Herz aus Feuer
beiden habt ein paar Dinge unter vier Augen zu klären«, zischelte Leander mit zusammengepreßten Zähnen, als er Blair durch die Tür in das Zimmer hineinschob und diese dann hinter ihr zumachte.
Als die Zwillinge allein im Zimmer waren, sagten sie kein Wort. Houston saß nur mit gesenktem Kopf in einem Sessel, während Blair in der Nähe der Tür stehenblieb.
»Ich denke, wir sollten hinaus in den Garten gehen und die Hochzeitstorte anschneiden«, sagte Blair nach einer Weile mit behutsamer Stimme. »Du und Taggert. . .«
Houston schoß aus ihrem Sessel heraus, als hätte sie sich plötzlich in eine Harpyie verwandelt. »Du kannst ihn nicht einmal bei seinem Vornamen nennen, wie?« sagte sie, jede Silbe wütend betonend. »Du glaubst, er habe keine Gefühle? Du glaubst, weil du Vorurteile gegen ihn hast, hättest du auch das Recht dazu, ihn so zu behandeln, wie du das für richtig hältst!«
Verwundert wich Blair einen Schritt vor dem Zorn ihrer Schwester zurück. »Houston, was ich getan habe, habe ich deinetwegen getan. Ich wollte dich glücklich wissen.«
Houston ballte die Hände an den Seiten zu Fäusten und rückte auf Blair vor, als wollte sie auch von ihren Fäusten Gebrauch machen. »Glücklich? Wie kann ich glücklich sein, wenn ich nicht einmal weiß, wo mein Ehemann ist? Dank dir werde ich vielleicht niemals erfahren, was das Wort Glück bedeutet!«
»Dank mir? Was habe ich denn anderes getan, als alles in meiner Macht Stehende zu versuchen, um dir zu helfen? Ich habe versucht, dir zu helfen, wieder zur Besinnung zu kommen und zu erkennen, daß du diesen Mann nicht seines Geldes wegen heiraten mußt. Kane Taggert. . .«
»Du hast es wirklich noch nicht begriffen, wie?« unterbrach Houston sie. »Du hast einen stolzen, empfindsamen Mann vor Hunderten von Leuten gedemütigt und bist dir deiner Tat noch nicht einmal bewußt!«
»Ich nehme an, du sprichst von dem Vorfall am Altar? Das habe ich deinetwegen getan, Houston. Ich weiß, daß du Leander liebst, und ich war willens, Taggert zum Mann zu nehmen, nur um dich glücklich zu machen. Ich bedaure zutiefst, was ich dir angetan habe. Es war nie meine Absicht gewesen, dich unglücklich zu machen. Ich weiß, daß ich dein Leben ruiniert habe; aber ich versuchte, zu reparieren, was ich zerstört habe.«
»Ich, ich, ich. Das ist alles, was du sagen kannst. Du weißt, daß ich Leander liebe. Du weißt, was für ein schrecklicher Mann Kane ist. Die ganze letzte Woche über hast du jede wache Minute mit Leander verbracht, und du redest von ihm, als wäre er ein Gott. Jedes zweite Wort, das du sagst, ist >Leander<. Ich denke, daß du es gut gemeint hast vorhin: Du wolltest mir den besten Mann geben.«
Houston beugte sich zu ihrer Schwester vor: »Leander mag deinen Körper in Brand setzen, doch für mich hat er nie etwas getan. Wenn du in letzter Zeit nicht so ausschließlich mit dir selbst beschäftigt gewesen wärest und daran denken könntest, daß auch ich einen Funken Verstand besitze, würdest du bemerkt haben, daß ich mich in einen guten, gütigen, rücksichtsvollen Mann verliebt habe — zugegeben, er hat eine rauhe Schale; aber hast du dich nicht immer darüber beschwert, daß meine Schale ein bißchen zu glatt wäre?«
Blair ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Du liebst ihn? Taggert? Du liebst Kane Taggert? Aber das verstehe ich nicht. Du hast immer nur Leander geliebt. Solange ich zurückdenken kann, hast du ihn geliebt.«
Houstons Zorn schien sich etwas zu legen, und sie wandte sich von ihrer Schwester ab, um aus dem Fenster zu blicken. »Richtig, ich beschloß, daß ich ihn haben wollte, als ich sechs Jahre alt war. Ich glaube, ich setzte mir das zum Ziel wie ein Bergsteiger, der einen Gipfel erobern möchte. Ich hätte mir ebensogut Mount Rainier dafür aussuchen können. Jedenfalls wäre dann, sobald ich den Gipfel erklommen hätte, die Sache für mich erledigt gewesen. Ich wußte nie, was ich mit Leander anstellen sollte, wenn wir einmal verheiratet waren.«
»Aber du weißt, was du mit Taggert anstellen wirst?«
Houston blickte auf ihre Schwester zurück und lächelte. »Oh, ja. Ich weiß sehr genau, was ich mit ihm anstellen werde. Ich werde ihm ein Heim schaffen, eine Stätte, wo ich sicher bin — wo ich machen kann, was ich möchte.«
Blair stand auf, und nun war sie daran, die Hände zu Fäusten zu ballen. »Und du konntest dir vermutlich nicht zwei Minuten Zeit nehmen, mir das alles zu erzählen, nicht wahr? Ich bin in den
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