mal ansah. Wie konnte Leander es wagen, sie so in der Öffentlichkeit zu behandeln. Oder sie überhaupt so zu behandeln. Hatte sie ihm nicht deutlich zu verstehen gegeben, daß sie nichts mit ihm zu tun haben wollte?
    Sie folgte Alan die Treppe hinauf zu seinem Zimmer. »Wenn mir dieser Mann noch einmal zu nahe kommt, bringe ich ihn um! So etwas Widerwärtiges! Wie er sich einbilden kann, daß ich so etwas heiraten würde, ist ein beispielloses Zeichen seiner Egomanie! Gib mir deinen Schlüssel.«
    »Wie bitte? Oh, hier. Blair, meinst du, daß du in mein Zimmer mitkommen solltest? Ich meine, wie sieht denn das aus?«
    Blair nahm ihm den Schlüssel ab und sperrte die Tür auf. »Könntest du dir ein Leben mit diesem Mann vorstellen? Er benimmt sich wie ein zu groß geratenes verzogenes Kind, das seinen Willen haben muß. Nun hat er sich in den Kopf gesetzt, daß er mich haben möchte — vermutlich weil ich die erste Frau bin, die jemals nein zu ihm gesagt hat —, und deshalb tut er jetzt alles, um mir das Leben sauer zu machen.« Sie hielt inne und blickte Alan an, der mit tropfnassen Kleidern mitten im Zimmer stand. »Warum stehst du dort in deinen nassen Sachen herum, statt dir etwas Trockenes anzuziehen?«
    »Weil ich meine, daß du nicht hier in meinem Zimmer sein solltest, Blair, und ich nicht vorhabe, mich vor deinen Augen auszuziehen.«
    Blair kam allmählich wieder zu sich und merkte, wo sie sich befand. »Du hast natürlich recht. Ich war vermutlich zu wütend, um zu wissen, was ich tat. Sehe ich dich morgen?«
    »Wenn ich bis dahin nicht an einer Lungenentzündung gestorben bin«, sagte er mit einem Lächeln.
    Sie lächelte zurück, wollte gehen, drehte sich dann, einem Impuls folgend, wieder um, warf ihm die Arme um den

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