Herz des Himmels (German Edition)
„Erzählst du mir bitte die Geschichte des Ursprungs?“
Statt zu antworten nickte er träge. Harlow gähnte und rollte sich zwischen ihnen zusammen. Sie saßen sich im Schneidersitz gegenüber und Kaithlyn wirkte angespannt und konzentrierter den je.
„Mein Meister hat sie mir erzählt, damals, als ich die Vertrauensprüfung bestand. Vielleicht hat dieser weise und alte Mann selber ein Stück davon miterlebt? Es kostete ihn jedenfalls viel Überwindung davon zu sprechen, dabei wusste er, dass ich sie erfahren durfte, immerhin war ich seiner Ansicht nach der nächste Inselwächter von Dorn.“
Er machte eine Pause und zögerte. Kaithlyn hatte das Gefühl, dass Kaine gerne so offen mit ihr sprach, wie er es jetzt im Moment tat, aber ihn schienen immer wider Zweifel zu packen, die seine Worte zu ersticken drohten. Flüchtig überlegte sie, ob es daran lag, dass er schon viel zu viel erzählt hatte. An einem einzigen Tag so viel von Kaine zu erfahren, war einfach nur berauschend. Er war nicht länger ein geschlossenes Buch für sie und das erfüllte sie mit Stolz.
„Vor hundert Jahren existierten die Himmelsinseln noch gar nicht. Die Menschen und alle anderen magischen Völker, wie die Elfen oder Cups, lebten auf der Erde, weit unter uns, ein Land umgeben von eisblauen und weiß schimmernden Meeren.“
„Aber Erde ist doch der Überbegriff der Himmelsinsel“, ging Kaithlyn dazwischen. „Das Luftreich ist unser zu Hause.“
Kaine gebot ihr zu Schweigen. „Ein Krieg begann, ein harter Kampf aus Neid, Zorn und anderen Eigenschaften, die uns so egoistisch machen. Es war eine erbitterte Schlacht, geschürt unter den Völkern. Es gab keine Bündnisse und Freundschaftsverträge mehr. Jeder wollte sein eigens Land, die Gunst der Herrscher und den Respekt aller. Es begann als Streit, nichts weiter, belanglos in den Augen der Unbeteiligten. Ein Streit, der sich wie eine Krankheit ausbreitete und alle ansteckte und mit Hass infizierte. Die Menschen nahmen sich gegenseitig die Luft zum Atmen. Die Magie war damals das Einzige, was über ihnen stand. Zauberer der Urmagie der Elemente waren die Herrscher über das selbst zerstörerische Land.
Einer von ihnen, dessen Name längst untergegangen ist im Rausch der Zeit, machte den rachsüchtigen Völkern einen Vorschlag, er bot ihnen die Himmelsinseln des Luftreiches als neue Heimat an, ein Ort des Friedens und der Ruhe. Es sollte dem Krieg ein Ende bereiten. Dort würde jeder seine eigene Heimat haben und seine eigenen Regeln. Die Zauberer würden ihr eigenes zu Hause aufgeben und im Erdreich leben. Es gab nur eine Bedingung, jeder Funke Magie, der den Völkern, das Leben so erleichtert hatte würde mit den Zauberern dort unten versickern.
So wurde ein Pakt geschlossen und das Wertvollste was die Herrscher besaßen würde vernichtet werden. Aber damit die Völker nie vergessen sollten, was Unheil und Unglück bedeutete, ließ der Zauberer ein Tor zwischen diesen Welten bestehen, ein vergessenes Tor, für ewig verschlossen und dennoch ein Symbol dafür, dass die alten Fehler jeder Zeit auch über die neue Welt herfallen konnten. Die Oberhäupter der neun Völker wurden zu den neun Torwächtern und diese bekamen jeder eine Insel. Sie wurden also zu Inselwächtern. Doch schon bald gab es neue Unruhen, die Völker wollten ihre Magie zurück, sie wollten es leichter haben und waren undankbar. Die Inselwächter erkannten aber dieses Mal, dass sie zusammenhalten mussten, um dieser Welt eine Zukunft zu bescheren, doch jeder hatte Angst den einstigen Feinden zu trauen.
Cortescount schuf zu dieser Zeit die neun Damantioamulette. In jedes von ihnen wurde ein Stück der Karte versiegelt, das zum vergessenen Tor führt. So trugen die Inselwächter das wertvolle Geheimnis immer mit sich, an ihr eigenes Leben gebunden. So konnten alle sicher gehen, dass niemand es wagen würde das Unheil und die Urzauber der alten Welt heraufzubeschwören. Ihre Aufgabe war den Frieden zu bewahren, ihr Volk zu schützen und dankbar den Himmelsinseln gerecht zu werden. Das war die Generation der Dierraider, der Amulettträger.“
„Dierraider?“, fragte Kaithlyn entgeistert und ihre Gedanken überschlugen sich.
„Ja“, sagte Kaine mürrisch. „Das war die eigentliche Bedeutung des Namens.“
„Das ist also, was die Inselwächter beschützen, die Karte zum vergessenen Tor. Und die Dierraider, sie nennen sich so, um den Wächtern zu zeigen, dass sie Bescheid wissen, dass sie kommen und die
Weitere Kostenlose Bücher