Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herz aus Glas (German Edition)

Herz aus Glas (German Edition)

Titel: Herz aus Glas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
Vom Netzwerk:
schwammen, war es einfach ein gutes Gefühl, etwas mit David gemeinsam zu tun. Ab und zu begegneten wir uns in der Mitte des Beckens und ich warf ihm jedes Mal einen unauffälligen Blick zu. Irgendwann fiel mir auf, dass er es genauso machte.
    Diese Erkenntnis brachte mich zum Lächeln. Ich beendete mein Training und stemmte mich aus dem Wasser. Auf dem Beckenrand blieb ich sitzen, wrang meine nassen Haare aus und sah zu, wie David auf der gegenüberliegenden Seite eine gekonnte Wende hinlegte und auf mich zugekrault kam. Bei jeder Bewegung seines linken Armes blitzte kurz das Tattoo über der Wasseroberfläche auf.
    Er merkte, dass ich aufgehört hatte zu schwimmen, und hielt ebenfalls an. »Keine Lust mehr?«, fragte er. Ich hatte das Gefühl, es war das erste Mal, dass er freiwillig das Wort an mich richtete.
    Ich lächelte erneut. »Ich wollte fünfzig Bahnen schwimmen und ich glaube, die habe ich.«
    Er hielt sich am Beckenrand fest und sah zu mir auf. Wasser perlte aus seinen dunklen Haaren und lief ihm über Stirn und Wangen. Heute sahen sie nicht aus wie Tränen. Seine Fingernägel waren sehr weiß. »Du glaubst?«
    Täuschte ich mich oder lächelte er sogar? Es war so ein kurzes Aufblitzen, dass ich mir nicht ganz sicher war.
    »Als du reingekommen bist, habe ich vergessen, wie viele ich schon hatte.«
    »Aha. Sorry!« Er legte den Arm auf den Beckenrand, sodass er sich mir ganz zuwenden konnte.
    Schlagartig war mein Kopf völlig leer. »Peinlich, oder?« Ich grinste und wusste selbst nicht genau, wovon ich sprach.
    »Für dich oder für mich?«
    »Eher für mich, würde ich sagen.«
    »Wieso?« Ganz ruhig und gelassen lag sein Blick auf mir und ich ärgerte mich über meine Nervosität. David schien meine Gegenwart nicht das Geringste auszumachen, aber das war ja auch kein Wunder.
    Schließlich war er ja auch nicht derjenige, der dagegen ankämpfte, sich rettungslos zu verlieben.
    Was sollte ich bloß sagen? Ich winkte ab. »Ach, egal!«
    »Hm«, machte er. Und schwieg.
    Mist! Sag doch was!, dachte ich verzweifelt. »Die Prellung«, krächzte ich schließlich. »An deinen Rippen, meine ich. Heilt sie gut?«
    Er fasste sich mit der freien Hand an die entsprechende Stelle. Als er den Arm wieder aus dem Wasser hob und mit dem anderen auf dem Beckenrand überkreuzte, zeichneten die Tropfen feine Spuren auf seiner Schulter und seinem Bizeps. »Ich glaube schon. Es tut jedenfalls nicht mehr so weh.«
    »Es sieht ganz schön schlimm aus, finde ich. Hat Taylor dich untersucht, ob etwas gebrochen ist?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Hilfe, warum schaute er mich so an? Ich musste mich hinter meinem Rücken abstützen, damit er nicht sah, wie meine Hände zitterten. »Du hast neulich gesagt, dass es wehtut, wenn du atmest. Das könnte heißen, dass eine Rippe gebrochen ist.«
    Er schien zu überlegen, was er antworten sollte. Dann grinste er plötzlich. »Warum machst du dir Sorgen um mich?« Es sollte leicht klingen, unbeschwert, aber das tat es nicht. Ich sah den Ausdruck in seinen Augen, diesen Ausdruck, der mir als Allererstes an ihm aufgefallen war. Als stehe er mit einem Fuß am Abgrund und freue sich darauf zu fallen.
    Ich verscheuchte den Gedanken und beschloss, auf Davids Versuch, eine ganz normale Unterhaltung zu führen, einzugehen. »Eingebildet bist du gar nicht, oder?«
    Er hob fragend eine Augenbraue. Dann schwang auch er sich aus dem Wasser und setzte sich neben mich auf den Beckenrand. Ich musste den Blick gewaltsam von dem Tattoo losreißen.
    Meine Beine hingen noch immer ins Wasser. Ich überkreuzte sie an den Knöcheln. »Wie kommst du darauf, dass ich mir Sorgen um dich mache?« Bevor er irgendwas Bedeutungsschweres oder Trauriges sagen konnte, schob ich eilig nach: »Das ist wirklich typisch Mann!«
    »Wirklich?« Sein Blick wanderte in meinem Gesicht herum und ich musste mich zwingen, nicht den Kopf zu senken. Himmel, diese Augen! »Hast du einen Freund? Zu Hause, in Boston, meine ich.«
    Die Frage kam so unerwartet, dass mir vor Schreck die Arme nachgaben, auf die ich mich noch immer stützte. Ich fing mich selbst ab und setzte mich aufrechter hin. »Wie kommst du darauf?«
    Er zuckte die Achseln. »Interessiert mich irgendwie.«
    Okay. Und jetzt?
    »Nö.« Das war alles, was ich herausbrachte, und es klang so schrecklich nach: Das geht dich gar nichts an! Ich wollte etwas hinzufügen, wollte ihm erklären, dass … ich hatte keine Ahnung, was ich ihm erklären wollte.
    »Warum bist du plötzlich

Weitere Kostenlose Bücher