Herz des Himmels (German Edition)
aus der Affäre gezogen“, sagte Kaithlyn, als sie sich beruhigt hatte.
„Nein“, erwiderte Melora. „Kaithlyn, dein Großvater hat es so vorgeschlagen. Er wollte nicht, dass Unschuldige zu Schaden kommen. Er hat diese Lücke im Gesetz ausgenutzt, um den König zu diesem Ultimatum zu zwingen.“ Kaithlyn überkam eine Welle von Übelkeit und schmiss sie zurück in ihren Stuhl. „Und das nennst du einen Zwischenfall? Deshalb sind sie nicht gekommen?“
Melora hüstelte gekünstelt. Die Wahrheit war wieder einmal ein Schlag mitten ins Gesicht. „Es tut mir leid“, sagte Melora sanfter.
„Oh nein, das tut es nicht! Es ist dir egal, das alles! Du interessierst dich nur für deine eigenen Gefühle, also geh, lauf zu Fye und klammere dich an ihn, so lange er noch da ist! Denn Fye wird alles dafür tun, um seinen Bruder zu stellen, dafür würde er sterben!“, schrie Kaithlyn angriffslustig.
„Kaithlyn!“, sagte Rose entsetzt.
„Vielleicht hast du recht!“, sagte Melora. „Denk was du willst, deine Meinung hat mich noch nie interessiert. Wir sind hier fertig!“
Sie stand auf und ging ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Kaithlyn überkam ein irres Lachen. „Das darf doch alles nicht wahr sein“, murmelte sie in einem Anflug von schlechten Gewissen. Rose sagte nichts, innerlich überkam sie ein Gefühl der Hilflosigkeit. Sie wünschte sich, Kaithlyn besser helfen zu können. Ihr kamen die Tränen, doch sie verbarg sie rasch vor Kaithlyn. Wann würde sie ihrer besten Freundin endlich helfen können, dass alles zu überstehen?
Dann kam ihr ein rettender Gedanke. In dieser Nacht schlich sich Rose aus ihrem Zimmer. Sie ging den dunklen Flur entlang und bemühte sich leise zu sein, als sie endlich den Fuß der Treppe erreichte und sich den Weg zum Keller bahnte. Oft genug hatte sie mit Harlow hier unten Verstecken gespielt und sie wusste, was sich dort alles befand. Sie kannte jeden Tunnel und jeden Raum, besser als Kaithlyn es je gekonnte hätte.
„Ich wusste, dass du hier bist“, sagte sie leise in die Nacht hinein. In der Stille klang jedes Flüstern wie ein Schrei.
„Was willst du? Es ist mitten in der Nacht“, brummte Kaines mürrische Stimme. Rose zündete einige Kerzen an. Der Rauch der Streichhölzer machte sie ganz benommen. Sie stand in einem der Trainingsräume, einem besonders kleinen, der wahrscheinlich ausschließlich zum Meditieren genutzt wurde. Überall lagen weiche Matten und Decken herum.
Rose zog einen kleinen Stab hervor der bronzen glänzte. Auf seinem Umriss spiegelten sich im Licht der Kerzen ein paar Muster wieder. Lange schräge Linien und viele Kreise waren wie Symbole in das Metall eingraviert. Rose schwang den Stab mit der einen Hand und mit einem lauten Klirren, wie brechendes Glas, wurde der Stab länger und reichte fast an Roses Größe heran. Sie hielt ihn nun mit beiden Händen. „Ich möchte, dass du mir bei bringst wie ich damit umgehe. Ich möchte es lernen.“
„Du hast es dir also überlegt?“, fragte Kaine und fügte leise hinzu: „Fye hatte mal wieder Recht.“ Rose sah ihn noch immer ernst an. „Also?“, fragte sie selbstbewusst. Kaine schwang sich auf die Beine, begutachtete die Waffe und nickte anerkennend. „Das scheint zu passen“, meinte er nur.
„Deshalb ist sie Kaithlyns Freundin“, sagte eine hellere Stimme und Fye trat über die Türschwelle. Seine stählernen Augen funkelten durch die Dunkelheit. Die beiden jungen Männer, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, standen dort nebeneinander und waren sich einig. Rose sah sie erleichtert an.
„Ich danke euch für eure Hilfe“, sagte sie.
„Ich respektiere deine Entschlossenheit“, erwiderte Fye.
Rose´ Griff um den Stab wurde fester. Die ewig langen, schweren Nächte begannen für Rose, sobald die Uhr zwölf schlug und es stille Dunkelheit wurde, denn für geheime Angelegenheiten war die Nacht noch immer die sicherste Tageszeit.
Scherben
Die wenigen Sätze die Melora und Kaithlyn getauscht hatten, hatten dazu geführt, dass die beiden nicht mehr miteinander sprachen. Sie hatten Streit. Melora mied Kaithlyns Nähe und Kaithlyn Meloras. Trafen die beiden durch einen Zufall aufeinander, ignorierten sie die andere vollkommen. Rose fand die Situation einfach nur seltsam. Was Rose auch noch seltsam fand war, dass Kaine nun viel Zeit mit ihnen verbrachte. Er war immer in ihrer Nähe. Rose meinte zu wissen, dass dies nicht an ihrem geheimen Training lag, worüber sie
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