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Herz aus Glas (German Edition)

Herz aus Glas (German Edition)

Titel: Herz aus Glas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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erst mal zumindest nicht allzu glatt gelaufen war. Neugierig wartete sie, was ich auf Jasons Frage antworten würde, denn ich hatte ja auch ihr den Grund für meine miese Stimmung noch nicht verraten.
    David saß da wie immer, mit einer stummen Konzentration, die mich spüren ließ, dass er sich zu jeder Bewegung zwingen musste. Er schob sich ein Stück Gurke in den Mund und kaute darauf herum, während auch er darauf wartete, was ich sagen würde.
    Ich fuhr mit der Zunge an der Kante meiner oberen Schneidezähne entlang. Zwischen ihnen saß ein Stück Fleisch, aber das ließ sich jetzt nicht ändern. »Ich war in dem kleinen historischen Museum in Chilmark«, erklärte ich.
    Jason schien nicht zu wissen, wovon ich sprach.
    »Das Museum, das Adam gehört«, erklärte David.
    Es überraschte uns alle mehr oder weniger, dass er sich in das Gespräch einmischte, nur Jason schien es als selbstverständlich anzusehen. Taylor hingegen rutschte vor Verwunderung die Gabel aus der Hand. Mit einem lauten Klirren landete sie auf dem Tellerrand.
    Jason achtete nicht auf Taylor. »Ah!«, machte er. »Adam. Stimmt. Und? Wie war dein Besuch dort, Juli?«
    »Schräg!«, rutschte es mir heraus. »Ich fürchte, ich habe Adam ziemlich verärgert, auch wenn ich nicht ganz sicher bin, womit.« Ich deutete auf David. »Er musste mich retten.« Ich sagte es mit einem Lächeln, das Jason zeigen sollte, dass ich mit Davids Verhalten durchaus zufrieden war.
    Er jedoch runzelte nur die Stirn. »Retten?«
    »Sie hat versucht, ausgerechnet bei ihm etwas über Charlie rauszukriegen.« David sprach genauso leise wie eben.
    »Was gibt es da rauszukriegen?«, wunderte mein Vater sich.
    Klasse, Dad! Du hast in den letzten Tagen echt gar nichts mitgekriegt, oder?
    »Ich wollte nur ein bisschen mehr darüber erfahren, wie sie so war«, verteidigte ich mich und starrte dabei David an. Wenn er mich wirklich so gut durchschauen konnte, wie ich oft dachte, dann wusste er, was ich ihm mit diesem Blick sagen wollte.
    Wenn du mit mir reden würdest, wäre es nicht nötig, Detektiv zu spielen . Oder anders: Wenn du mir verraten würdest, was auf der Klippe passiert ist …
    »… dann könnte ich besser helfen«, fügte ich fast im Flüsterton hinzu.
    Taylors Miene wurde sehr weich. »Du hilfst doch! Nicht wahr, David?«
    David zuckte zusammen. Mehrere Sekunden lang sah er mir in die Augen, bevor er endlich nickte. »Es ist gut, dass du da bist.«
    Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen. Hatte er das eben wirklich gesagt? Wahrscheinlich nur, weil er wusste, dass sein Vater und Taylor das hören wollten, redete ich mir ein, aber trotzdem suchte ich in seinen Augen nach etwas, auf das ich meine geheimsten Hoffnungen stützen konnte.
    Ich glaubte, hinter der Düsternis noch etwas anderes zu sehen, etwas, das ich nicht so recht zu deuten wusste. Wenn es nicht so absurd gewesen wäre, hätte ich geglaubt, dass David mich plötzlich mit anderen Augen ansah.
    Bilde dir nichts ein, Juliane! Die leise Stimme in meinem Hinterkopf gab sich keine Mühe, freundlich zu klingen. Auch wenn du dich für die Tussi aus Rebecca hältst: Du hast ungefähr so viele Chancen auf David wie ein Nilpferd auf einen Rundflug über Afrika!
    »Wie ging es Adam?«, fragte Taylor. »Nachdem du ihn auf Charlie angesprochen hast, meine ich?«
    Ich verspürte Schuldgefühle, als sie so direkt ansprach, was offensichtlich ein Fehler gewesen war. »Ich wusste nicht, dass sie seine Tochter war.« Und genau genommen, fügte ich im Stillen und ein wenig trotzig hinzu, habe ich ihn gar nicht auf Charlie angesprochen.
    »Oh.« Jason griff nach der Karaffe, die vor ihm auf dem Tisch stand, und goss erst Bob, dann sich ein wenig Wein nach.
    »Nicht so viel, Jason!«, wehrte mein Vater ab. »Ich will noch weiterarbeiten!«
    Jason ignorierte ihn. »Eigentlich war Charlie gar nicht seine Tochter«, sagte er.
    »Nicht?« Verwundert schaute ich zwischen ihm und seinem Sohn hin und her. »David hat aber etwas anderes behauptet.«
    Jason schob das Kinn vor. Es sah auffordernd aus und so war es wohl auch gemeint: Rede du!
    David senkte kurz den Kopf, bevor er mich wieder ansah. »Charlie war seine Adoptivtochter«, erklärte er.
    An diesem Abend brachte Grace mir erneut ein Glas Milch.
    Ich bedankte mich und war froh, dass sie nicht wieder irgendwelche ominösen Warnungen ausstieß, sondern sofort wieder ging und die Tür leise hinter sich schloss. Ich versuchte, noch ein paar Seiten von Rebecca zu lesen,

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