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Herz aus Glas (German Edition)

Herz aus Glas (German Edition)

Titel: Herz aus Glas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Brummschädel erwachte, darum drehte ich die Heizung herunter. Aber es war ein altertümliches Ding, das nur langsam reagierte, also trat ich ans Fenster und öffnete es für eine Weile.
    Die Nachtluft war kühl, aber lange nicht mehr so eisig wie vor sechs Wochen. Ein schmaler Mond stand am wolkenlosen Himmel. Die Sternbilder sahen aus wie auf eine pechschwarze Leinwand gepinselt.
    »David!«, hörte ich eine unendlich leise, kaum verständliche Stimme.
    Ich biss die Zähne zusammen.
    In diesem Augenblick, ohne Drogen im Blut, kam mir das Gewisper überhaupt nicht mehr unheimlich vor. Ich wusste ja, dass es von einer Aufnahme stammte, und so klang es in meinen Ohren in diesem Moment eher erbärmlich.
    »Juli!«, wimmerte David hinter mir im Schlaf.
    Ich drehte mich zu ihm um. Er hatte die Augen offen, aber er war nicht wach. Ich schloss das Fenster wieder und ging zu meinem Stuhl zurück. »Ich bin hier«, sagte ich erneut.
    Da sanken seine Lider herunter und er schlief weiter.
    In Rebecca begegnete die Ich-Erzählerin der Haushälterin Mrs Danvers und musste feststellen, dass diese sie wieder und wieder mit ihrer Vorgängerin Rebecca verglich. Ich schauderte ein bisschen bei dem Gedanken, wie Charlie dieses Buch gelesen und dabei erkannt hatte, dass sie dieser finsteren und gemeinen Rebecca ähnelte. Obwohl ich sie nicht gekannt hatte und das, was ich inzwischen über sie wusste, sie nicht besonders sympathisch machte, tat sie mir jetzt ein bisschen leid.
    Mit einem Seufzen las ich weiter, bis ich zu der Stelle mit dem Kleid kam. Mrs Danvers hatte der Erzählerin geholfen, sich für einen Ball zurechtzumachen. Aus reiner Boshaftigkeit hatte sie dafür gesorgt, dass das Kleid genauso aussah wie jenes, das Rebecca zuvor getragen hatte.
    Erschrocken hob ich den Kopf, starrte vor mich hin und wiederholte die gerade gelesenen Worte in meinem Kopf.
    Und dann überkam es mich mit schrecklicher Klarheit. Das Kleid in diesem Buch … das rote Kleid von Taylor, mit dem David mich ertappt hatte … und …
    Mir wurde vor Schreck ganz elend.
    Ohne darauf zu achten, ob ich David vielleicht weckte, knallte ich das Buch auf seine Bettdecke. Dann rannte ich los. Die Liliensträuße vor Amandas Zimmer waren an diesem Tag nicht weiß, sondern rot. Wenn ich heute darüber nachdenke, erscheint es mir wie ein böses Omen für die Dinge, die von dieser Sekunde an wie ein Uhrwerk abliefen. Ich stürmte in das Zimmer. Die Luft war ebenso kalt wie immer. Ich glaubte, noch den Geruch von verbranntem Papier riechen zu können, aber das war bestimmt nur Einbildung. Der Kamin war sauber gefegt und leer, von dem Taschenbuch und Davids Brief war nichts mehr übrig.
    Amanda Bell blickte von der luftigen Höhe ihres Gemäldes auf mich herab, aber sie war es nicht, deren Bild ich suchte. Ich wandte mich zu den beiden Fenstern und erschrak, denn Charlies Bild war nicht mehr da. Hatten sie es vernichtet? Fieberhaft drehte ich mich einmal um die eigene Achse und dann entdeckte ich es zu meiner grenzenlosen Erleichterung. Es stand gegen die Seite des Sofas gelehnt, auf dem David und ich die schönsten Stunden verbracht hatten, die ich hier auf Sorrow erlebt hatte. Es war noch immer abgedeckt. Mit fliegenden Fingern zerrte ich das Tuch fort. Dann stellte ich das Bild auf das Sofa und starrte in Charlies makelloses, überhebliches Gesicht.
    Einige Minuten lang stand ich einfach da, hielt ihrem spöttischen Lächeln stand und spürte dem Unbehagen nach, das mich bei ihrem Anblick schon einmal überkommen hatte. Dann legte ich den Kopf auf die Seite, kniff die Augen zusammen …
    … und in diesem Moment verstand ich und wäre vor Schreck fast ohnmächtig geworden!

E rfüllt von absolutem Entsetzen rannte ich wieder nach draußen auf den Flur – und stieß einen erschrockenen Schrei aus, als ich gegen eine große, massige Gestalt prallte.
    Es war Henry. Genau wie beim ersten Mal, als ich mit ihm zusammengestoßen war, fing er mich mit einem belustigten Lachen auf und bewahrte mich so davor, der Länge nach hinzuknallen. Doch anders als beim letzten Mal starrte ich ihm jetzt gehetzt und angsterfüllt ins Gesicht.
    Sein Lächeln zerfiel. Und er begriff.
    »Charlies Gemälde!«, keuchte ich. Ich wusste, dass es ein Fehler war, ihn das zu fragen, aber ich konnte nicht anders. Ich musste es aussprechen, weil mir sonst der Schädel geplatzt wäre. »Es ist von dir, nicht wahr?«
    Er nickte sehr langsam. Und ebenso langsam verwandelte sich der Ausdruck auf

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