Herz des Himmels (German Edition)
öffnete benommen die Augen. „Wie bitte?“ Er rieb sich die kleinen Augen und schob seine Brille auf die knollige Nase, die um seinen Hals, an einer Kordel, gebaumelt hatte. „Was? Wie? Wo?“, rief er erschrocken aus und fuhr ruckartig hoch. Der Alte und das Mädchen sahen sich einen Moment lang an, dann rief er aus: „Ein Geist!“
Er sprang vom Stuhl und Papiere flogen durch die Luft, wie herabfallende Blätter im Herbst. Während er mit den Armen ruderte, um sich Kaithlyn vom Hals zu halten, schwirrten seine Augen durch den Raum, wohl auf der Suche nach noch mehr Eindringlingen.
„Ich bin kein Geist. Entschuldigen Sie bitte die Störung. Leod der Torwächter hat mich hergebracht, weil er dachte, Sie könnten mir vielleicht helfen“, sagte Kaithlyn höflich.
„Kein Geist?“ Er hörte auf, wie wild umherzurudern und rückte seine Brille gerade. „Ein lebendes Mädchen? Aber wie kommst du denn hier her?“
„Ich hatte gehofft, Sie könnten mir das sagen.“
„So?“ Er musterte sie interessiert.
„Mein Name ist Kaithlyn. Ich habe mich verirrt.“
Das klingt wie aus einem Märchen. Das verlorene Mädchen, in einer fremden Welt.
„An diesen Ort verirrt man sich nicht einfach so. Stirbt man, betritt man die Stadt, aber lebend…ich meine…“ Er zupfte sein Hemd zur recht. Seine Erscheinung war recht schräg, dachte Kaithlyn. Wie ein Gelehrter sah er jedenfalls nicht aus. Der Mann war älter als ihr Großvater, hatte ein schmales faltiges Gesicht, mit Leberflecken, graue Haare, die wild durcheinander standen und einen gestutzten Bart. Er trug eine silberne Brille, die seine kleinen Augen größer wirken ließ, ein blaues Hemd und um seine Finger waren Lederbänder gewickelt.
„Der Drache sagte, Sie seien ein Suchender und Sie könnten mir helfen, weil auch Sie sterblich wären.“
„Das könnte durchaus sein…ich meine…zunächst, ich heiße Nathan Posen…mh…möchtest du dich setzen?“
Er machte Kaithlyn auf seinem Stuhl platz und setzte sich ihr gegenüber. „Vielleicht beginnen wir mit deiner Geschichte? Alles, woran du dich erinnerst, auch kleine Details, könnten helfen“, sagte er und klang nervös. Kaithlyn begann zu erzählen, woran sie sich erinnerte und was geschehen war. Als sie geendet hatte, nickte Mr Posen nachdenklich.
„Können Sie mir helfen?“, fragte sie beklommen.
„Spinter, sagst du? Das ist äußerst seltsam.“ Er rieb sich den Hinterkopf. „Spinter tragen ein Gift in sich, das Halluzinationen, bis hin zu Albträumen und Illusionen im Geiste hervorrufen kann, es ist, als ob man ein Parallelwelt betritt, bestimmt durch die eigenen Erinnerungen. Es muss damit zusammenhängen. Du sagtest, deine Freunde waren dabei? Nein, wenn es deshalb wäre, müssten sie auch hier sein, aber Kindchen, was macht ihr den auf Alfoid? Diese Insel ist gefährlich.“
„Es ist wegen einem Freund.“
Nathan nahm die Brille ab und zog ein Tuch aus seiner Hosentasche. Nachdem er sie geputzt hatte, setzte er sie wieder auf und seufzte.
„Es gibt nur zwei Möglichkeiten nach hier zu finden, soweit meine Theorie, tot oder- “, er brach ab.
„Die andere Möglichkeit, ist es die, mit der Sie hergekommen sind? Weshalb nennt der Drache Sie den Suchenden, was heißt das? Wie können sie hier überhaupt leben?“, fragte Kaithlyn rasch, um weitere Pausen zu vermeiden.
„Na gut, ich erzähle es dir. Es ist eine lange Geschichte, aber es ist ewig her, dass ich mit einem Menschen gesprochen habe, deshalb…“ Er hielt kurz inne.
„Ich höre ihnen zu“, sagte Kaithlyn aufmunternd.
„Vor ungefähr vierzig Jahren, war mein Vater ein Inselwächter, doch irgendwann wurde er krank und schwach.“ Die Erinnerung schien ihn traurig zu machen. Er senkte den Blick. „In einer dieser mondhellen Nächte des Winters, wurde das Dorf in dem wir lebten überfallen, von einer Gruppe junger Gauner, die den Dierraidern nacheifern wollten. Mein Vater war sofort dort, um zu schlichten, aber es kam zu Kämpfen und seine Krankheit machte ihm sehr zu schaffen. Er war klug, beliebt und ein gütiger Mann, ich habe ihn mehr als alles andere geliebt, aber in dieser Nacht wurde er erschlagen, von einem jungen Mann namens Jell Smith. Smith nahm das Amulett an sich. Es war sein Recht, aber ich hasste ihn dafür.“
„Warum war es sein Recht?“ Sie dachte an den Geist, den toten Mann, ehemaliger Amulett Besitzer. Inselwächter.
„Weiß du etwas über die Damantioamulette?“
Kaithlyn gab das Wissen
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