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Herz-Dame

Herz-Dame

Titel: Herz-Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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das Gespräch mit dem Leiter der Mission verlief in etwa gleich wie die Unterhaltung mit Thomas Baker am Vortag.
Anschließend fuhren sie zur Armenküche, erhielten auch dort ein paar Informationen und schauten sich ein wenig um.
Als sie das Haus verlassen hatten und gerade ein paar Schritte weit in Richtung Auto gelaufen waren, lief ihnen ein Mann hinterher, der sie unvermittelt ansprach.
»Hey ihr da – ihr seid von der Zeitung, richtig?«
Überrascht drehten sie sich um. »Ja, wir sind von der Presse.«
Grace musterte ihn unauffällig; bereits drinnen im Haus war ihr aufgefallen, dass der Mann sie beobachtet hatte.
Auf den ersten Blick konnte man ihn so um die siebzig Jahre schätzen, doch vermutlich war er ein gutes Stück jünger; wie bei den meisten Wohnsitzlosen hatte das unstete Leben auch bei ihm seine Spuren hinterlassen. Die Haare waren grau, tiefe Falten hatten sich in sein vom Wetter gegerbtes Gesicht eingegraben, er trug eine schmutzige, braune Cordhose und eine ebenso schmuddelige Jeansjacke. In seinen braunen Augen lag ein Ausdruck von Wachsamkeit, der ihm ein wenig das Aussehen eines Fuchses verlieh.
Bevor er weiter sprach, schaute er sich kurz nach allen Seiten um, dann grinste er und entblößte dabei eine Reihe dunkel verfärbter Zähne, deren Regelmäßigkeit von einzelnen Lücken unterbrochen wurde.
»Was wollt ihr denn wissen? Vielleicht hab ich ja was für euch.«
In groben Zügen erklärte Dylan ihm, was sie geplant hatten, in der Hoffnung, dass der Mann vielleicht bereit wäre, ihnen ein wenig von sich zu erzählen.
»Langweiliges Zeug«, winkte dieser jetzt ab, »wollt ihr was wirklich Interessantes haben?«
Grace und Dylan warfen sich einen kurzen Blick zu, nickten dann fast gleichzeitig.
»Ja, sicher. Worum geht es denn?«
Wieder grinste der Mann. »Nich so hastig. Wie viel is euch denn ne heiße Story wert?«
»Das kommt ganz darauf an, was es ist«, erklärte Dylan, »Bevor ich mich da festlege, müsste ich zunächst wenigstens grob wissen, worum es geht.«
Der Mann überlegte einen Moment, dann nickte er. »Okay, aber nich hier«, sagte er geheimnisvoll, »Hier isses nich sicher. – Am Stadtrand, da gibts ‘n paar leerstehende Häuser, die solln demnächst abgerissen werden. Treffen wir uns heut Abend dort, Haus Nr. 7, um zwanzig Uhr.«
Gespannt schaute Grace Dylan an und fragte sich im Stillen, ob er sich auf diese ungewöhnliche Sache einlassen würde. Das Ganze klang nicht sehr vertrauenerweckend, und sie war sich nicht sicher, ob der Mann sich nicht nur aufspielte, um ihnen Geld abzuknöpfen.
Doch Dylan schien sich keine Gedanken darüber zu machen, er stimmte ohne langes Zögern zu.
»Gut, also um acht, und vielleicht könnt ihr ja ne kleine Anzahlung mitbringen.«
»Ja, ein paar Dollar sind auf jeden Fall drin, und wenn die Informationen wirklich was taugen, verhandeln wir über den Preis«, versprach Dylan, »Darf ich vielleicht noch wissen, mit wem wir es zu tun haben?«
»Oh, natürlich – meine Freunde nennen mich Dr. Bob.«
     
    »Hast du wirklich die Absicht, da heute Abend hinzugehen?«, fragte Grace, als sie auf dem Rückweg zum Verlag waren.
»Ja sicher, warum nicht?«
»Ich weiß nicht … vielleicht will der Kerl sich ja nur wichtig machen, oder er hofft, dass er uns ein bisschen Geld aus der Tasche ziehen kann.«
»Das kann natürlich gut möglich sein, aber es kann auch genauso gut sein, dass wir wirklich etwas erfahren, was uns Material für eine gute Story bringt. Und wenn nicht, haben wir vielleicht doch noch die Möglichkeit, dass er uns etwas über sein Leben erzählt.«
»Irgendwie gefällt mir das Ganze gar nicht«, murmelte sie gedankenverloren vor sich hin. »Und wenn es ein Hinterhalt ist? Wenn er uns da nur hinlockt, um uns zu überfallen?«
Dylan lachte. »Ich glaube da musst du dir keine Gedanken machen, ich hatte schon des Öfteren so dubiose Verabredungen, und da ging noch nie etwas schief.« Er warf ihr einen prüfenden Blick zu. »Ich kann natürlich auch alleine dort hingehen, wenn dir das lieber ist.«
Zunächst wollte sie spontan zustimmen, nach wie vor war sie nicht sonderlich versessen darauf, mit ihm alleine unterwegs zu sein, und schon gar nicht nach Feierabend.
Doch dann siegte ihre Neugier, und sie schüttelte den Kopf. »Nein, schon gut, ich komme mit.«
Er lächelte. »Gut, also hole ich dich um Viertel nach sieben ab.«
     
    Pünktlich zur verabredeten Uhrzeit klingelte es an der Tür, und nervös ging Grace nach unten.
»Es gibt ein

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