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Herz dder Pflicht

Herz dder Pflicht

Titel: Herz dder Pflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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beschrieb, ihnen aber falsche Namen gab. Aus seinem Zwillingsbruder Russell wurde Francis. Seinen Vater verwandelte er von einem Peer in den Pfarrer eines kleinen Ortes in Oxfordshire, der in der Nähe eines der Herrenhäuser der Familie Chancellor lag. Seine Mutter, die als sehr mildtätig bekannt war, wurde zu der Gattin des Pfarrers, die den Gemeindemitgliedern Tee, Mitgefühl und getragene Kleidung spendete.
    Wenn es ihm nicht sträflich erschienen wäre, einer lieben alten Dame solche Lügengeschichten erzählen zu müssen, hätte er sich über seine eigene Erfindungsgabe amüsiert. Zum Glück dauerte es nicht lange, bis Pandora sich ihnen wieder zugesellte.
    „William erklärte, er wolle früh schlafen gehen“, berichtete sie. „Dabei kann ich mich nicht daran erinnern, wann er sich zum letzten Mal vor den frühen Morgenstunden zurückgezogen hat. Wahrscheinlich war ich die Einzige am Tisch, der auffiel, dass er nur wenig getrunken hat und ablehnte, als Galpin ihm nach dem Mahl seinen Portwein anbot. Meint ihr, dass er krank ist?“
    „Ich habe auch bemerkt, dass er kaum etwas angerührt hat, und fand es seltsam“, erwiderte Tante Em.
    Richard kannte den Grund für Williams Enthaltsamkeit. Dass er sich mit starken Getränken zurückhielt, gehörte zu den Anweisungen, die er ihm erteilt hatte. „Ein betrunkener Mann redet gewöhnlich mehr, als er sollte“, hatte er ihn in ernstem Ton gewarnt. „Bis nach dem Freitag der nächsten Woche müssen Sie weitgehend nüchtern bleiben, damit Sie sich nicht verplappern.“
    „Aber das würde sehr merkwürdig wirken“, war Williams Einwand gewesen. „Jeder weiß, dass ich gewöhnlich sehr viel vertrage.“
    „Behaupten Sie, dass Sie an einer starken Erkältung leiden und der Doktor Ihnen geraten hat, bis zu Ihrer Genesung Brandy und dergleichen zu meiden. Das sollte genügen.“
    Richard gedachte seinen zukünftigen Schwager zu bessern, was möglicherweise eine hoffnungslose Aufgabe war. Indes schuldete er es dem alten Herrn im oberen Stockwerk und ebenso Pandora, Jack und der liebenswerten Tante Em, zumindest den Versuch zu machen, den zukünftigen Erben von Compton Place zu überzeugen, sich in Zukunft gut zu benehmen.
    Jack war mit einem Band Robinson Crusoe, den er in der ver nachlässigten Bibliothek gefunden hatte, zu Bett gegangen, und Richard saß im Schulzimmer am Tisch und studierte eine Landkarte von Sussex, als Pandora hereinstürmte und sich in den einzigen Armsessel des Raums fallen ließ.
    „Niemand weiß, dass ich hier bin“, erklärte sie. „Sie brauchen sich deswegen also keine Sorgen zu machen. William hat sich zurückgezogen, ebenso Tante Em und wie ich annehme auch Jack. Also bin ich über die Hintertreppe gekommen, die ich in meinem ganzen Leben noch nicht so oft benutzt habe wie zurzeit. Ich musste einfach mit Ihnen reden, Sie sind der einzige vernünftige Mensch, den ich kenne.“
    „Aber Miss Compton“, erwiderte er ernsthaft. „Was gibt es denn so Dringliches, worüber Sie mit mir sprechen wollen?“
    „Es geht um William“, entgegnete sie. „Er ist verrückter denn je. Im einen Augenblick benimmt er sich Ihnen gegenüber so grob, dass ich mich schäme, mit ihm verwandt zu sein. Wie zum Beispiel heute Abend beim Dinner. Und im nächsten Atemzug meint er, ich solle dafür sorgen, dass Sie sich hier mehr zu Hause fühlen. Dass es gut für mich wäre, mit einem Mann wie Ihnen zu reden, der Verstand hat. Langsam fange ich an zu denken, dass er noch verwirrter im Oberstübchen ist als Großvater.“
    Er ist lediglich ein ungeduldiger Narr, dem plötzlich klar ge worden ist, dass ich ein guter Fang bin und es nicht schlecht wäre, mich festzuhalten, dachte Richard. Warum er allerdings nicht bis zur sicheren Beendigung der Schmuggelaffäre warten kann, ist mir schleierhaft.
    Natürlich äußerte er nichts davon Pandora gegenüber, sondern versuchte sie zu trösten, indem er darauf hinwies, dass William schon immer launisch gewesen war.
    „Ich weiß“, bestätigte sie betrübt. „Manchmal glaube ich, dass er sich vielleicht ändern würde, wenn er statt meiner mit den grimmigen Tatsachen konfrontiert worden wäre, die unser Erbe in Compton Place mit sich bringt. Denn sofern er sich nicht bald bessert, bleibt unserer Familie nichts anderes übrig, als das Haus und die Ländereien zu verlassen, wo wir seit fast sechshundert Jahren gelebt haben.“
    Richard konnte sie nicht ehrlichen Herzens beruhigen. Er hoffte, dass die Dinge, die er

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