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Herz-Dame

Herz-Dame

Titel: Herz-Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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die Artikelreihe besprechen können, Dylan«
Völlig perplex starrte sie auf den kleinen Zettel, bis die Buchstaben vor ihren Augen verschwammen.
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Dylan nach allem was vorgefallen war, noch beabsichtigen würde, sie weiterhin an dieser Serie arbeiten zu lassen, hatte fest damit gerechnet, dass er die Sache einem anderen Kollegen übertragen würde.
Sofort stieg Misstrauen in ihr auf, und sie fragte sich, ob er etwa plante, sich auf diesem Wege weitere Liebesstunden mit ihr zu verschaffen. Unsicher warf sie einen Blick in Richtung des Glaskastens, doch die Jalousien waren heruntergelassen, und nervös wandte sie sich ihrer Arbeit zu.
Zusätzlich zu seiner Nachricht hatte er ihr auf dem Tisch eine Mappe hinterlassen, in der sich sämtliche Notizen und Unterlagen befanden, die sie während ihrer Reise zusammengetragen hatten, sowie die entsprechenden Informationen aus Newport.
»Also gut«, dachte sie seufzend, »offenbar habe ich ja keine andere Wahl.«
Frustriert machte sie sich daran, alles auszuwerten, und miteinander zu vergleichen, erstellte ein paar Diagramme und verfasste einen kurzen Entwurf für einen begleitenden Text.
Trotz aller Konzentration wanderten ihre Gedanken immer wieder zu Dylan und den Geschehnissen vom Vortag, und trotzig nahm sie sich vor, jegliche Anspielungen oder Annäherungen von seiner Seite sofort zu unterbinden.
Er wollte weiter mit ihr zusammenarbeiten, also würde er auch genau das bekommen – eine Journalistin, mehr nicht.
     

Kapitel 12
    U m elf Uhr nahm sie die Mappe in die Hand, holte noch einmal tief Luft und klopfte dann an die Tür seines Büros.
Auf sein »Ja« trat sie ein, legte ihm wortlos die Unterlagen auf den Tisch und schaute ihn abwartend an, während sie sich innerlich darauf einstellte, dass er den gestrigen Tag ansprechen würde.
Doch zu ihrer Erleichterung schien er nichts dergleichen im Sinn zu haben, völlig ruhig bat er sie, sich zu setzen, und überflog kurz den Inhalt der Mappe.
»In Ordnung, das kann so bleiben«, nickte er zufrieden, »Also kommen wir jetzt zum aufregenderen Teil.«
»Danke, mein Bedarf an Aufregung ist erst mal gedeckt«, dachte sie zynisch, doch sie sagte nichts, sondern fixierte angelegentlich ihre Fußspitzen.
»Was wir jetzt brauchen, sind Kontakte zu diesen Menschen, vorzugsweise so, dass sie bereit sind, uns ihre Geschichte zu erzählen. Das heißt, wir werden uns an den einschlägigen Orten wie Bahnhofsmission, Obdachlosenasyl und Armenküche umsehen, eventuell auch direkt an bekannten Lagerplätzen.« Als sie ihm keine Antwort gab, fuhr er fort: »Ich hatte vor, heute Nachmittag damit zu beginnen. Diese Leute sind meistens sehr verschlossen, und es wird nicht leicht sein, ihr Vertrauen zu gewinnen, je eher wir also damit anfangen, desto besser.«
Unruhig knetete sie ihre Finger hin und her; sie hatte gehofft, dass sie die weiteren Recherchen ohne ihn durchführen könnte, aber er schien offenbar die Absicht zu haben, sie zu begleiten.
»Ich könnte mich erst einmal alleine dort umsehen«, schlug sie dennoch vor, obwohl ihr klar war, welche Antwort sie darauf bekommen würde.
»Nein, diese Orte sind alle nicht sonderlich angenehm, und leider treibt sich dort auch genug Gesindel herum. Als Frau solltest du da nicht alleine herumlaufen«, sagte Dylan auch prompt, und sie verzog unmerklich das Gesicht.
»Also gut – wann wolltest du los gehen?«
»Gegen drei Uhr, ich habe vorher noch einiges zu erledigen.«
Grace stand auf. »Okay, bis dann.«
Sie war schon fast an der Tür, als er leise hinzufügte: »Falls du dir Gedanken machen solltest – wir werden nicht alleine gehen, wir nehmen noch einen unserer Fotografen mit.«
     
    Pünktlich um fünfzehn Uhr stand Dylan bei ihr am Tisch, um sie abzuholen, und als sie das Gebäude verließen, wartete draußen bereits einer der Fotografen auf sie.
»Grace Winter – Oliver Ambrose«, stellte Dylan sie einander kurz vor.
Wenig später saßen sie in Dylans Wagen und fuhren schweigend durch die Stadt, erreichten nach einer knappen halben Stunde das Obdachlosenasyl.
Der Leiter, der sich ihnen als Thomas Baker vorstellte, empfing sie sehr freundlich, und sie setzten sich in seinem kleinen Büro an einen Tisch.
Nachdem er ihnen ein paar allgemeine Dinge zu der Einrichtung erläutert hatte, kam Dylan auf den eigentlichen Grund ihres Besuchs zu sprechen.
»Wäre es möglich, dass Sie uns ein paar Kontakte herstellen? Wir würden gerne einige Einzelschicksale

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