Herz dder Pflicht
Ausbreitung des Schmuggels an der Südküste verantwortlich sind. Es fehlten ihnen jedoch Beweise, die sich gegen sie verwenden ließen. Freitag wird sich das möglicherweise ändern.“
„Das hoffe ich, Sadler. Da kommt Jack mit Ihrem Ale. Sollen wir einen Toast ausbringen, wir drei – Jack und ich ohne Alkohol, doch Limonade genügt wohl auch. Tod allen Verrätern und nieder mit Napoleon!“
„Großartig“, rief Jack eifrig. „Und beim nächsten Mal erlauben Sie mir vielleicht, mit Ale anzustoßen statt dieses schwachen Zeugs. Sämtliche Jungen in meinem Alter, die ich kenne, durften schon Alkohol probieren.“
„Einstweilen noch nicht“, antwortete Richard mit einem Augenzwinkern in Richtung Sadler. „Weil dir dann zu schnell die Puste ausgehen würde. Und jetzt lass uns weiterspielen, Jack. Versuch einen geschnittenen Ball zu platzieren, ohne dass dein Gegner sieht, was du vorhast.“
„Zurück zum Spiel und zur Pflicht“, sagte Sadler grinsend. „Richten Sie Mr. William aus, dass ich bedaure, ihn nicht angetroffen zu haben. Ich wollte aber nur berichten, dass alles ruhig ist. Ich wünsche Ihnen beiden einen schönen Tag.“
Richard amüsierte sich insgeheim über das offenkundige Vergnügen des Zolloffiziers, Teil einer Verschwörung zu sein, zu der so hochrangige Persönlichkeiten wie der Lord Lieutenant gehörten. Er hoffte, dass der Captain der Miliz so schlau war, mit seinen Leuten in Deckung zu bleiben, bis die Schmuggelware angelandet war, so dass die Schuld derjenigen, die an der Aktion beteiligt sein würden, eindeutig bewiesen werden konnte.
„Es kann kein Zweifel mehr daran bestehen, dass das Innenministerium einen Spion in der Gegend eingeschleust hat“, berichtete Roger Waters seinem Vater, nachdem er eine dringliche Botschaft aus London erhalten hatte. „Leider konnte mein Informant mir nicht den kleinsten Hinweis auf die Identität des Agenten geben. Angeblich weiß Sidmouth als Einziger, wer der Mann ist, und Seine Lordschaft pflegt nicht zu reden.“
„Hast du nicht einmal eine Vermutung, wer es sein könnte?“, fragte der ältere Waters und zündete sich seine Pfeife an.
Roger schüttelte den Kopf. „Praktisch jeder kommt infrage, ob adelig oder von einfacher Herkunft. Ich tippe auf einen der früheren Polizisten aus der Bow Street, der wegen irgendwelcher undurchsichtiger Praktiken entlassen wurde. Das Innenministerium pflegt diese Leute häufig für derartige Aktionen einzusetzen. Andererseits würde so ein Bursche aus der Großstadt unter der ländlichen Bevölkerung in Sussex ziemlich auffallen.“
„Also jemand, den wir nicht verdächtigen.“
„Genau.“ Kurz schoss Roger der Gedanke an Mr. Edward Ritchie mit den erstaunlichen Reitkünsten durch den Sinn, doch er verwarf die Idee so schnell, wie sie gekommen war. Der Mann war so sehr der Typ eines milden Lehrers, dass ein solcher Verdacht völlig lächerlich erschien.
Roger änderte seine Meinung, als er an dem bewussten Freitag Lady Leominster bei ihrem nachmittäglichen Ausflug traf.
Er kam von Compton Place, wo er sich bemüht hatte, den Narren William Compton dazu zu bewegen, seine Verpflichtungen zu erfüllen. Als Roger die Kutsche Ihrer Ladyschaft erblickte, empfand er zunächst nichts als Ungeduld bei der Aussicht, die wortreichen Dummheiten der alten Närrin ertragen zu müssen.
„Freut mich, Sie zu treffen“, rief sie ihm jubelnd entgegen. „Ich fürchtete schon, es würde sich keine Gelegenheit mehr ergeben, Sie zu sehen, da ich morgen wieder in die Stadt zurückfahre. Leider habe ich bei meinem jetzigen Besuch in Sussex nicht viel Unterhaltsames erlebt, außer natürlich Ritchie Chancellor zu begegnen, der aus welchen Gründen auch immer in Compton Place den armseligen Schulmeister spielt.“
„Ritchie Chancellor?“, wiederholte Roger.
„Ja, Major Richard Chancellor, Hadleighs jüngerer Bruder. Vielleicht können Sie mir verraten, was ihn zu dieser merkwürdigen Maskerade veranlasst. Geldnot kann es nicht sein, denn sein Onkel hat ihm ein Vermögen hinterlassen. Gerüchten zufolge hat er sich im Krieg in Spanien als Held erwiesen. Aber nun ja, er ist natürlich auch ein hervorragender Kavallerist.“
„Natürlich“, wiederholte Roger scheinbar ruhig. Innerlich kochte er vor Zorn, da er nun begriff, was der angebliche Mr. Ritchie vorhatte, und weshalb es für ihn notwendig war, seine wahre Identität zu verbergen.
„Oje“, rief Lady Leominster plötzlich. „Das hätte ich Ihnen wohl
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