Herz-Dame
vielleicht kannst du ja die Verspätung durch ein paar spezielle Überstunden wieder ausgleichen.«
Unter Scherzen und Herumgealber erreichten sie schließlich den Verlag, und als sie Dylans Büro betraten, klingelte dort bereits ungeduldig das Telefon.
»Ich glaube, ich lasse dich erstmal in Ruhe deine anderen Sachen erledigen«, lächelte Grace und griff nach der Mappe mit den Unterlagen, »und wegen der Überstunden unterhalten wir uns später.«
Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und schaltete den PC ein, beantwortete rasch ein paar Mails und blätterte danach durch die Mappe, überflog noch einmal das Material, das sie inzwischen zusammengetragen hatten. Kurz entschlossen öffnete sie ihr Schreibprogramm, begann ein paar Entwürfe für Artikel anzufertigen, und band die Diagramme mit den Statistiken ein.
Damit war sie eine ganze Weile beschäftigt, und schließlich tauchte Dylan auf.
»Komm, wir fahren zur Armenküche und treffen uns mit Bob«, forderte er sie auf, »er hat gerade angerufen, diese Frau ist wohl bereit, sich mit uns zu unterhalten.«
»Ich dachte, er wollte dort nicht mit uns sprechen«, sagte Grace überrascht.
»Ja, eigentlich nicht, aber ich habe ihn überredet; wenn wir die Beschreibung haben, können wir vielleicht heute noch etwas herausfinden.«
Zusammen gingen sie zum Fahrstuhl.
»Wir nehmen Oliver mit, er soll in der Zwischenzeit noch ein paar Bilder machen, ich würde gerne nächste Woche schon mal ein paar einführende Artikel herausbringen«, erklärte Dylan, während sie nach unten fuhren.
Oliver wartete bereits am Eingang, sie stiegen in Dylans Wagen, und es dauerte nicht lange, bis sie an der Armenküche eintrafen.
Schon von weitem entdeckten sie Bob, hinter ihm eine ältere Frau, die einen nervösen Eindruck machte. Als sie näher kamen, hatte Bob sie ebenfalls bemerkt, er schaute sie einen Moment an, und als Dylan ihm zuwinkte, drehte er sich plötzlich wie von der Tarantel gestochen um, packte die Frau am Arm und zog sie mit sich weg. Fluchtartig verschwanden die beiden um die Ecke des Gebäudes, und Grace warf Dylan einen irritierten Blick zu.
»Was ist denn jetzt los?«
»Keine Ahnung«, murmelte er ratlos, »Wartet hier, ich gehe sie suchen.«
Dylan folgte den beiden, und Oliver zuckte mit den Achseln. »Ich gehe inzwischen schon mal Fotos machen.«
Es dauerte eine Weile, bis Dylan zurückkam, und achselzuckend erklärte, dass er Bob und die Frau nicht gefunden hatte.
»Vielleicht haben sie es sich anders überlegt«, sagte Grace enttäuscht.
»Wie auch immer, Bob wird sich bestimmt wieder melden.«
Sie warteten noch auf Oliver und fuhren dann zurück.
Kaum saßen sie in Dylans Büro und wollten sich wieder ihren Unterlagen zuwenden, als Dylans Handy klingelte. Er warf einen kurzen Blick aufs Display und nahm den Anruf entgegen.
Je länger er zuhörte, desto angespannter wurde sein Gesicht, und Grace versuchte unruhig, zu verstehen, worum es ging, aber mehr als »Ja« und »Ich verstehe« gab er nicht von sich.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte sie besorgt, nachdem er das Gespräch beendet hatte.
»Das war Andrew, mein Bekannter von der Polizei«, erklärte Dylan mit finsterer Miene. »Bob hat uns doch gestern Abend von diesem Whisky-Mike erzählt, der verschwunden ist – so wie es aussieht, hat man seine Leiche gefunden.«
Kapitel 22
E inen Augenblick schauten sie sich stumm an, mussten beide diese Nachricht erst einmal verdauen.
»Ist es sicher, dass das dieser Whisky-Mike ist?«, fragte Grace dann tonlos.
»Scheinbar, aber sie suchen noch jemanden, der ihn zweifelsfrei identifizieren kann. – Liebling, ich fahre jetzt los und treffe mich mit meinem Bekannten auf dem Revier, und danach werde ich Bob suchen gehen, er sollte erfahren, was passiert ist. Ich möchte, dass du nach Hause fährst und dort auf mich wartest.«
»Kann ich nicht mitkommen?«, fragte sie leise.
Dylan zögerte einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, es ist mir lieber, wenn ich alleine gehe. Nimm mein Auto, ich werde mir einen Firmenwagen ausleihen.«
Mit zusammengepressten Lippen schaute sie ihn an, wollte ihm widersprechen, doch schließlich nickte sie resigniert. »In Ordnung.«
Zusammen verließen sie das Gebäude, Dylan gab ihr seinen Autoschlüssel und zog sie in seine Arme.
»Mach dir keine Sorgen, ich bin bald zurück.«
Sie verabschiedeten sich mit einem liebevollen Kuss, dann stieg Grace in Dylans Wagen und rollte langsam zur Ausfahrt.
Mühsam konzentrierte sie sich auf den
Weitere Kostenlose Bücher