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Herz des Himmels (German Edition)

Herz des Himmels (German Edition)

Titel: Herz des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Voosen
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dachte. In einem der kleinsten Lesezimmer der Bibliothek, das vollgestopft mit Stühlen und Tischen war, saß sie und  murrte vor sich hin. Harlow sah sie mitleidig an. Nach einer Stunde kam ihr jede Sekunde weiteren Schweigens endlos vor, weil sie noch immer blöd da sitzen musste und sich nicht beschäftigen konnte. Beaufsichtigt wurde sie von einer älteren Dame, die in einem Buch las.
    „Sich am ersten Tag Nachsitzen einhandeln, wie geht das, Schätzchen?“, fragte sie, sah von den Seiten auf und klemmte den Finger als Lesezeichen dazwischen. Kaithlyn erzählte ihr den Grund und die Frau lachte.
    „Kiankis dürfen mit in den Unterricht, aber wenn Mrs Roach es so möchte kannst du wohl nichts machen. Es war ja nur eine Vertretungsstunde, Liebes. Ich denke, ich kann dich jetzt guten Gewissens entlassen.“
    „Danke.“
    Ganz starr vom langen Sitzen, löste sich Kaithlyn vom Stuhl und verließ die Bibliothek. Es wurde schon früh dunkel und sie hoffte, der Weg zu ihrem Zimmer würde schneller zu finden sein. Die Bäume raschelten und das Gras, das sich im Wind mit wog sah aus wie fließendes Wasser. Noch mehr Blätter verließen die Äste und tanzten wieder ihre bunten Laubtänze. Es roch nach Kälte und Regen. Kaithlyn entschied sich das Abendessen sausen zu lassen. Doch Harlow protestierte so lange und flehend, dass sie es schaffte Kaithlyn umzustimmen, doch die Mensa war da bereits geschlossen.
    „Fast halb acht schon! So spät!“ Die Alte hatte sie doch zu lange schmoren lassen. Harlow protestierte noch lauter. „Ich hab Hunger!“
    „Ich weiß“, sagte Kaithlyn müde.
    „Klauen wir was?“, schlug Harlow vor. Kaithlyn musste lachen.
    „Wie wäre es mit Sandwichs?“, fragte eine Stimme hinter ihnen. Harlow drückte ihre Nase an der Scheibe platt, als würden sich die Türen jeden Moment doch öffnen.
    „Hallo Shay“, sagte Kaithlyn und seufzte schwer. Er musste die ganze Zeit in der Nähe gewesen sein.
    „Ich dachte mir schon, dass du Hunger hast, wenn du vom Nachsitzen kommst.“
    „Was für ein Zufall“, sagte Kaithlyn träge. Er hielt eine braune Papiertüte hoch. „Damit Harlow nicht umkommt“, sagte sie ironisch und nahm sie ihm ab.
    „Sag lieber gleich, was du als Gegenleistung willst. Und hör auf mich zu verfolgen!“, ermahnte Kaithlyn ihn. Sie holte ein Thunfischsandwich heraus und gab es Harlow.
    „Du hast ein Kianki?“, fragte er und ignorierte den anderen Satz. Er schien nur das zu hören, was er hören wollte.
    „Auch schon gemerkt? Das ist Harlow.“
    „Ich würde gerne mir dir sprechen. Sollen wir aufs Dach gehen?“, fragte Shay und wies nach oben. Kaithlyn nickte widerstandslos. Er würde wohl sonst nicht klein bei geben und irgendwie war sie ihm was schuldig, nachdem sie seine Gedanken erraten hatte oder wie auch immer man das nennen konnte.
    Der Glockenturm schlug acht als sie das Dach erreichten. Trübe Sterne gaben sich am Himmel zu erkennen. Das Zwitschern der Vögel über ihren Köpfen ebbte ab, als diese es sich in ihrem Nest bequem gemacht hatten. Inzwischen war es noch kälter geworden. Kaithlyn zog die Beine an und schloss die Augen. Sie fror und war unerklärlich erschöpft und müde.
    „Was meintest du, als du eben sagtest Irina macht Probleme ?“, begann sie das Gespräch.
    „Es liegt an ihrer Fähigkeit. Sie hat eine ganz spezielle Magie. Sie ist ein starkes Mädchen, doch manchmal hat sie es nicht unter Kontrolle. Früher oder später ist immer etwas passiert .“
    Kaithlyn beschloss nicht näher darauf einzugehen. Sie würde Irina lieber selber darauf ansprechen.
    „Ich will ihr nur unnötigen Kummer ersparen, aber jemand wie du, ist wohl kaum so taktlos, sie über ihre Grenzen zu treiben. Du würdest es merken, oder?“
    Kaithlyn seufze wieder. „Kann sein.“
    „Deshalb tut es mir leid, was ich zu dir gesagt habe.“
    Kaithlyn erinnerte sich an seine Gefühle. Sie waren so echt gewesen. Mit solcher Richtigkeit hatte sie diese Gedanken angenommen, als wären es ihre eigenen, doch das war so falsch. Zuerst war da immer nur der Wunsch gewesen andere zu verstehen. Dann Eingebungen, wann welche Worte angebracht waren und nun las sie schon in den Gefühlen anderer Menschen. Das war falsch.
    Hoffentlich passiert das nie wieder, dachte sie beschämt.
    „Nimmst du meine Entschuldigung an?“, fragte Shay.
    „Schon gut“, sagte sie. Harlow schob den Kopf noch weiter in die Tüte, um auch die letzten Krümel zu erwischen.
    „Okay, also warum bist du mir

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