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Herz dder Pflicht

Herz dder Pflicht

Titel: Herz dder Pflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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getragen. Dann ruderten die Boote zu dem Kutter zurück. Richard hatte genug gesehen und – was wichtiger war – genug gehört, um sicher zu sein, dass seine Nachtwache nicht umsonst gewesen war. Offenbar war William Compton tatsächlich in den Schmuggel verwickelt. Jedenfalls sprach die Anwesenheit Brodribbs, den sämtliche Dienstboten in Compton Place für einen unangenehmen Burschen hielten und der alle zweifelhaften Aufträge für seinen Herrn erledigte, dafür.
    Als die Küste wieder verlassen dalag, hüllte Richard sich in seine Verkleidung und kehrte nach Compton Place zurück.
    Er erreichte sein Zimmer ohne weitere Schwierigkeiten. Bevor er dankbar ins Bett sank, nahm er sich Zeit, einen Bericht für Lord Sidmouth zu verfassen, in dem er seine Beobachtungen und Einschätzungen der Lage festhielt. Er versteckte das Schreiben unter seinem Kopfkissen, wo es vor neugierigen Augen sicher war, um es morgen an die Adresse zu schicken, die der Innenminister ihm genannt hatte.
    Wie gewöhnlich war Richard rechtzeitig wach und nahm das Frühstück gemeinsam mit Jack, der sich bitterlich beschwerte, dass er wegen des nächtlichen Lärms kein Auge habe zutun können, im Schulzimmer ein.
    „Ich dachte, Sie würden mir erlauben, ein bisschen länger im Bett zu bleiben, um den verlorenen Schlaf nachzuholen“, grollte er.
    Richard, der trotz der durchwachten Nacht verhältnismäßig frisch und lebendig wirkte, erwiderte heiter: „Gott sei Dank plagen dich heute Morgen keine Kopfschmerzen wie vermutlich einen Großteil der Ballbesucher, oder?“
    „Ich wette, dass keiner von denen so früh aufstehen muss.“
    Das stimmte in der Tat. Es dauerte bis zum Nachmittag, bevor die Gäste vollzählig erschienen, die meisten von ihnen unverhohlen gähnend. Richard traf seinen Bruder draußen im Park. Er hatte Jack die Aufgabe erteilt, das Haus vom Ufer des zugewachsenen Sees aus zu zeichnen.
    „Verdammt, Richard, wie kannst du nur so wach und fröhlich aussehen“, sagte Russell. „Aber da du nicht die halbe Nacht mit Trinken und Tanzen zugebracht hast, ist es wohl kaum ein Wunder.“
    „Nein, das habe ich nicht“, bestätigte Richard in so ernsthaftem Ton, wie Russell ihn aus ihrer Kindheit von ihm kannte. Sein Zwillingsbruder machte dabei einen so unschuldigen Eindruck, dass er noch misstrauischer wurde. Russell kann ja nicht wissen, dass ich die Zeit hellwach bei der Ausübung von Lord Sidmouths Auftrag zugebracht habe, dachte Richard.
    „Vermutlich seid ihr alle zu erschöpft, um von Comptons Stall Gebrauch zu machen“, sagte er, wobei er sich bemühte, sein geheimes Vergnügen zu verbergen. „Ich nehme daher an, dass ich auf einem der älteren Gäule einen Ausritt unternehmen kann, wenn ich sicher bin, dass ich auf seinem Rücken bleibe, ohne abgeworfen zu werden.“
    Russell begann zu lachen. „Verdammt, Richard, die Vorstellung, dass Wellingtons Lieblingskavallerieoffizier auf einem Pferd über das Land trabt, das lediglich für eine Dame taugt, ist mehr als amüsant. Und jetzt fort mit dir, bevor jemand von Comptons zweifelhaften Freunden oder er selbst uns überrascht. Ich bin nur noch zwei Tage hier, dies könnte also fürs Erste unser Abschied sein. Nicht einmal die zweifellos charmante Miss Pandora vermag es, mich länger in Sussex festzuhalten.“
    War da ein Funke Eifersucht in Richards Augen, als ich Pandora erwähnte?, fragte Russell sich, als er zum Haus zu rückging. Ist sie der Grund für sein Hiersein? Sicher nicht, denn er musste nicht den Hauslehrer spielen, um Comptons Schwes ter zu gewinnen. Compton wäre nur zu bereit, ihm Pandora zu überlassen. Was also trieb sein Bruder wirklich in Compton Place?
    Als Richard eine halbe Stunde später im Stallhof ankam, erbat er sich von George ein Pferd. Brodribb stand neben einer der Boxen und gähnte. Seinem Gesicht war deutlich anzumerken, dass ihm Schlaf fehlte.
    „Haben Sie sich zu einem Trab über die Downs entschlossen, Mr. Ritchie?“, erkundigte er sich höhnisch. „Am besten nehmen Sie Brutus. Auf ihm sitzen Sie wie auf einem Schaukelpferd.“
    „Oh ja“, erwiderte Richard unterwürfig. „Ich glaube nicht, dass ich Brutus zu schwierig finden würde, bin aber vielleicht ein bisschen zu groß für ihn.“
    Brodribb schaute an ihm hinunter.
    „Vielleicht sind Sie das, ja. Was meinen Sie, können Sie mit Brutus fertigwerden? Möglicherweise ist er zu lebhaft für Sie.“
    Da der alte Gaul schon vor Jahren aufgehört hatte, lebhaft zu sein, war das

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