Herz-Dame
du nicht vielleicht hierbleiben? Du könntest im Gästezimmer schlafen«, schlug Sheila vor, doch Grace schüttelte den Kopf.
»Nein danke, aber ich möchte lieber nach Hause.«
»Dann fahre ich dich schnell«, bot Justin an, und nachdem Grace sich von Sheila verabschiedet hatte, gingen sie zusammen nach unten.
Es dauerte nicht lange, bis sie bei Graces Haus ankamen.
»Gute Nacht«, verabschiedete sie sich und wollte aussteigen, doch Justin hielt sie am Arm fest.
»Ich hoffe, du bist mir nicht böse, ich hatte wirklich keine Ahnung, dass Dylan so empfindlich reagieren würde. Aber ich kann ihn auch ein wenig verstehen, ich glaube, ich wäre auch nicht begeistert, wenn ich erfahren würde, dass ich quasi verlost wurde.«
»Ja, es war eine ziemlich idiotische Idee«, gab Grace unglücklich zu. »Vermutlich denkt er, wir machen so etwas ständig, aber das ist nicht so. Wir waren ziemlich betrunken und haben uns einen Jux gemacht, mehr nicht. Es konnte doch keiner voraussehen, was sich daraus ergeben würde – ich hatte wirklich nicht die Absicht, ihn zu verletzen.«
»Ich weiß, und ich denke, wenn er sich ein wenig beruhigt hat, wird er das auch einsehen.«
Grace nickte wenig überzeugt und stieg aus.
»Danke fürs Heimfahren, gute Nacht.«
»Gute Nacht«, wünschte Justin ihr.
Er wartete noch, bis sich die Haustür hinter ihr geschlossen hatte, und fuhr dann davon.
Müde stieg Grace die Treppen hinauf und ließ sich kurz darauf völlig fertig in ihr Bett sinken. Obwohl sie sich total zerschlagen fühlte, konnte sie nicht einschlafen und wälzte sich unruhig hin und her; sie sehnte sich nach Dylan, und als sie daran dachte, wie schlecht er sich jetzt wohl fühlen mochte, kamen ihr wieder die Tränen. Voller Schmerz rollte sie sich zusammen und weinte sich leise in den Schlaf.
Am Montagmorgen fuhr Grace mit Magenschmerzen zur Arbeit. Im Nachhinein hätte sie nicht mehr sagen können, wie sie den Sonntag überstanden hatte; sie wusste nur, dass der Tag sich quälend langsam dahin gezogen hatte.
Ein paar Mal hatte sie den Telefonhörer in der Hand gehabt, war kurz davor gewesen, Dylan anzurufen, und hatte auch überlegt, ob sie sich ins Auto setzen und zu ihm fahren sollte. Doch ihr war klar, dass Justin Recht hatte, es war besser, Dylan erst einmal in Ruhe zu lassen.
Als sie jetzt das Großraumbüro betrat, sah sie durch die geschlossenen Jalousien Licht in Dylans Büro, und ging zögernd darauf zu. Zaghaft klopfte sie an, dann trat sie rasch ein, bevor sie der Mut wieder verlassen würde.
Dylan saß am Schreibtisch und hob kurz den Kopf, senkte ihn jdoch sofort wieder und beschäftigte sich weiter mit seinen Unterlagen.
Er sah blass aus, seine Miene war abweisend, und Grace zerriss es fast das Herz.
»Können wir reden?«, fragte sie leise.
»Wenn es über die Arbeit ist, ja, ansonsten gibt es nichts mehr zu sagen«, erklärte er barsch, und sie zuckte zusammen.
»Dylan, bitte …«, flüsterte sie hilflos, und hatte alle Mühe, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. »Hör mir wenigstens kurz zu.«
Er stand auf und ging zur Tür. »Ich muss zu einer Besprechung, und du solltest auch besser an deine Arbeit gehen.«
Ohne sie noch eines weiteren Blickes zu würdigen, ging er hinaus, und mit den Tränen kämpfend schleppte sie sich zu ihrem Schreibtisch. Mutlos ließ sie sich auf den Stuhl sinken und fragte sich, wie es nun weitergehen sollte.
Kapitel 24
D ie Woche verging, ohne dass sich etwas an der Situation zwischen Grace und Dylan veränderte, und Grace fühlte sich von Tag zu Tag elender.
Dylan ging ihr aus dem Weg, er vergrub sich entweder in seinem Büro oder war unterwegs. Er nahm sie weder zu den Recherchen für die Story mit, noch zu den Redaktionskonferenzen. Sein einziger Kontakt zu ihr beschränkte sich darauf, dass er ihr per Mail knappe, unpersönliche Anweisungen erteilte, oder ihr Informationen für Artikel auf den Tisch legte, wenn sie nicht da war.
Sie hatte keine Ahnung, ob Dylan mit den Nachforschungen vorankam. Bis auf die Tatsache, dass es sich bei dem Toten tatsächlich um Whisky-Mike handelte und ein paar weitere Informationen, die sie in entsprechenden Artikeln aufbereitet hatte, erhielt sie von ihm keinerlei Hinweise auf den Stand ihres Projekts.
Nach dem erfolglosen Versuch vom Montag wagte Grace es auch nicht, ihn noch einmal anzusprechen. Resigniert erledigte sie die ihr aufgetragenen Arbeiten und trug sich mit dem Gedanken, ihre Kündigung zu schreiben, sobald die
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