Herz des Himmels (German Edition)
Mercudimagie. Ersteres kann nur gewirkt werden, wenn man einen Flaze als Energiequelle anzapfen kann, zweiteres, ist jedem zugänglich, wenn man genug Übung darin hat. Da ihre Elternteile beide Magier waren, sowie ihr gesamter Stammbaum, ist es selbstverständlich, dass sie einen Flaze besitzen, eigene Magie. Diese ordnet sich meist einem der Elemente zu, was wiederum genetisch bedingt ist. Der Drachenclan setzt seit jeher auf das Element Feuer, welches Ihnen zu gegebener Zeit zugänglich sein wird.“
Razzu machte eine kurze Pause.
„Sie müssen lernen, Ihre Chakren im Einklang zu halten, Ihre Energien zu mischen und dass Sie nicht einfach wahllos auf nur eine davon zugreifen sollten. Dies führt zu körperlicher Erschöpfung und im schlimmsten Fall zum Tod. Dass, was Sie bisher an Magie gewirkt haben waren Kurzschluss-reaktionen auf eine Situation, die Sie in Bedrängnis gebracht hat. Sie mussten schnell handeln und haben dies auch getan. Dennoch war das, was Sie getan haben gefährlich und ich werde Sie lehren, ihre Magie richtig zu beherrschen.“
Kaithlyn klebte gebannt an seinen Lippen. Er trug seine Ausführungen mit so viel Ernsthaftigkeit und Anspannung vor, das Kaithlyn sich unweigerlich dazu gezwungen fühlte, jedes Wort aufzusaugen und ihn nicht zu unterbrechen. „Sie sind ein seltener Fall, Miss Hayworth. Sie sind nicht im Drachenclan aufgewachsen, Sie haben keine der Vorteile genossen, den Namen ihrer Familie zu tragen. Sie haben Wissenslücken. Sie sind unvorbereitet und zu allem Überfluss würde Ihr Ryogan gestohlen.“
Kaithlyns Brust zog sich zusammen. Er wusste von dem Diebstahl?
„Aber“, fuhr Razzu fort. „Wenn Sie gewillt sind zu lernen, dann werde ich gewillt sein zu unterrichten.“
„Ich – “
„Es ist nicht nur eine Frage des Wollens“, unterbrach Meister Razzu Kaithlyn. „Miss Hayworth, Sie müssen lernen mit ihrem Erbe umzugehen oder es wird ihr Leben bestimmen.“
Das klang wie ein ehrlich gemeinter Ratsschlag, wenn auch ein seltsamer und Kaithlyns schlechtes Gewissen meldete sich. Sie musste mit diesem Mann zusammen arbeiten.
„Es tut mir leid“, sagte sie endlich. „Sie haben mir Respekt entgegen gebracht und ich Ihnen nicht. Das wird nicht wieder vorkommen.“
Razzu nickte, trotzdem blieb sein Blick kalt und herablassend.
„Strecken Sie Ihre Hände aus. Handflächen nach oben.“
Nachdem Kaithlyn den Befehl ausgeführt hatte, spiegelte Razzu ihre Bewegung wieder. Er rieb seine Fingerspitzen zusammen und nach einigen Sekunden nutze er Zeige, - Mittelfinger und Daumen, um zu schnippen. Ein kleiner Lichtblitz stob aus der Geste hervor.
„Ich möchte, dass Sie versuchen dies nachzuahmen. Wenn es Ihnen gelingt, werden Sie einen kleinen, elektrischen Rückschlag spüren. Diese Übung deckt mehrere Gebiete ab. Das sichtbare Materialisieren von Energie und das Kontrollieren dieser, sowie ein Gefühl dafür zu entwickeln, was Sie wirken können. Mit dem allerkleinsten Funken Magie, den Sie besitzen.“
Razzu erhob sich schwermütig.
„Sie gehen…?“, fragte Kaithlyn unsicher. Er ging zu einem der Schubladenschränke und öffnete die mittlere Schublade. Razzu zog ein in Samt geschlagenes Buch heraus und legte es auf eines der Pulte.
„Es ist eine alte Ausgabe, gehen Sie gut damit um.“
„Aber…?“
„Ich kann mich darauf verlassen, dass Sie üben werden?“
Er wies auf eine Uhr, die an der linken Wand neben der Fensterfront hing.
„Sie glauben nicht, dass ich es schaffe“, sagte Kaithlyn und spürte einen Anflug von Entrüstung. Razzus Blick durchbohrte sie durchdringend.
„Geben Sie ihr Bestes“, antworte er bloß und verließ den Raum.
Kaithlyn gab ihr Bestes. In der ersten Stunde wurde ihr Kampfgeist von den fehlgeschlagenen Versuchen immer weiter angestachelt. Ihr stand inzwischen Schweiß auf der Stirn und ihre Finger hatten sich durch die ständige Anspannung verkrampft. Nach der Ernüchterung, folgte Enttäuschung und nachdem mehr als zwei Stunden vergangen waren und Kaithlyns Konzentration auf ein Nulllevel gesunken war, gab sie es auf. Sie fühlte sich ziemlich schlecht dabei, aber die Vorstellung weitere zwei Stunden auf dem harten Boden auszuharren und zu versuchen, Magie zu wirken, bereitete ihr Kopfschmerzen. Zudem hatte sie schrecklichen Hunger und ihr Magen hatte angefangen zu rumoren, was sie umso mehr ablenkte. Als sie endlich aufstand, schmerzten ihre Beine. Sie dehnte sich und ging langsam auf das Pult, mit dem Buch zu.
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