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Herz aus Glas (German Edition)

Herz aus Glas (German Edition)

Titel: Herz aus Glas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Nachtschrank. Dabei sah ich in Davids Gesicht, um mitzuerleben, wie auch er erblassen würde. Um an seinen Augen zu erkennen, dass ich nicht allein wahnsinnig wurde.
    Aber ich sah nur grenzenloses Unverständnis.
    »Was ist nur los mit dir?«, flüsterte er.
    Ich fuhr herum, starrte auf den leeren Nachtschrank.
    Da lag kein Buch.
    »Gleich morgen früh«, sagte David mit Grauen in der Stimme, »sorge ich dafür, dass du diese verdammte Insel verlässt!«

N ein, David!« Mein Vater war plötzlich da und an dem undeutlichen Gemurmel hinter ihm konnte ich erkennen, dass ich mit meinem Anfall das halbe Haus aufgeweckt haben musste. Taylor und Jason standen draußen vor meinem Appartement auf dem Flur und auch Henrys tiefe Stimme glaubte ich zu hören.
    »Wir fahren sie in ein Krankenhaus«, sagte mein Vater. »Und zwar auf der Stelle!«
    »Die Straßen sind noch immer vereist«, wandte Jason ein, aber Dad winkte ungeduldig ab.
    »Dann müssen wir eben langsam fahren!« Er griff sich meine Jacke und legte sie mir über die Schultern. »Komm!«, befahl er.
    Die Fahrt verlief ziemlich abenteuerlich, das hat mein Vater mir später erzählt. Ein paar Mal war er knapp davor, in einen Graben oder gegen einen Baum zu rutschen, und jedes Mal schaffte er es nur mit Müh und Not, den Wagen auf der eisglatten Straße zu halten. An unsere Beinahe-Unfälle erinnere ich mich heute nicht mehr, aber ich erinnere mich daran, dass David während der gesamten Fahrt neben mir auf dem Rücksitz saß und mich im Arm hielt. Ich hatte die Augen geschlossen und versuchte verzweifelt, gegen den Schwindel und die drohende Ohnmacht anzukämpfen. Letzteres allerdings vergeblich, denn als ich die Augen das nächste Mal wieder öffnete, lag ich in einem mit weißer Bettwäsche bezogenen Krankenhausbett.
    »Es geht ihr ziemlich schlecht!«, sagte eine tiefe Männerstimme, die mir unbekannt vorkam.
    »Können wir denn gar nichts tun?« Diese Stimme kannte ich nur allzu gut.
    »Dad!«, stöhnte ich.
    »Juli!« Mein Vater war ganz dicht bei mir. »Du bist wach! Wie geht es dir?«
    »Ich … habe Durst«, gelang es mir zu sagen. Ich wollte mich aufsetzen, aber ich wurde festgehalten.
    »Bleib liegen. Du bist im Krankenhaus. Die Leute hier kümmern sich um dich.«
    »Wir haben Ihnen Blut abgenommen.« Jetzt redete wieder die erste Stimme. Ein Arzt, vermutete ich. Ich drehte den Kopf so, dass ich ihn ansehen konnte. Er war schon älter, grauhaarig und mit einer randlosen Brille. »Dr. Redwood«, stand auf einem kleinen Schild an seinem Revers. Er wirkte überaus kompetent. Als er bemerkte, dass ich seinen Ausführungen nicht richtig folgen konnte, wandte er sich wieder an meinen Vater. »Die Blutabnahmen haben wir durchgeführt, weil sämtliche Schnelltests auf Halluzinogene negativ waren. Solange wir nicht wissen, was für ihren Zustand verantwortlich ist, können wir nicht viel tun. Ihr Blutdruck spielt verrückt, aber wir haben sie einigermaßen stabilisiert. Wenn uns der Bluttest Ergebnisse liefert, werden wir entsprechende Maßnahmen ergreifen, aber im Moment stochern wir im Nebel.«
    Nebel, dachte ich. Wie passend. »Ich habe Durst«, murmelte ich ein zweites Mal und Dr. Redwood meinte: »Etwas Wasser wird nicht schaden.«
    »Ich hole dir was«, sagte mein Vater und stand von meinem Bett auf.
    Während er fort war, musste ich wieder weggesackt sein, denn übergangslos saß er auf meiner Bettkante, half mir, mich aufzurichten, und setzte mir ein Glas an die Lippen. Ich trank, verschluckte mich. Hustete.
    »David!«, murmelte ich.
    »Er wartet draußen. Henry ist bei ihm.«
    Ich nickte. »Das ist gut.« Meine Lippen fühlten sich rissig an und schmerzten ein bisschen.
    »Das ist es.« Dad stellte das Glas fort. »Versuch, ein bisschen zu schlafen.
    »David?«
    Mit einem Wimmern schreckte ich hoch. Es war dämmerig im Zimmer, draußen brach ein neuer Tag an.
    Jemand war mit mir im Raum, das spürte ich, aber noch bevor ich in Panik ausbrechen konnte, sagte David: »Ich bin es. Ganz ruhig!«
    Ich setzte mich aufrechter hin. Mein Verstand schien jetzt etwas klarer zu sein, jedenfalls konnte ich wieder einigermaßen geradeaus denken. Mein Kopf schmerzte noch, aber der Nebel darin war fort.
    »Wo ist mein Vater?«, fragte ich. »Wie lange war ich weg?«
    »Du hast geschlafen.« David war ganz schmal und blass vor Sorge. »Dein Vater ist runter in die Cafeteria gegangen, um ein bisschen was zu frühstücken. Wie geht es dir?«
    Ich zwang mich zu einem

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