Herz dder Pflicht
meinte er, obwohl ich ihm sagte, dass es in Far Compton kaum je eine Menschenansammlung gäbe.“
„Sehr schlau von ihm“, bemerkte Richard trocken. „Ich glaube, es ist an der Zeit, nach Hause zurückzukehren und uns dort so ruhig wie möglich zu verhalten. Vermutlich ist dein Halbbruder wieder da, so dass wir sehr diskret sein müssen. Ich kann es mir nicht leisten, entlassen zu werden.“
Das entsprach der Wahrheit, wenn auch nicht ganz so, wie Jack und Pandora glaubten. Bragg ließ ihn nicht aus den Augen und das während des ganzen Weges nach Hause, falls man Compton Place so nennen konnte.
Auf dem Stallhof herrschte ein ziemlicher Trubel. William hatte beschlossen, auf dem ungebärdigen Nero auszureiten. Brodribb stand sichtlich besorgt neben ihm, George und Rob ein Stück entfernt. Roger Waters saß bereits im Sattel seines eigenen Pferdes, wartete aber offenbar, dass William und Nero den Hof verließen.
William blickte ihnen finster entgegen. Sie waren kaum abgesessen, als er auch schon über Pandora herfiel. „Habe ich dir nicht befohlen, dich von dem Burschen fernzuhalten? Aber es stimmt wohl, sobald der Kater aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse. Gleichwohl – von jetzt an wirst du tun, was ich will.“ Er wandte sich Bragg zu. „Und Sie sind der neue Reitknecht, den Rice eingestellt hat? George behauptet, dass Sie gut mit Pferden umgehen können, und ich hoffe, dass er recht hat. Wir brauchen hier zur Abwechslung einen tüchtigen Mann.“
Pandora, die innerlich kochte, sah zu, wie Rob ihre Stute und Jacks Pony wegführte. Bragg nahm seinen und Richards Gaul an den Zügeln und brachte die Tiere, nachdem er sie abgesattelt hatte, auf die Koppel hinter den Stallungen. Inzwischen entbrannte ein heftiger Streit zwischen Pandora, Jack und William, der sich um den Ausflug mit Richard drehte.
Schließlich wandte sich Roger Waters verärgert an William. „Hören Sie auf, Compton“, rief er gereizt. „Ich mag nicht den ganzen Nachmittag hier stehen und warten, während Sie Pandora und Jack die Leviten lesen. Lassen Sie das, bis wir wiederkommen. Nero wird ungeduldig, und Sie wissen selbst, was für ein Teufel er werden kann.“
„Verdammt“, schnaubte William. „Es wird Zeit, dass das Pferd lernt, wer der Herr ist. Ich werde später nach dir schicken, Pandora, und auch nach dir, Jack, und Ihnen, Mr. Ritchie.“
Richard neigte den Kopf und fragte sich, weshalb William Compton ständig derart schlechter Laune war. Er hielt es für einen großen Fehler, diese Missgestimmtheit an einem so schwierigen Hengst wie Nero auszulassen. Genau das hatte William vor. Einen lautlosen Fluch ausstoßend, ließ er sich von Brodribb in den Sattel helfen. Daraufhin warf Nero den Kopf zurück und begann zu tänzeln.
Entschlossen, den Zuschauern zu zeigen, dass er keinen Widerstand von einem Pferd duldete, ganz gleich wie viele Menschen sich ihm in den Weg stellten, versetzte William dem stolzen Tier einen heftigen Hieb auf den Hals. Die Folgen waren katastrophal.
Nero wieherte laut, stieg auf die Hinterhand, und warf seinen Reiter ab. Dieser landete auf dem Boden, während der Hengst sich über ihm um die eigene Achse drehte und bedrohlich schnaubte.
Für einen Augenblick standen die Zeugen des Geschehens da wie gelähmt. Pandora gelang es schließlich, sich aus ihrer Erstarrung zu lösen. Sie riss Jack an sich und drückte sich mit ihm gegen die geschlossene Stalltür. Rob und Brodribb liefen davon, beide bestrebt, sich so weit wie möglich aus der Reichweite der Hufeisen des erregten Hengstes zu entfernen.
George, der William am nächsten war, versuchte den Verletzten aus der Gefahrenzone zu ziehen, wurde jedoch von Nero angegriffen und zog sich zurück.
Plötzlich und unerwartet war es der ängstliche Mr. Ritchie, der handelte. Gerade als Bragg um die Ecke in den Stallhof bog, warf er seine Tasche zur Seite, lief auf den schnaubenden Hengst zu und schwang sich mit einem athletischen Sprung auf seinen Rücken.
„Nein, Ritchie, nein“, schrie Pandora. Doch Richard hatte bereits die Zügel ergriffen und versuchte das Pferd mit grimmiger Miene zu bändigen. Er glich dem Zentaur, von dem er Jack erzählt hatte, als es ihm gelang, Nero einigermaßen zu zähmen und ihn in Richtung Hoftor zu drehen. Der Hengst wehrte sich noch einen Augenblick, bevor er nachgab und auf Richards Drängen hin durch den Torbogen ins Freie donnerte.
George vergewisserte sich, dass William nicht schwer verletzt war, und half ihm auf
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