Herz des Himmels (German Edition)
Gelehrte Posen, er ist auch sterblich und er wird dir eine Antwort geben können“, sagte Leod. Er war freundlich und hatte Verständnis für Kaithlyn. Erleichtert bedankte sie sich.
„Ist dieser Posen, der Suchende?“, fragte sie.
„Ja. Bevor du die Stadt von Eden betrittst, musst du auf meine Anweisungen hören.“
Kaithlyn nickte. Ein Paralleluniversum. Unmöglich. Wie ist dies möglich?
„Erstens, sprich nicht mit den Geistern und zweitens, versuche nicht sie zu berühren, weiche ihnen aus. Jede Berührung, wäre ein qualvoller Einblick in ihre geschunden Seelen.“
„Sind alle Toten hier?“
„Hast du meine Anweisungen gehört?“
„Ja. Und sind – “
„Wir nennen ihn den Suchenden, weil er dies tut. Er sucht noch immer. Versuche niemals, etwas in Eden zu suchen. Es ist eine zeitlose Welt, die dich gefangen nimmt, wenn du sie unaufgefordert betrittst. Merke dir das gut, Mädchen.“
Kaithlyn folgte dem Drachen, der einige Meter voraus flog.
Stein für Stein und Fenster für Fenster glichen sich, Wände weiß wie Marmor, nur aus glattem Stein, Fenster eingerahmt in Holz, mit matten, milchigen Gläsern und rote Ziegeldächer. Wie eine Welle, streckten sich identische Häuserpacken die Straße hinauf. Es schien auch nur eine Straße zu geben, zwischen den Häusern jedenfalls waren keine Lücken oder Schleichwege. Der breite Weg führte sie an der leeren Einöde vorbei und Kaithlyn merkte die Steigung des Berges mit jedem Schritt. Eigentlich wäre dies ein schöner Ort gewesen, wenn Menschen die Straßen bevölkern oder Kinder hier draußen spielen würden, wenn ein Vogel hier gesungen hätte, hätte es nichts mehr ausgemacht, das alle hier gleich und eintönig war, aber die Straße war stumm und leer. Eine richtige Geisterstadt , dachte Kaithlyn traurig.
Sie versuchte im Vorbeigehen, etwas durch die Fenstergläser zu sehen, aber auch dort war kein Leben. Der Drache gebot ihr schneller zu gehen. Sie richtete den Blick wieder nach vorne. Kaithlyn starrte in das Gesicht eines Mannes. Er war mindestens Mitte vierzig und hatte dunkles Haar. Seine Augen trugen dicke Ränder und er sah sich verwirrt um. Er war einfach so vor ihr aufgetaucht.
„Wo bin ich? Wo soll ich hin?“, wiederholte er mehrmals und hustete dann krankhaft. Er fuhr sich immer wieder an die Kehle und tastete seine Brust ab.
„Es ist weg! Es ist weg!“, schrie er wie verrückt. Kaithlyn sah ihn mit ein wenig Furcht entgegen. So hatte sie sich Geister nicht vorgestellt, denn er sah aus, wie aus Fleisch und Blut. Kaithlyns Vorstellungskraft malte sich einen Geist oder eine Seele weiß und durchsichtig aus.
„Ruhe!“, gebot Leod und ein winziges Feuer entstieg seinen Nüstern, als er schnaubend ausatmete. „Blake Arett, du solltest doch am Haus Nummer fünfundfünfzig warten. Geh dorthin zurück!“
Zitternd nickte der Mann, doch dann sah er Kaithlyn beim Vorbeigehen fiebrig an. Seine Augen weiteten sich. „Sie hat es! Gestohlen! Gestohlen!“, schrie er und deutete auf das Damantioamulett. Sie umklammerte es und sagte beklommen: „Es gehört mir.“
„Dierraider! Dierraider! Dierraider!“, schrie der Geist, wie ein Irrer und er schrie ausgesprochen laut für einen Toten. Begierig kam er hinter ihnen her, streckte die Hände nach Kaithlyn aus. Leod ließ mit seinen Flügeln Wind aufkommen und vergrößerte so den Abstand zu dem Geist. Er kämpfte gegen die wirbelnde Luft und schrie weiter.
„Gestohlen hat sie es!“
„Geh, sage ich!“
Leods Stimme klang dieses Mal gebieterisch und kalt. Der Mann hielt inne und wand sich ab. Er ging die breite Straße zurück.
„Manche von ihnen, durchleben immer wieder quälende Sequenzen ihres Lebens. Der arme Verfluchte“, sagte Leod und Mitleid lag in seinen Worten. Er landete und trottete neben Kaithlyn her. Sie sagte nichts. Dieser Mann hatte einst ein Damantioamulett besessen. Nun war er tot. War das der Fluch des Silbers? Dierraider. Hatten sie ihn getötet und war es schon lange her?
Ihr Weg war lang und machte Kaithlyn zu schaffen. Sie konnte nicht einschätzen, wie lange sie gegangen waren. Diese Stadt ist zeitlos . Es war wie im Wald des Schweigens, alles war identisch, unbekannt und machte die Orientierung schwer. Nach einer halben Ewigkeit, so kam es ihr vor, war auf dem Hügel, an der Spitze des Bergs, eine Kirche zu erkennen. Sie hatte rechts und links eckige Türme wie eine Burg und einen noch viel größeren, in der Mitte, an dessen ovalen Dach, ein Kreuz
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