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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Vergleich zu Taggerts Temperament und Stimmgewalt war Mr. Gates ein Heimchen. Taggert gestattete nicht den leisesten Widerspruch; er hatte in allem recht und warf mit Zahlen um sich, als finge das Rechnen erst bei einer Million Dollar an.
    Und als wären sein Gebrüll und seine Arroganz nicht schon schlimm genug, legte er dazu noch Manieren an den Tag, daß einem der Appetit vergehen konnte. Er schnitt die Kartoffel mit dem Messer, und als ihm dabei das Fleisch vom Teller sprang und bis zu Blairs Platz hinüberrutschte, unterbrach er keine Sekunde seinen Vortrag an Mr. Gates, wie er seine Brauerei zu führen habe, klaubte das Fleisch mit den Fingern vom Tischtuch und warf es auf seinen Teller zurück. Als man ihm drei verschiedene Sorten von Gemüse auftun wollte, hielt er jedesmal die Hand über seinen Teller, zermanschte den Berg von Kartoffeln, den er sich aufgeladen hatte, mit der Gabel zu einem Brei und schüttete eine ganze Schüssel voll Soße darüber aus. Ehe die anderen so richtig zum Essen kamen, hatte er bereits die Hälfte des zehnpfündigen Bratens verzehrt.
    Er stürzte Houstons Teetasse um; doch sie lächelte ihn nur an und gab dem Serviermädchen ein Zeichen, ihr eine frische Serviette zu bringen. Er trank sechs Gläser von dem eisgekühlten Tee, ehe Blair bemerkte, daß Susan sein Glas heimlich aus einer anderen Karaffe nachfüllte. Da begriff Blair, daß Houston Taggert statt Tee eisgekühltes dunkles Bier einschenken ließ.
    Er redete mit vollem Mund, und zweimal hingen ihm Kartoffelstückchen am Kinn. Da berührte Houston, als wäre er noch ein kleines Kind, seine Hand und deutete auf seine Serviette, die noch zusammengefaltet neben seinem Teller lag.
    Blair hörte auf zu essen. Sie mochte nicht dauernd mit Speisepartikeln bombardiert werden oder ihr Glas festhalten, wenn dieses Großmaul die Konversation monopolisierte. Konversation — ha! Er hätte ebensogut eine Ansprache halten können.
    Am schlimmsten war es für sie, zusehen zu müssen, wie Houston, ihre Mutter und Mr. Gates an seinen Lippen hingen. Man hätte meinen können, seine Worte wären aus Gold. Und vielleicht waren sie das sogar, dachte Blair angewidert. Sie hatte sich nie viel aus Geld gemacht; aber vielleicht war Geld für andere Leute der wichtigste Lebensinhalt. Jedenfalls schien es für Houston so wichtig zu sein, daß sie bereit war, sich ein Leben lang diesem schrecklichen, ungehobelten Kerl zu unterwerfen.
    Blair faßte nach dem Kerzenhalter, ehe er auf den Rest des Bratens kippte, als Taggert sich noch einmal mit Soße bediente. Die Köchin mußte einen Waschkessel davon angerührt haben, dachte Blair.
    In diesem Moment unterbrach Taggert kurz seinen Vorschlag, daß er Mr. Gates gnädigerweise erlauben würde, sich an einem Grundstückskauf zu beteiligen, um einen Blick auf Blair zu werfen. Plötzlich schien er keine Lust mehr am Reden zu haben und schob seinen Stuhl zurück.
    »Honey, wir sollten jetzt lieber gehen, wenn du noch in den Park willst, ehe es dunkel wird.«
    Er hätte doch wenigstens soviel Anstand haben können, dachte Blair, die anderen zu fragen, ob sie mit dem Essen fertig seien. Nein, er wollte jetzt gehen und verlangte im Ton eines Paschas, daß Houston ihn begleiten müsse. Und Houston folgte ihm gehorsam aus dem Zimmer.
    »Also, Lee«, sagte Opal mit einem Lächeln und verrenkte sich fast den Hals, als sie versuchte, den Kopf im Schaukelstuhl zu drehen und zu ihm aufzusehen, »ich habe dich gar nicht kommen hören!« Sie betrachtete ihn näher. »Du siehst viel zufriedener aus als noch vor ein paar Tagen. Gibt es Gründe dafür?« Und dabei machte sie ein Gesicht, als wollte sie hinzusetzen: >Was habe ich dir gesagt?<
    Lee gab ihr rasch einen Kuß auf die Wange, ehe er sich neben sie in einen Sessel auf die hintere Veranda setzte. Er warf einen großen roten Apfel zwischen seinen Händen hin und her. »Vielleicht ist es gar nicht so sehr deine Tochter, die ich haben möchte. Vielleicht wollte ich dich als Schwiegermutter haben.«
    Opal nahm wieder ihre Näharbeit zur Hand. »Also glaubst du, daß du jetzt eine Chance hast, meine Tochter für dich zu gewinnen. Wenn ich mich recht entsinne, warst du bei unserem letzten Gespräch vom Gegenteil überzeugt. Hat sich denn etwas geändert?«
    »Geändert? Nur die ganze Welt hat sich verändert.« Er biß herzhaft in seinen Apfel hinein. »Ich werde gewinnen.
    Ich werde nicht nur gewinnen, sondern es wird ein Erdrutsch werden. Dieser arme Junge, dieser

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