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Herz aus Glas (German Edition)

Herz aus Glas (German Edition)

Titel: Herz aus Glas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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so schweigsam?«, fragte er.
    Da musste ich lachen. Ich lachte so sehr, dass es mir unangenehm war. Ich ließ mich ins Wasser gleiten und tauchte unter. Als ich wieder hochkam, hatte ich mich nur etwas mehr unter Kontrolle.
    David hatte sich nicht gerührt, sodass jetzt ich zu ihm aufschauen musste. »Was ist so lustig?«
    »Ausgerechnet du fragst mich, warum ich schweigsam bin!«, platzte es aus mir heraus und ich spürte schon wieder ein Lachen in meiner Kehle hochsteigen. Ich bewegte die Beine leicht, um nicht unterzugehen. Dabei kam mir eine Idee, und ohne lange nachzudenken, fügte ich an: »Wer von uns beiden spielt hier seit Tagen den Maxim de Winter, hm?«
    Die Wirkung war verblüffend und furchtbar zugleich.
    David wurde blass. »Was hast du gesagt?«, hauchte er.
    Ich erschrak über mich selbst und auch über seine heftige Reaktion. Warum hatte ich das gesagt? Es war nicht schwer, die Frage zu beantworten: Weil ich herausfinden wollte, ob das Buch, von dem David und Henry gestern auf der Bank vor dem Haus gesprochen hatten, tatsächlich Rebecca war. Ich musterte David. Er kannte Rebecca, das war eindeutig. Aber was bedeutete das?
    »Nichts«, wehrte ich eilig ab, denn plötzlich schämte ich mich für meine hinterlistigen Spielchen. Kurz überlegte ich, ob ich David einfach sagen sollte, dass ich das Buch bei Rachel gekauft hatte. Doch dazu reichte mein Mut nicht. Also hielt ich die Klappe und suchte fieberhaft nach einem neuen Gesprächsthema. Aber mir fiel nur ein einziges ein, von dem ich wusste, dass es ihn ablenken würde.
    »Das Tattoo«, murmelte ich. Und bevor sein Gesicht sich verschließen konnte, fügte ich rasch hinzu: »Es sieht klasse aus. Hast du es wirklich wegen …«
    »Charlie.« Er sagte den Namen ganz leise und ich vergaß für einen Augenblick zu schwimmen. Bevor ich ganz unterging, schlug ich einmal kräftig mit den Beinen. Und dann sagte er etwas, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hatte: »Irgendwann, wenn es an der Zeit ist, werde ich es wegmachen lassen.«
    »Wegmachen?«
    »Können wir bitte über was anderes reden?«
    Ich kehrte zurück an den Beckenrand. Wie er zuvor legte ich einen Arm darauf ab und stützte nun das Kinn darauf. »Worüber?«
    David schaute über das Wasser hinweg, dann sah er mich wieder an. »Wo warst du heute Morgen? Ich habe gesehen, dass du den Pfad entlanggegangen bist.«
    Ich war erleichtert und aufgeregt zugleich. Erleichtert, weil er mich nicht auf meinen blöden Spruch von Mr de Winter ansprach. Und aufgeregt, weil er mir offenbar nachspionierte. »Beobachtest du mich etwa?«, fragte ich. In meinem Magen kribbelte es.
    »Würde es dich stören?«
    Nein!, hätte ich fast geantwortet, aber ich sagte: »Ein bisschen vielleicht.« Dann fügte ich hinzu: »Aber wenn du mir gestern nicht nachgegangen wärst, hätte Adam mich …«
    »Adam hätte dir nie im Leben was getan!« Er schien sich dieser Sache völlig sicher zu sein, und das, obwohl er gesehen hatte, wie wütend ich den Museumsbesitzer gemacht hatte. Aus irgendeinem Grund musste ich an die Axt in Jasons Hand denken und auf einmal sehnte ich mich nach ein paar normalen Menschen. Meine Freundin Miley wäre jetzt eine wohltuende Gesellschaft gewesen. Oder zur Not sogar mein Dad.
    »Für mich hat das aber ein bisschen anders ausgesehen«, sagte ich.
    David schüttelte den Kopf. »Er trauert um seine Tochter. Das ist alles. Er trauert nur.«
    Ich tauchte so weit ab, dass mein Mund unter Wasser geriet und prustete. »Wie du«, murmelte ich, nachdem ich wieder aufgetaucht war. Innerlich aber fluchte ich. Warum nur war mit diesem Typen kein Gespräch möglich, das uns nicht irgendwann auf Charlie brachte?
    David lehnte sich zurück, blieb für einen Augenblick so sitzen, dann legte er sich ganz hin und starrte in den künstlichen Sternenhimmel über uns. »Ja«, sagte er nachdenklich. »Wie ich.« Schließlich wälzte er sich auf die Seite, sodass er mich wieder ansehen konnte. »Henry hat mir gesagt, dass wir heute Abend zu einer Silvesterparty gehen.«
    Mir fiel siedend heiß ein, dass ich ihm davon noch gar nichts erzählt hatte. »Ja. Sorry. Das habe ich ganz vergessen. Crystal hat uns eingeladen und ich dachte mir …«
    »Sie hat uns eingeladen.«
    »Genau genommen mich. Aber ich habe gesagt, dass ich nur komme, wenn ich dich mitbringen darf.«
    David stützte den Kopf auf die Hand. Ich sah, wie sich die Sehnen an seinem Unterarm spannten. »Du hast miterlebt, wie die anderen auf mich

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