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Herz aus Glas (German Edition)

Herz aus Glas (German Edition)

Titel: Herz aus Glas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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fortgegangen und damals hatte sie gedacht, dass sie nie wieder hierher zurückkehren würde.
    Meine Gedanken wanderten kurz zu David. Warteten er und Dad schon auf mich?
    »Was war mit dem Vater deines Kindes?«, fragte ich.
    Sie machte ein Gesicht, als sei das keine gute Frage. »Er weiß bis heute nichts davon. Es war ein One-Night-Stand.« Ihr Blick richtete sich in die Ferne und auf einmal sah sie sonderbar zornig aus. Ein beklommenes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus. Eine leise Stimme warnte mich mit eindringlichem Flüstern, dass irgendetwas hier nicht stimmte, aber ich kam nicht darauf, was es sein könnte. Mit einer Mischung aus Befangenheit und Neugier ging ich weiter.
    »Was ist mit dem Kind geschehen?«, fragte ich.
    Sie strich mit dem Zweig über die Innenfläche ihrer Hand. Längere Zeit sagte sie nichts, und als sie es endlich tat, war ihre Stimme tränenerstickt. »Ich habe es zur Adoption freigegeben. Lange Jahre hatte ich keinen Kontakt zu ihr, aber vor ein paar Wochen bin ich ihr hier auf der Insel über den Weg gelaufen. Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich es gewagt habe, Nachforschungen anzustellen, aber heute Morgen kam die Bestätigung.«
    »Die Bestätigung … die Nachricht, auf die du gewartet hast.« Ich brauchte einen Moment, bis ich begriff, was sie mir sagen wollte. Fassungslos starrte ich sie an. »Charlie war deine Tochter!«, hauchte ich. Ich hatte eine Weile lang nicht auf den Weg geachtet, aber jetzt erkannte ich, wo wir uns befanden. Wir standen auf den Klippen.
    Das Meer lag direkt unter uns und warf sich zornig gegen die Felsen.
    »Charlie war deine Tochter!« Ich konnte nicht anders, ich musste es einfach wiederholen.
    Mechanisch nickte Taylor. Ihre Augen schwammen jetzt in Tränen, aber da war auch noch ein anderer Ausdruck, den ich nicht zu deuten wusste. Sie wirkte fast ein bisschen entrückt.
    In meinem Kopf bildeten sich schon wieder Nebelfetzen. Ich glaubte, zwischen dem Donnern der Brandung und dem stetigen Rauschen des Windes die Frauenstimme wispern zu hören. Ging das jetzt etwa schon wieder los? Verzweifelt konzentrierte ich mich auf Taylor. Sie trat näher an den Abgrund heran. Was hatte sie vor? Wollte sie sich etwa hinunterstürzen?
    »Taylor!«, sagte ich leise.
    Sie drehte sich nicht zu mir um. Ich hörte den Felsen unter ihren Füßen knistern und meine Haare richteten sich auf.
    »Bitte komm von dort weg!«
    »Ich habe sie im Stich gelassen«, flüsterte sie. »Ich habe mich jahrelang nicht für sie interessiert. Aber als ich sie dann endlich wiederhatte, ist sie …«
    … gesprungen!
    Mir war eiskalt.
    »Sie wird nicht wieder lebendig, wenn du auch springst«, sagte ich.
    Da drehte sie sich zu mir um. »Nein. Das wird sie nicht.« Der sonderbare Ausdruck in ihren Augen hatte sich verstärkt und ihr Blick fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht.
    Ich streckte die Hand nach ihr aus. »Komm da weg!«, bat ich.
    Der Felsen knisterte bedrohlich.
    Und in diesem Moment grapschte Taylor nach meinem Arm und zerrte mich an sich.
    Ich schrie auf.
    »Lass sie sofort los!«, ertönte hinter mir eine Stimme.
    Es war David!
    Taylors Hände lagen wie Eisenklammern um meinen Unterarm. David trat auf die Klippen hinaus. Sein Gesicht war angespannt und blass und ich konnte die Sorge in seinen dunklen Augen schimmern sehen. Sein Blick zuckte hektisch zwischen Taylor und mir hin und her, aber so ruhig wie möglich hob er uns beide Hände entgegen. »Lass sie los, Taylor! Lass sie zu mir, ich bitte dich!«
    Taylor wirkte jetzt vollends verwirrt. Bevor sie etwas sagen konnte, trat nun auch Henry auf die Klippen hinaus. In der Hand hielt er etwas, das ich auf den ersten Blick nicht erkennen konnte. Er blieb schräg hinter David stehen und für einen schier unendlich langen Zeitraum rührte sich niemand.
    Der Wind blies mir von hinten gegen den Rücken, als wollte er mich zurück auf sicheren Boden schieben. Das Knistern des Felsen unter unseren Füßen wurde lauter.
    »Du gibst mir die Schuld an Charlies Tod«, sagte David mit ruhiger Stimme. »Und du hast recht damit. Aber es bringt Charlie nicht zurück, wenn du Juli tötest!«
    Seine Worte sickerten wie Eiswasser in meinen Verstand und erst jetzt begriff ich es endlich. »Du hast …« Meine Stimme stockte vor Fassungslosigkeit. Sie steckte hinter alldem? Sie war der Grund für all die Dinge, die mir passiert waren? Sie hatte mich vergiftet, hatte mich dazu treiben wollen, über die Klippe zu springen? Sie! Nicht

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