Herz des Himmels (German Edition)
das Kind am Arm zurück. Die Eltern und ihre Kinder hatten an der Stelle, wo eigentlich die Ohren hätten sein müssen, kleine weiß schimmernde Flügelchen, die spitz zusammenliefen und jeder von ihnen trug ein anders Symbol auf der Stirn. Das kleine Mädchen, welches immer noch quengelte, hatte dort einen goldenen Vollmond prangen.
„Bitte, Mami, ich möchte es haben, sie ist so schön! Bitte!“
„Vielleicht zu deinem Geburtstag, der dauert ja nicht mehr lange. Komm wir müssen noch Großmutter abholen, sie wartet sicher schon.“
„Hör auf sie anzustarren!“, zischte Rose und zog Kaithlyn weiter. Sie hatten sich schon eine ganze Weile von Mr und Mrs Aveda getrennt, denn als sie über den Markt gegangen waren und an einem Antiquitätenstand vorbei kamen, konnte Mrs Aveda sich nicht mehr losreißen und Rose´ Vater hatte die Mädchen und Harlow weitergeschickt.
Es gab viel zu entdecken. Fremde und bekannte Essensgerüche stoben durch die Luft und verlockten Kaithlyn und Rose zu einem Zwischenstopp an einem Stand, an dem eine junge Frau Teigtaschen verkaufte. Rose lud Kaithlyn und Harlow ein. Als sie satt waren gingen sie einen weniger vollen Weg entlang und gelangten in den Teil des Dorfes, der nicht mehr zu den Einkaufstraßen oder dem Markt, mit all seine Ständen und Händlern, gehörte. Hier verliefen ausschließlich Wohnhäuser. An einem kreisrunden Platz mit einem Springbrunnen, die so typisch für das Dorf Litha zu sein schienen wollte Rose kehrtmachen, aber Kaithlyn starrte in eine dunkle Gasse, die schwach nach vermoderten Holz roch.
„Sonst finden wir später nicht mehr zurück“, meinte Rose unbehaglich. Die Fenster hier schienen leer und dunkel zu funkeln.
„Das ist was“, sagte Kaithlyn und schon schlüpfte sie durch den Steinbogen in die dunkle, feuchte Gasse hinein.
„Kaithlyn!“, schallte Rose´ Stimme hinter ihr her. Sie blieb stehen. Warum rannte sie eigentlich? „Hey!“ Rose hatte sie eingeholt und zog sie an der Schulter. „Kaithlyn?“, flüsterte Rose leise. Kaithlyn durchzuckte es plötzlich, so als wäre sie vom Blitz getroffen worden.
„Lauf!“, schrie sie erregt. „Schnell, Rose, Harlow!“
Rose begriff nicht. Kaithlyn nahm Harlow auf den Arm und rannte die Gasse zurück, die strauchelnde Rose an der Hand.
„Kaithlyn!“, brüllte Rose ihr ins Ohr. Kaithlyn hielt sie fester am Handgelenk. Ihr Herz schlug vor Aufregung wie verrückt und sie atmete so schnell, dass sie Seitenstiche bekam. Rose ging es nicht besser. Die drei stolperten durch den schmalen Ausgang der Gasse und Kaithlyn schlug sich das Knie am harten Stein auf.
„Was sollte das?“, fragte Rose verärgert.
„ Er ist hier!“, sagte Kaithlyn mit gebrochener Stimme. „Green!“
Rose wurde kreidebleich. „Was, hier im Dorf?“
Kaithlyn rappelte sich auf und zog Rose hoch.
„Dein Bein!“, kreischte Rose, als sie all das Blut sah.
„Ist nur oberflächlich“, beruhigte Kaithlyn sie. Schweiß rann ihr von der Stirn. Angstschweiß. „Harlow…spürt es auch“, wisperte Kaithlyn zitternd. Die kleine Katze bebte am ganzen Leib und ihr Fell sträubte sich.
„Dann müssen wir weg hier!“, schrie Rose.
„Nein!“, erwiderte Kaithlyn.
„Nein?“, hauchte Rose. Ihre Stimme krächzte vor Entsetzten beim wiederholen des Wortes. „Kaithlyn! Weg hier, komm!“
„Verstehst du nicht, Rose? Er kommt wegen mir her. All diese Menschen, er wird die Unschuldigen töten, wenn ich nicht zu ihm gehe!“
„ZU-IHM-GEHEN?!“ Rose´ Augen weiteten sich vor Schrecken. „NEIN!“, schrie sie panisch.
„Rose“, begann Kaithlyn mühsam, um ihre Stimme unter Kontrolle zu halten, damit sie nicht erneut wegbrach. „Du musst zurück zu deinen Eltern gehen! Warne sie! Und dann schick mir Hilfe, okay?“
Rose war völlig in Tränen aufgelöst. „Kaithlyn, was sagst du da nur? Du kannst…ich geh nicht alleine…du darfst doch nicht…“, schluchzte sie.
„Lauf, Rose! Bitte!“, drängte Kaithlyn. „Es bleibt nicht mehr viel Zeit!“
Kaithlyns Herz setzte für einen Moment aus. Es wurde völlig still um sie herum. Kaithlyn wusste augenblicklich, dass es zu spät war, dass spürte sie. Sie spürte Greens kalte, scharfe und schneidende Aura, die die Luft dünner werden ließ. Wieso war er hier? An diesem Ort? Zu diesem Zeitpunkt? Hatte er sie erneut gefunden?
Harlow. Sie sprach mit ihrem Kianki auf ihre besondere Art, damit Rose sie nicht hören konnte. Es ist ein aussichtsloser Kampf, wie sollen wir
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