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Herz aus Glas (German Edition)

Herz aus Glas (German Edition)

Titel: Herz aus Glas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Lächeln. »Besser, glaube ich.«
    »Sie kümmern sich alle gut um dich.« Er kam an mein Bett und setzte sich auf die Kante. Behutsam nahm er meine Hand. Seine Haut fühlte sich kühl und trocken an. Im Gegensatz zu meinen. Hatte ich etwa Fieber?
    »Dr. Redwood sagt, die Tests sind bald abgeschlossen.« Er strich mir die Haare aus der schweißnassen Stirn. »Dann wissen wir, was diese Anfälle auslöst.«
    Ich sah ihn ernst an. »Bist du mal auf die Idee gekommen, dass sie die gleichen Tests bei dir auch machen sollten?«
    Er schluckte.
    »Ich meine, du hast ganz ähnliche Symptome wie ich. Übelkeit. Schwindel.« Ich überlegte, ob ich das Entscheidende noch hinzufügen sollte, dann entschied ich mich, es zu tun. »Und du hörst diese Stimmen, genau wie ich.«
    David atmete tief durch. »Sehen wir erst mal, was mit dir ist«, wich er mir aus.
    Ich nickte. Mir fehlte es sowieso an der nötigen Energie, um darauf zu bestehen. »Sieht so aus«, murmelte ich mit halb geschlossenen Augen, »als hätte ich jetzt wirklich die Rolle dieser Erzählerin aus deinem fürchterlichen Buch übernommen.«
    Er legte die Hand an meiner Wange. »Wie meinst du das?«
    »Versucht darin nicht jemand, die junge Frau in den Tod zu treiben?«
    Davids Wangenmuskeln verhärteten sich. »Du glaubst, jemand will deinen Tod?«
    »Was gibt es sonst für eine Erklärung für das hier?« Ich wies an meiner eigenen, lang ausgestreckt daliegenden Gestalt hinunter. »Etwa den Fluch? Glaubst du an Geister? Glaubst du, dass Madeleine irgendwo draußen um Sorrow herumspukt und versucht, mich in den Selbstmord zu treiben?« Selbst jetzt, wie ein Käfer auf dem Rücken liegend und unfähig, mehr als zwei Schritte zu machen, ohne dass mir so schlecht wurde, dass ich einfach umkippte, fiel es mir schwer, das zu glauben.
    Mein Bett schwankte wie die City of Columbus im Sturm. Der Wind rüttelte am Fenster und ich glaubte, hinter seinem Flüstern die helle Stimme zu hören, die nach mir rief. Sogar jetzt, hier im Krankenhaus, hörte ich sie.
    »Hörst du sie auch, David?«
    Er beugte sich über mich. »Da ist nichts, Liebling.« Er gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Versuch, noch ein bisschen zu schlafen!«
    Ich stand am Fenster, das ich einen Spaltbreit geöffnet hatte, meine Hand klammerte sich um den Griff, weil meine Beine kaum in der Lage waren, mich zu tragen. Wie war ich hierhergekommen? Ich wusste es nicht.
    Von draußen drang das Wispern des Windes herein.
    Die Beine knickten unter mir weg und ich fiel. Hart schlug ich auf dem Boden auf, schmeckte Blut auf meiner Lippe.
    »Verdammt!« David war bei mir. Er hob mich auf die Arme und trug mich zurück zum Bett, dann klingelte er nach der Schwester.
    »Ich war nur kurz auf der Toilette«, sagte er, als eine ziemlich junge blonde Frau mir in die Augen leuchtete und meinen Puls maß. Sie sah professionell besorgt aus, und nachdem sie meine Werte in einen Bogen eingetragen hatte, sagte sie: »Ich frage einmal nach, wie lange die Screenings noch dauern.«
    Als sie wieder fort war, bahnte sich ein Gedanke einen Weg durch den Nebel in meinem Kopf. »Vielleicht bist du es ja«, flüsterte ich.
    »Was soll ich sein?« Sanft zog David meine Decke höher.
    Der Gedanke gewann an Kontur, wurde deutlicher. »Vielleicht bist du derjenige, der mir das Gift …«
    »Hör auf, Juli!«, stöhnte er. Ich klammerte mich an ihn, als er sich aufrichten wollte.
    »Geh nicht weg! Lass mich nicht alleine!«
    Er stand da und blickte resigniert auf mich herunter.
    »Bitte!«, flehte ich. »Halt mich fest, sie gewinnt sonst doch noch!« Es war völlig widersprüchlicher Quatsch, den ich hier von mir gab. Irgendwo in den hintersten Winkeln meines Verstandes wusste ich das. Trotzdem konnte ich nicht anders. Ich krümmte mich.
    Da setzte er sich zu mir aufs Bett und zog mich in seine Arme. »Ich bin bei dir«, sagte er und ich fragte mich, warum er es mit zusammengebissenen Zähnen tat.
    Ich lehnte mich an ihn und schloss die Augen.
    Jemand betrat das Zimmer. Ich hörte Dr. Redwood mit neutraler Stimme sagen: »Wir haben jetzt die Ergebnisse der Tests.« Gespannt riss ich die Augen wieder auf.
    »Und?« In Davids Stimme lagen Anspannung und Angst.
    Der Arzt blätterte durch den Testbericht, den er auf einem Klemmbrett dabeihatte. »Negativ auf Amphetamine, Benzodiazepine, LSD und auch alle anderen Substanzen, die Halluzinationen auslösen können. Aber da ist etwas anderes …« Er hielt inne. Irgendwie sah er plötzlich

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