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Herz-Dame

Herz-Dame

Titel: Herz-Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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Artikelserie fertiggestellt war.
     
    Als sie am Freitag ins Büro kam, warf sie wie jeden Morgen routinemäßig einen Blick auf ihren Kalender, und stellte mit Schrecken fest, dass am Samstagabend der alljährliche Verlagsball stattfand. Der Termin dafür war ihr schon seit einer Weile bekannt, aber in der Aufregung der letzten Tage hatte sie überhaupt nicht mehr daran gedacht.
Frustriert verzog sie das Gesicht. Letzte Woche hatte sie sich noch sehr darauf gefreut, zusammen mit Dylan zu dieser Feier zu gehen, doch jetzt war alles anders. Trübsinnig starrte sie auf den Eintrag und beschloss, auf die Teilnahme zu verzichten. Dylan würde hundertprozentig auch da sein, und sie hatte keine Lust, den ganzen Abend in seiner Nähe zu sein, während er sie geflissentlich ignorierte.
Doch sie hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht; als sie nach ihrem Feierabend das Bürogebäude verließ, stand Sheila vorm Eingang und begrüßte sie freudestrahlend.
»Sheila – bist du hier um Justin abzuholen?«, fragte Grace überrascht.
»Nein, ich wollte zu dir. Morgen ist doch der Verlagsball, und wir zwei Hübschen gehen jetzt in die Stadt und kaufen uns etwas Schönes zum Anziehen.«
»Vergiss es«, wehrte Grace ab, »ich werde da nicht hingehen.«
Vorwurfsvoll schüttelte Sheila mit dem Kopf. »Oh nein, du wirst auf keinen Fall zu Hause sitzen und Trübsal blasen, wenn es sein muss, schleppe ich dich mit Gewalt dorthin. Justin meinte, es wird erwartet, dass alle Mitarbeiter anwesend sind, außerdem wird es dir gut tun, aus deinen vier Wänden herauszukommen.«
»Bitte, du weißt, dass Dylan auch da sein wird, und ich möchte nicht …«
»Keine Widerrede, du kommst jetzt mit mir ein Kleid kaufen«, betonte Sheila energisch und zog sie am Arm zu ihrem Auto. »Wenn er es nach fast einer Woche nicht geschafft hat, sich zu beruhigen und mit dir zu reden, dann ist er es nicht wert, dass du dich seinetwegen so verrückt machst.«
Grace wollte widersprechen, doch da drückte die Freundin sie schon mit sanfter Gewalt auf den Beifahrersitz, und so gab sie seufzend nach.
Etwa drei Stunden und gefühlte hundert Anproben später hatten sie beide etwas Passendes gefunden, und Grace atmete erleichtert auf. Sie hatte schon befürchtet, dass sie nebst dem Kaufpreis für die Kleider noch den Notarzt für die Verkäuferin bezahlen müssten, die angesichts Sheilas extravaganter Wünsche kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand.
In einem kleinen Café gingen sie noch etwas trinken, dann fuhr Sheila Grace zum Verlag zurück, wo ihr Auto noch auf dem Parkplatz stand.
»Also dann, wir holen dich morgen um neunzehn Uhr ab«, erklärte Sheila zum Abschied, »und wehe du ziehst den ganzen Abend ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.«
»Jaja, schon gut«, murmelte Grace, »bis morgen.«
Wenig später war sie zu Hause, und während sie das neu erworbene Kleid auf einen Bügel hängte, dachte sie an den kommenden Abend, und fragte sich bang, ob sie es wirklich schaffen würde, sich nach außen hin nichts von ihrem Kummer anmerken zu lassen.
     
    Am nächsten Nachmittag stand Grace in ihrem neuen Kleid vor dem Spiegel und machte sich sorgfältig zurecht. Sie hatte eine weitere schlaflose Nacht hinter sich, und irgendwann war in ihr die winzige Hoffnung aufgekeimt, dass sich vielleicht auf dem Ball eine Gelegenheit ergeben würde, mit Dylan zu sprechen.
»Wenn er mir doch nur ein paar Minuten zuhören würde«, dachte sie bedrückt, während sie einen Hauch Make-up auf den dunklen Schatten unter ihren Augen verteilte und sich anschließend die Haare kämmte.
Kurz darauf klingelte es an der Tür; Grace griff nach ihrer Tasche und ging nach unten.
»Hallo Grace, toll siehst du aus«, begrüßte Justin sie, als sie zu ihm und Sheila ins Auto stieg.
»Danke«, murmelte sie freudlos, und bemühte sich dann, sich auf Sheilas munteres Geplauder zu konzentrieren.
Die Feier fand in der Stadthalle statt, die der Verlag extra zu diesem Zweck angemietet hatte, und auf dem dazugehörigen Parkplatz standen bereits etliche Fahrzeuge.
Nervös stieg Grace aus dem Auto und folgte Sheila und Justin nach drinnen. Ihre Anspannung wuchs mit jedem Schritt, und ohne es zu wollen, ließ sie ihren Blick über die bereits anwesenden Leute gleiten und hielt Ausschau nach Dylan. Abwesend folgte sie den Gesprächen, die Justin und Sheila mit einigen der anderen Gäste führten, setzte an den passenden Stellen ein gezwungenes Lächeln auf und schaute sich immer wieder unruhig um.
Im

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