Herz-Dame
Freund einen prüfenden Blick zu, und Dylan seufzte.
»Okay, wenn du es genau wissen willst – nichts ist in Ordnung. Das heißt, eigentlich war alles in Ordnung, zumindest bis heute Morgen.«
Abwartend schaute Justin ihn an, und Dylan erzählte ihm, was sich im Hotel abgespielt hatte.
»Hast du sie deswegen zu dir ins Ressort geholt? Um doch noch mit ihr ins Bett zu steigen, nachdem der erste Anlauf nicht ganz geklappt hat?«, fragte Justin anschließend trocken, und sofort hob Dylan abwehrend die Hände.
»Nein, du weißt ganz genau, dass das nicht meine Art ist. Wenn ich darauf aus gewesen wäre, hätte ich das in der anderen Nacht schon haben können, immerhin war sie so betrunken, dass sie sich bestimmt nicht groß gewehrt hätte.«
Ein wissendes Lächeln breitete sich auf Justins Gesicht aus. »Dann gibt es ja wohl nur eine andere logische Erklärung dafür«, grinste er, »Oder willst du mir wirklich weismachen, dass du von ihren journalistischen Fähigkeiten so beeindruckt warst?«
»Sie hat das Zeug zu einer guten Journalistin«, betonte Dylan, und Justins Grinsen wurde noch eine Spur breiter.
»Ich weiß, daran gibt es auch keinen Zweifel, aber ich bin mir sicher, dass das nicht dein Beweggrund war – kann es vielleicht sein, dass du dich verliebt hast?«
»Herrgott nochmal, ja, sie gefällt mir«, gab Dylan widerstrebend zu, »Ehrlich gesagt habe ich mich schon an dem Abend in der Bar in sie verliebt. Sie war verdammt süß, als sie sich da so beschwipst zu mir an die Theke gesetzt hat.«
Kopfschüttelnd schaute Justin ihn an. »Und da hattest du natürlich nichts Besseres zu tun, als sie mit nach Hause zu nehmen.«
»Sie war zu betrunken, um alleine nach Hause zu kommen, und ihre Freundin war plötzlich verschwunden – was hätte ich denn machen sollen? Sie da sitzen lassen, damit sie ein anderer Kerl mitnimmt, der sich vielleicht nicht so anständig benommen hätte wie ich?«
»Du bist ein selten dämlicher Idiot, warum hast du ihr nicht gleich gesagt, dass nichts zwischen euch gelaufen ist?«
»Ja, inzwischen weiß ich auch, dass das ein Fehler war«, sagte Dylan düster.
»Und jetzt? Wenn du Pech hast, wird sie kündigen und das war es dann.«
Dylan presste die Lippen zusammen. »Das werde ich verhindern.«
Nach einem qualvollen Wochenende betrat Grace am Montagmorgen total gerädert den Verlag.
Anstatt jedoch wie sonst im zweiten Stock auszusteigen, fuhr sie mit dem Lift in die zwölfte Etage und betrat nach kurzem Anklopfen das Personalbüro.
»Guten Morgen«, grüßte sie zurückhaltend, und als der Mann hinter dem Schreibtisch sie fragend anschaute, legte sie ihm ein Blatt Papier auf den Tisch.
»Ich möchte kündigen.«
Die ganze Nacht lang hatte sie mit sich gekämpft, hatte das Für und Wider abgewogen, und war nach langem Überlegen schließlich zu dem Entschluss gekommen, dass eine Kündigung das Beste für alle Beteiligten war. Nach allem, was passiert war, erschien ihr eine weitere Zusammenarbeit mit Dylan unmöglich, und als Frischling hatte sie wohl kaum eine Chance, in ein anderes Ressort versetzt zu werden, also blieb ihr keine andere Wahl.
Ohne sonderlich überrascht zu sein, warf der Mann einen flüchtigen Blick auf ihre Kündigung, und holte dann mit unbeteiligtem Gesicht eine Akte aus seinem Schreibtisch.
»Tut mir leid Miss Winter, aber ihr Vertrag sieht eine beidseitige Kündigungsfrist von drei Monaten vor, ein Ausscheiden mit sofortiger Wirkung ist daher nicht möglich«, erklärte er sachlich.
Grace schluckte. »Und eine andere Option gibt es nicht?«, fragte sie, und als der Mann bedauernd den Kopf schüttelte, verließ sie mit einem gemurmelten »Danke« niedergeschlagen das Büro.
Draußen lehnte sie sich einen Moment gegen die Wand und versuchte, die aufsteigenden Tränen der Enttäuschung zu unterdrücken.
Drei Monate Kündigungsfrist. Drei elende, lange Monate, in denen sie sich Dylans spöttischen Blicken und anzüglichen Kommentaren aussetzen musste. Drei endlose Monate, in denen sie ihm hier auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sein würde.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich so weit beruhigt hatte, dass sie in der Lage war, den Weg zu ihrem Arbeitsplatz anzutreten. Mutlos und mit hängenden Schultern fuhr sie nach unten und betrat zögernd das Großraumbüro.
Als sie an ihrem Schreibtisch ankam, fiel ihr sofort eine Notiz auf, die an den Monitor ihres Computers geklebt war.
»Ich erwarte Dich um elf Uhr in meinem Büro, damit wir das weitere Vorgehen für
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