Herz des Himmels (German Edition)
Vater…er hat dir das Leben gerettet?“
Kaine musste nicht einmal antworten, Kaithlyn spürte, dass es wahr war. Jemand der so etwas Selbstloses tat, konnte kein Dierraider sein. Nathan Posen hatte gelogen. Rose hatte recht gehabt, er wollte sterben, er wollte es, er hatte sie provoziert. Kaithlyn schämte sich so sehr. Ihre Tränen minderten den Schmerz und die Erkenntnis die sie überkam. Ihr Vater wollte sie beschützen, ihre Eltern hatten sich etwas dabei gedacht, sie zurückzulassen.
„Er war kein Dierraider“, sagte sie laut, um es sich noch bewusster zu machen, so ließ es sich echt anfühlen.
„Wie kommst du da drauf?“, fragte Kaine erschrocken.
„Eine lange Geschichte. Ich erzähle sie dir einmal, ganz sicher. Versprochen!“
Kaine sah sie unsicher an. „Warum weinst du?“, fragte er zögernd. Harlow schmiegte sich eng an Kaithlyn.
„Weil es mir hilft etwas zu verstehen“, sagte Kaithlyn als ihre Tränen versiegten. „Was passierte dann?“, fragte sie gefasster.
„Deine Eltern sind verschwunden, sie zogen mich aus dem Feuer und ließen mich am Rand der zerstörten Heimat zurück, mit all den anderen Menschen, die an diesem Tag alles verloren hatten und nicht wussten warum. Erinnerungen aus Schutt und Asche. Nichts wurde verschont. Der grausame Regen, der viel zu spät darauf folgte war ernüchternd. Es würde nichts mehr geben, was mich hier hielt. Ich hielt noch immer das Amulett in den Händen, dass deinem Vater gehörte und von dessen Existenz er nichts ahnte.
Bald kamen die Letorian und alle Oberhäupter des Drachenclans und konnten nur tatenlos zusehen was dort geschehen war. Niemand interessierte sich für das, was ein kleiner Junge erlebt hatte, jeder wollte seine Geschichte des Leides mitteilen, meine Eltern waren nur zwei von fünfzig anderen Opfern.“ Kaine knirschte mit den Zähnen.
„Aber es geht noch weiter, nicht?“, sagte Kaithlyn beklommen. „Meine Eltern wussten von der Bedeutung des Amulettes, sie dachten wahrscheinlich es wäre ihr verschulden, das die Dierraider hinter ihnen her waren und das sie es sich irgendwann holen würden. Von dir hatten sie keine Ahnung. Sie flohen, weil sie wussten, dass es noch andere geben würde, die kommen würden. Sie wollten nicht noch mehr Unglück verursachen!“
„Das könnte so stimmen“, meinte Kaine. „Es wäre eine Erklärung, warum sie verschwanden ohne eine Nachricht zu hinterlassen.“
„Nein“, warf Kaithlyn ein. „Das kann nicht ganz stimmen. Warum hätten sie mich dann zurückgelassen?“
„Weil die Dierraider nicht wussten, dass es dich gab. Die einzigen beiden, die dich gesehen hatten, starben an diesem Tag“, sagte Kaine. „Deine Eltern wussten nichts von der Existenz meines Amuletts, geschweigeden, dass es durch den Tod der Dierraider, die Weak ermordeten, eventuell in den Besitz deines Vaters übergehen würde, welcher wiederum die Dierraider...“
Kaithlyn nickte betroffen. Das Problem der Menschen ist doch immer ihr Herz, ihr schwaches Herz, das sie an etliche Dinge hängen, die so zerbrechlich sein können.
Das waren Greens Worte, so dachten diese Menschen.
„Kaine, was geschah dann? Was ist mit dir passiert?“, fragte Kaithlyn und griff nach seiner Hand. Kaine durchfuhr ein seltsam vertrautes Gefühl von Wärme.
„Auf der Insel Dorn lebten die Hoover, die besten Schmiede und Kämpfer. Weaks Tod war ein Verlust enormer Größe, sie kamen und holten mich. Sie nahmen mich bei sich auf, weil sie es als ihre Pflicht ansahen und weil ich das Amulett besaß, wollten sie mich beschützen und vorbereiten. Ich wollte nur noch weg von Krogan, wo hätte ich sonst hingehen können?“
Kaithlyn dachte an Fye.
„Die Hoover schienen mehr zu wissen, über all das was geschehen war, über so manche geheime Bedeutung, man sagte sogar Cortescount habe dort sein Handwerk gelernt und war ihr bester Schüler. Es sind strenge, aber gerechte Menschen, doch egal, wie sehr sie sich bemühten, meine Erinnerungen kamen immer wieder, ich wurde von ihnen verfolgt und konnte an nichts anderes mehr denken. Mein Lehrmeister sah, dass ich daran zu Grunde gehen würde, also schlug er mir etwas vor. Wenn ich ihre Vertrauensprüfung bestehen sollte, würde er mir alles erzählen, was er an Wissen angesammelt hatte und was mir helfen könnte. Das war mein Ziel für eine lange Zeit gewesen. Als ich dann zwölf Jahre alt wurde, habe ich es geschafft und bekam dass, worauf ich all die Jahre gewartet hatte. Antworten.“ Kaine
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