Herz des Himmels (German Edition)
Teelöffel. „Ein Schlückchen und morgen geht`s dir wieder besser!“ Sie hielt Kaithlyn das Medikament unter die Nase und Kaithlyn schluckte das widerlich glibberige Zeug hinunter. Es schmeckte scheußlich.
„Oh, du scheinst ja etwas Besonderes zu sein“, fuhr sie glucksend fort. „Dein Freund ist doch ein Pfeiler, richtig? Sein Name wie war er noch…Fye Crossdale, ja, er ist ein gutaussehender Bursche…hach.“ Sie lächelte milde.
„Freund?“, kam es aus Kaithlyns und Shays Mund zur gleichen Zeit.
„Oh, junges Glück“, flötete die Krankenschwester verträumt. „Ich erinnere mich noch an meine Jugend, früher war so vieles anders.“
Kaithlyn und Shay tauschten einen flüchtigen Blick.
„Ich bin gekommen, um sie abzuholen, wissen Sie“, sagte Shay rasch, bevor die Frau mit einer ausführlichen Geschichte beginnen konnte.
„Geht es dir denn schon besser?“
Sie weitete die Augen und musterte Kaithlyn.
„Ja!“, antwortete diese, wie aus der Pistole geschossen.
„Na gut! Na gut! Wenn noch etwa sein sollte, kommst du einfach wieder!“
Jetzt wo Kaithlyn kein Gespräch mehr ablenkte (oder wenn sie ehrlich war, eine bestimmte Person), spürte sie die Kälte wieder. Ihre Kleidung roch feucht und modrig und nach Moos, klebte ihr wie eine zweite Hautschicht aus Eis am Körper. Ohne die Decken fror sie furchtbar. Shay zog sofort sein Jackett aus und legte es ihr um die Schultern. Kaithlyn schmiegte sich an den warmen Stoff.
„Danke“, sagte sie mit klappernden Zähnen. Shay nickte und zog ihre Tasche hinter sich her. „Hast du keinen Unterricht?“, fragte sie neugierig.
„Nein, es gab wohl Organisationsprobleme mit den Stundenplänen der Oberstufe, ich hatte nach der zweiten frei.“
Kaithlyns Magen rumorte laut und geräuschvoll, so großen Hunger hatte sie.
„Du hast nicht zufällig Sandwichs dabei?“
„Ausnahmsweise nicht“, sagte Shay übermütig.
Kaithlyn duschte heiß und zwang sich in eine Baumwollstrumpfhose, während sie sich weiter anzog. Die Kälte war noch immer da, wie ein Schleier lag sie auf ihrem Körper. Sie steckte sich die Haare hoch und schlüpfte in ein paar warme Stiefel, die eigentlich Irina gehörten und tapste dann Richtung Mensa. Eine halbe Stunde später befand sie sich in jeder Menge Gesellschaft.
Rose starrte sie unruhig an und umklammerte krampfhaft ihre Gabel. Shay, saß lächelnd daneben, was sehr merkwürdig war. Irina hingegen war misstrauisch und sah von Rose zu Shay, von Shay zu Rose und ihre Augen flackerten wild. Ruz, der jede böse Schwingung ignorierte, erzählte gut gelaunt von Mathematik und ließ sich lautstark über Mr Not aus, wobei er versuchte die Stimmung aufzulockern. Harlow dachte nur ans Essen. Kaithlyn lachte herzlich und konnte nicht mehr aufhören. Die anderen hörten einen Moment auf sich auf ihre Gefühle zu konzentrieren und sahen sie besorgt an.
„Alles okay?“, fragte Rose.
„Mehr als das“, lachte Kaithlyn und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Ihr müsstest euch sehen!“ Sie schob sich eine große, goldgelbe Kartoffel in den Mund. Das Essen schmeckte heute doppelt so gut wie sonst.
Nach dem Essen kamen Kaithlyn und Irina pünktlich zu Landschaftskunde an und suchten sich rasch einen Platz. Die Stunde verging wie im Flug, vielleicht lag es daran, dass Kaithlyn ausnahmsweise einmal aufpasste und es sogar Spaß machte, etwas über die Insel Senegade zu erfahren, schließlich würde sie sehr lange Zeit hier verbringen. Für einen Moment hatte sie sogar all ihre Sorgen vergessen, wäre dann nicht eine unerwartete Frage in der letzten Stunde gefallen. Sie hatten gerade Interkulturelles Verstehen und ihre Lehrerin Mrs Stanch, die Frau des Weltkundelehrers, die ihm äußerlich sehr ähnelte, war wie alle Lehrer, zuerst die Anwesenheitsliste durchgegangen, als sich Adriana Azedine zu Wort meldete.
„Ja, Miss Azedine?“
„Da wir doch das Fach Interkulturelles Verstehen haben, hätte ich eine Frage, die sicher unter ihr Themengebiet fällt.“
Mrs Stanch schien erfreut darüber, dass sich eine Schülerin auf den Unterricht vorbereitet hatte und nickte strahlend.
„Fragen sind immer willkommen.“
„Wieso kommt ein Ashberry von Shadows Point nach Senegade? Gibt es dafür besorgniserregende Gründe? Ich meine, die Deity Akademie nimmt doch keine Vampire als Schüler auf, oder?“
Mrs Stanch hob verärgert die Brauen. „Hatten Sie nicht eine Frage bezüglich meines Fachs?“, sagte sie
Weitere Kostenlose Bücher