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Herz des Himmels (German Edition)

Herz des Himmels (German Edition)

Titel: Herz des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Voosen
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selbst gerichtet zu sein, sie klangen wie eine sanfte und betörende Melodie und stimmten Rose unerklärlicher Weise sehr traurig, obwohl sie ihre Bedeutung nicht verstand. „Ich führe euch zu diesem Ort“, fuhr Garu fort. „Den Eisblumen.“
     
    Harlow leckte mit ihrer rauen Zunge über Kaithlyn Wange. Traurig sah sie auf ihre Meisterin. „Komm zurück. Bitte wach auf“, flehte Harlow bitter. „Wo ist dein Geist? Was hält dich dort?“ Kaithlyns Gesichtsausdruck sah verspannt aus und ihr Körper zuckte, ganz als wäre sie von etwas im Traum überrascht worden. Das Damantioamulett glomm matt auf.
    „Kaithlyn“, klagte Harlow. Doch so sehr Harlow sich bemühte, Kaithlyn konnte sie dort, wo sie war, nicht hören.

Der Suchende
     
     
    Kaithlyns Welt war anders, als die von Melora. Sie stand auf einen kreisrunden und gepflasterten Platz. Vor ihr lag ein steinerner Torbogen, auf dem ein Drache saß. Der Drache hatte silbergraue Schuppen und goldene Augen, die misstrauisch flackerten, das Beeindruckende daran war jedoch, dass er lebte. Er war größer als ein Hund und daher unheimlich klein für einen Drachen, zumindest dachte Kaithlyn sich das. Der Drache streckte die ledrigen Flügel und riss das Maul auf, ganz so als würde er gähnen. Hinter dem Bogen erstreckte sich einen ganzen Berg hinauf, eine riesige Stadt. Der Bogen ging in eine matt weiße Mauer über, die die gesamte Stadt umschloss und wahrscheinlich gegen Tiere aus den Wäldern schützen sollte.
    Kaithlyn sah den erdigen, ebenen Boden, der in eine breite Straße überging hinauf und konnte ein paar Menschen sehen, die sich seltsam bewegten, wankend und schleichend. Sie trat neugierig nach vorne und wollte durch den Torbogen, als der Drache sich räusperte. Sie reckte den Kopf, um ihn besser sehen zu können.
    „Verzeihung, aber du bist kein Bewohner dieser Stadt“, sagte seine kühle, tiefe Stimme.
    „Nein“, sagte Kaithlyn. Der Drache klirrte mit den Schuppen und ließ den dornigen Schwanz unruhig durch die Luft wirbeln.
    „Ist das ein Problem?“, fragte sie verwirrt.
    „Du brauchst einen Pass“, sagte er mit brummigem Unterton.
    „Pass?“
    „Ich bin Leod, der Torwächter der Stadt von Eden und deshalb sage ich, Einlass kann nur gewährt werden, wenn der Reisende einen Pass besitzt und diesen müsstest du ohne Zweifel, bereits an dich genommen haben, als du -“
    „Ich habe keinen.“
    Der Drache schwebte lautlos herunter, umkreiste Kaithlyn und betrachtete sie eingehend von allen Seiten. Seine silberhellen Augen blieben ausdruckslos
    „Du lebst noch.“
    Kaithlyn sah ihn verwundert an. „Natürlich, warum sollte ich tot sein?“
    Ein seltsamer Ort. Still. So schrecklich still. Und warum kann der Drache sprechen? Der Drache setzte sich auf seine Hinterbeine und sah sie wie ein stolzer Löwe an. „Ein lebender Mensch!“, stellte er nochmals fest.
    „Was ist denn daran so besonders?“, fragte Kaithlyn und verschränkte abweisend die Arme vor der Brust.
    „Die Stadt von Eden, ist einer jener Orte, an den die Seelen übergehen, wenn jemand stirbt. Ein Paralleluniversum, dessen Grenzen kaum merkbar, mit der Welt der Lebenden verknüpft sind. Hier kommen alle Seelen an, die in den Frieden übergehen wollen, sie haben hier ihre verdiente Ruhe. Das einzige Mal, dass ein Sterblicher Einlass begehrte, war vor vielen Jahren. Der Suchende.“
    „Der Suchende?“
    „Er hatte die Macht hier zu sein. Er suchte eine Seele, eine Antwort. Wie bist du hierher gelangt?“, fragte der Drache, nun misstrauischer.
    „Meine Freunde und ich sind –“
    Kaithlyn stockte. Meine Freunde. Der leere Platz neben ihr trat in ihren Blickwinkel, als habe sie zuvor fest die Augen geschlossen. Sie war alleine. Selbst Harlow, die ihr immer wie ein Schatten folgte, war verschwunden. Sie alle waren verschwunden.
    „Wo sind sie?“, fragte Kaithlyn, der endlich bewusst wurde, dass etwas mit ihr geschehen sein musste. Etwas Unnatürliches. In ihrem Kopf begann sich ein dicker Nebel zu klären, der ihre Gedanken zuvor verschleiert hatte und ihr nun ihre Erinnerungen zurückgab. Die Lichtung. Der Fremde. Die Spinter. Die Dunkelheit…Stille. Kaithlyn kam ein schrecklicher Gedanke. Hatten die Spinter sie etwa getötet? Nein, der Torwächter Leod hatte gesagt, sie würde leben. Wieso war sie dann hier? Welt der Geister?
    Kaithlyn erzählte Leod ihre Geschichte. Der Drache hörte aufmerksam zu und nickte dann. „Ich bringe dich zum Turm der Weisheit, dort wohnt der

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