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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Gefangene, dachte sie.
    Hier fühlte sie sich sogleich heimisch, als ihr der Geruch von Karbol, nassem Holz und Seife entgegenschlug. Es war, als würde sie nach Hause kommen. Da niemand sich in ihrer Nähe zeigte, begann sie, in den Stationen herumzuwandern, schaute in die Krankenzimmer hinein, betrachtete die Patienten und wünschte, sie könnte nach Pennsylvania zurückkehren und mit ihrer Arbeit beginnen.
    Sie war in den zweiten Stock hinaufgestiegen, als sie ein Geräusch hörte, das sie sogleich identifizierte: Jemand war in Atemnot.
    Sofort wurde aus Blair Dr. Chandler, die in das Zimmer rannte, aus dem das Geräusch kam, und sich einer älteren Frau gegenübersah, die nach Luft rang und blau anlief. Blair zögerte keine Sekunde, bearbeitete den Brustkorb der Frau mit beiden Händen und beatmete sie dann mit ihren eigenen Lungen.
    Sie hatte ihr noch keine Atemstöße durch den Mund gegeben, als sie zwei Hände an den Schülern spürte, die sie gewaltsam von der Patientin trennten.
    Während Blair gegen die Wand taumelte, beugte Leander sich über die Frau und entfernte etwas aus ihrem Rachen. Schon nach wenigen Sekunden atmete die Patientin wieder ruhig und gleichmäßig, so daß Leander sie der Obhut einer Schwester anvertrauen konnte und sich Blair zudrehte.
    »Du begibst dich sofort in mein Büro«, sagte er, sie kaum dabei ansehend.
    Dann bekam sie zwanzig Minuten lang eine Standpauke zu hören, wie sie sie bisher noch nie erlebt hatte. Lee schien zu glauben, daß sie sich in seine Arbeit einmischen wollte und seine Patientin in Lebensgefahr gebracht hätte.
    Nichts, was Blair zu ihrer Verteidigung vorbrachte, konnte seinen Zorn lindern. Er sagte, sie hätte jemand zu Hilfe rufen sollen, statt eine Patientin zu behandeln, deren Krankheitsgeschichte sie gar nicht kannte.
    Blair wußte, daß er recht hatte, und brach noch während der Standpauke in Tränen aus.
    Das wirkte besänftigend auf Leander. Er unterbrach seine Tiraden und legte den Arm um sie.
    Blair zuckte zurück, schrie, daß sie ihn hasse und nie mehr sehen wolle, rannte aus seinem Büro, die Treppe hinunter und versteckte sich dort hinter einem Vorhang, während er, auf der Suche nach ihr, an ihr vorbeilief. Als der Weg zum Ausgang frei war, verließ sie das Krankenhaus, stieg in die Pferdebahn und fuhr nach Hause — wo sie sich jetzt auf ihrem Bett ausweinte und hoffte, daß ihr dieser abscheuliche Mann nie mehr vor die Augen kam.
    Um elf Uhr hatte sie sich endlich so weit beruhigt, daß sie das Haus wieder verlassen konnte, um sich mit Alan zu treffen. Sie erzählte ihrer Mutter, sie sei mit Lee zum Tennisspielen verabredet, und Opal nickte nur, weil sie sich gutgläubig auf die Angaben ihrer Tochter verließ.
    Opal saß auf der hinteren Veranda, versuchte den warmen Frühlingstag zu genießen und nicht an ihre Töchter zu denken, als sie von ihrem Stickrahmen aufblickte und Leander im Durchgang stehen sah. »Was für eine angenehme Überraschung, Lee«, sagte sie. »Ich dachte, du würdest mit Blair Tennis spielen. Hast du etwas vergessen?«
    »Hättest du etwas dagegen, daß ich mich ein Weilchen zu dir setze?«
    »Natürlich nicht.« Sie blickte zu ihm hoch. Lees hübsches Gesicht wurde selten durch ein Kummerfältchen entstellt; doch heute wirkte es ganz düster vor Sorge.
    »Lee, wolltest du etwas mit mir besprechen?«
    Leander ließ sich Zeit mit seiner Antwort, holte zunächst eine Zigarre aus der Brusttasche und blickte Opal fragend an, ob sie ihm das Rauchen gestattete. »Sie ist mit einem Mann namens Alan Hunter ausgegangen«, sagte er schließlich. »Mit dem Mann, den sie angeblich heiraten möchte.«
    Opal ließ die Hand mit der Nadel auf die Stickerei fallen. »Oh — nein —, nicht noch mehr Komplikationen! Erzähle mir lieber gleich alles, was du über diesen Mann weißt, Lee.«
    »Sie scheint den Heiratantrag dieses Mannes schon in Pennsylvania angenommen zu haben, und er traf am Montag hier ein, um dich und Mr. Gates kennenzulernen.«
    »Aber am Montag war Blair doch bereits . . . und die Verlobung mit dir offensichtlich von der Kanzel . . .« Ihre Stimme erstarb.
    »Das war eine Eigenmächtigkeit von mir. Houston und Blair wollten die Sache totschweigen und vergessen, daß sie passiert war. Und ich schäme mich fast, dir zu gestehen, daß ich Blair erpreßt habe, hier in Chandler zu bleiben und sich an dem Wettkampf zu beteiligen.«
    »Wettkampf?«
    »Ich habe Hunter am Montag im Bahnhof kennengelernt und ihn dazu

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