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Herz aus Glas (German Edition)

Herz aus Glas (German Edition)

Titel: Herz aus Glas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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weiterhin hin- und hergerissen. Ich wollte nicht von David fort. Gleichzeitig aber war da auch so etwas wie Erleichterung. Den ganzen Irrsinn, der hier ablief, hinter mir zu lassen, war eine ziemlich verlockende Aussicht.
    »Aber wir fahren doch erst noch mal nach Sorrow zurück, oder?«, fragte ich.
    Dad nickte. »Aber nur zum Kofferpacken und Tschüss-Sagen.«
    Im Auto hatte ich Mühe, mir nicht ansehen zu lassen, wie mies es mir ging. David saß neben mir auf dem Rücksitz und hielt meine Hand. Ich konnte den Blick kaum von ihm lassen. Die Vorstellung, von der Insel fortzugehen, kam mir mit jedem Kilometer, den wir zurücklegten, weniger erträglich vor. Henry, der auf dem Beifahrersitz hockte, hatte sich so zur Seite gedreht, dass er David und mich ansehen konnte.
    »Abschiedsblues«, stellte er fachmännisch fest. »He! Man könnte meinen, nach allem, was passiert ist, bist du froh, von dieser verrückten Insel wegzukommen!«
    Ich nickte unter Tränen und wischte mir mit dem Ärmel ziemlich undamenhaft über die Nase.
    Wortlos zog David ein Taschentuch aus der Tasche und reichte es mir.
    »Danke.« Ich schnäuzte mich.
    »Ihr seid nur gut hundert Meilen voneinander entfernt!«, versuchte Henry, mich aufzumuntern. »Er kann dich besuchen kommen, für den Fall, dass du vorhast, niemals wieder einen Fuß auf Vineyard zu setzen.«
    »Ich weiß«, murmelte ich. Und trotzdem fühlte sich der Gedanke, von David getrennt zu werden, unerträglich an – selbst wenn es nur wenige Autostunden waren, die zwischen uns lagen. Aus irgendeinem Grund hatte ich das fürchterliche Gefühl, ihn nie wiederzusehen, wenn ich jetzt fortging. Es war irrational, das war mir klar, aber was von den Dingen, die ich in den letzten Tagen erlebt und getan hatte, war nicht irrational gewesen?
    Wir erreichten Sorrow und Dad bat mich, meinen Koffer zu packen. Ich nickte, aber ich stand auf dem Parkplatz herum, bis er und auch Henry im Haus verschwunden waren. David blieb bei mir.
    »Henry hat recht«, sagte er leise und trat ganz dicht vor mich hin. »Ich komme dich besuchen.« Er legte behutsam die Arme um mich und zog mich an sich. Ich lehnte den Kopf gegen seine Brust und kämpfte gegen die Tränen, die immer wieder hinter meinen Lidern hervorquellen wollten. »Dann sind wir beide weit weg von alldem hier.«
    Tief holte ich Luft. »Ich habe Angst«, gestand ich ihm. Ich hatte Angst, ihn hier zurückzulassen. Angst, dass derjenige, der uns vergiftet hatte, es weiter versuchen würde. Angst, dass David am Ende doch noch von der Klippe sprang, so wie ich es beinahe getan hätte.
    Er legte die Lippen an meinen Scheitel. Sein Atem fühlte sich warm an auf meiner Kopfhaut. »Ich weiß.«
    In diesem Moment hatte ich eine Idee. Ich machte mich von David los und schaute ihm ins Gesicht. »Komm mit nach Boston!« Im Stillen musste ich über mich selbst den Kopf schütteln. David war in meiner Vorstellung so sehr mit Sorrow verbunden, dass ich auf diesen so naheliegenden Gedanken tatsächlich nicht früher gekommen war. An der Überraschung, die sich in seinem Gesicht abzeichnete, konnte ich erkennen, dass es ihm ähnlich ging.
    »Du könntest dich in Boston untersuchen lassen«, fuhr ich aufgeregt fort. »Und wenn in deinem Blut auch White Rage zu finden ist, müssen die Polizisten uns glauben! Dir geht es immerhin schon viel länger so schlecht! Sie werden Grace …«
    Sanft legte David mir die Fingerspitzen auf den Mund. »Halt mal die Luft an.«
    Meine Haut kribbelte, wo er mich berührte. Dann nahm er die Hand fort, legte sie stattdessen unter mein Kinn und hob mein Gesicht so an, dass ich zu ihm aufsehen musste. Ganz sanft berührten seine Lippen meine.
    Als wir uns voneinander lösten, war mir schon wieder schwindelig.
    »Alles okay?«, fragte David leise und schlang die Arme fester um mich. »Du schwankst schon wieder.«
    Meine Stimme war atemlos. »Das hat diesmal andere Gründe.« Ich lächelte.
    Er deutete mit dem Kinn auf das Gästehaus. »Geh deine Koffer packen. Wir treffen uns in einer Stunde in der Halle.«
    Ich wagte kaum, die Frage zu stellen. »Dann kommst du tatsächlich …«
    »Geh einfach!«, sagte er. Er lächelte dabei und mein Herz schien sich bei diesem Anblick von einem Scherbenhaufen zurück in ein menschliches Organ zu verwandeln.
    Ich brauchte natürlich keine ganze Stunde, um meine paar Klamotten in den Koffer zu werfen. Aber ich hatte im Krankenhaus nur zweimal ganz kurz geduscht und nutzte daher jetzt die Zeit, um das

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